Meleons magische Schokoladen
dich“, erwiderte sie. „Einem Magier sollte man nicht zu viel auf einmal versprechen.“
„Vielleicht hast du recht“, sagte er und setzte sie ab. „Aber du darfst dein Hochzeitsgeschenk schon auspacken! Es steht in der kleineren Abstellkammer.“
„Ein Gerät? Eine besondere Rührschüssel? Ein Schneebesen?“
Meleon lachte und küsste sie auf die Nase.
„Nein, mein Herz. Ein Walzwerk. Eine wundersame Maschine. Du wirst sehen. Damit kannst du fürderhin Schokoladen machen, ganz wie Meleon.“
„Wirklich?“, fragte sie gepresst. „Wirklich?“
„Ja. Sie ist nur für dich. Ich habe meine eigene.“
Isabell schmiegte sich an ihn.
„Ich glaube, ich liebe dich doch“, flüsterte sie.
„Was heißt doch ?“, empörte er sich.
Isabell wischte sich die Augenwinkel.
„Geh jetzt, Meleon! Und komm umso schneller zurück!“
Adventszeit
Kalt und nass dämmerte der Erste Advent heran.
Isabell gähnte und wollte eben die Blenden von den Ladenfenstern hochziehen, da gab es ein vernehmliches Knacken. Sie erschrak. Dann weiteten sich ihre Augen.
Mit einem Schlag färbten sich die Dekorationen um. Pralinenkästen flogen in die Fächer zurück, so dass sie sich ducken musste, um nicht gestreift zu werden. Von den obersten Regalbrettern schwirrten vierundzwanzig neue Schachteln heran, nahmen ihre Plätze auf den Podesten ein, und öffneten sich. Jede war mit tiefrotem Samt ausgeschlagen. Aus jeder faltete sich eine Pappkarte auf, die eine Zahl trug. Um die beiden gedrehten, gusseisernen Türpfeiler schlangen sich Girlanden aus Tannengrün, besetzt mit vergoldeten Zapfen. Dann flog der Deckel einer großen Blechdose auf. Zwei Dutzend Marzipanfiguren stiegen daraus empor, schwebten ins Fenster und stellten sich dort zwischen die Pralinenkästen.
Isabell öffnete die Ladentür und betrachtete die Auslage von draußen.
Marzipanrehe ästen auf dunkelgrünem Samt, Eichhörnchen knabberten possierlich an Bucheckern. Ein Fuchs aus Marzipan trug ein ebensolches Huhn in der Schnauze. Ein wenig erhöht, thronte über allem ein weißer Hirsch mit minuziös ausgearbeitetem Geweih.
Ein geschwungenes Spruchband verkündete:
Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen
„Meleon, du Verrückter!“, sagte Isabell und kehrte wieder in den angenehm warmen Laden zurück. Dort fand sie ein Pergament auf der Theke. In Meleons Schrift stand darauf:
Adventsverlosung
Anlässlich der schönen Vorweihnachtszeit verlost Meleon bis zum Heiligen Abend unter seinen hochgeschätzten Kunden vierundzwanzig Schokoladenpräsente. An jedem Tag wird ein Tütchen oder eine Schachtel ein Los enthalten. Die Gewinne können bis Weihnachten zu den Ladenöffnungszeiten entgegengenommen werden.
Eine schöne Adventszeit wünscht
Meleon
Nachdem Isabell den kurzen Text gelesen hatte, begab sich das Pergament von alleine zur Tür und blieb dort mit der Schrift nach außen gewandt haften.
Niklas brachte frische gefertigte Zimttrüffel nach vorne.
„Wie hat Meleon das gemacht?“, fragte Isabell. „Er ist doch nicht hier!“
„Zeitversetzter Zauber“, erwiderte Niklas sachkundig. „Er hat die Adventsüberraschungen längst vorbereitet. Den Menschen ist dieses Fest sehr wichtig, nicht wahr?“
„Natürlich. Wir feiern den Geburtstag des Herrn.“
„Welches Herrn?“, fragte Niklas.
Isabell schnalzte.
„Ich vergesse immer wieder, dass du ja auch aus… dieser Welt kommst. Kennt man dort Gott nicht?“
„Gewiss doch“, sagte Niklas. „Es ist Abuderk, der Fürchterliche, der das Leben und die Welten schuf, dazu das Nichts, den Abgrund und, als Strafe für die Sünder, das ewige Leben.“
„Oh, ich sehe schon… Ihr seid eine Art… Heiden.“
„Was sind Heiden?“
„Leute, die nicht das glauben, was wir glauben“, versuchte Isabell zu erklären. „Wir feiern den Advent als Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft von Jesus, der als Gottes Sohn geboren wird. Durch ihn wird der Tod überwunden und er eröffnet uns das ewige Leben, das du eben so abschätzig als Strafe bezeichnet hast.“
„Ach, so“, sagte Niklas. „Ihr betet Ablon an, den Vollstrecker. Er entstand aus Abuderks Atem…“
„Nein, nein, nein“, sagte Isabell. „Wir reden nicht über dasselbe. Lass es vorerst damit bewenden, dass du dir merkst, dass Weihnachten ein sehr frohes und bedeutendes Fest ist, an dem die Heilige Jungfrau Maria den Jesusknaben gebiert.“
Niklas kratzte sich im Nacken.
„Na, sowas“, sagte er. „Meleon hat mir das
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