Meleons magische Schokoladen
beschäftigen , Hoheit?“
„Nun, die Fertigung. Ich möchte alles wissen: Wie man sie macht, wie man sie verarbeitet, wie Pralinen, Trüffel und all die anderen Köstlichkeiten hergestellt werden.“
„Das sollten Sie Meleon fragen.“
„Unser guter Zauberer ist ja nicht greifbar. Also werden Sie die Güte haben, mir zu zeigen, was es zu zeigen gibt.“
„Ich glaube nicht, dass ich die Güte haben werde, Hoheit, denn dazu hat mir Herr Meleon keine Erlaubnis gegeben.“
Er lüpfte eine Augenbraue.
„Ich bin der Prinz!“
Isabell überlegte fieberhaft.
„Ja, Hoheit. Aber da gibt es einen magischen Kontrakt… Sie kennen das ja. Und daher kann ich die gewünschten Auskünfte leider nicht geben.“
Prinz Florindel betrachtete sie.
„Ein magischer Kontrakt. So, so. Aber er verbietet Ihnen doch wahrscheinlich nicht, in meiner Gegenwart irgendeine einfache Schokoladenköstlichkeit zuzubereiten.“
Isabell wäre den Prinzen am liebsten so schnell wie möglich los geworden, aber es war vielleicht besser, ein gewisses Entgegenkommen zu zeigen. Sie holte also die Zutaten zusammen und nahm sich ein vertrautes Rezept vor: Kaffeeküsse. Dazu brühte sie erst einmal eine Tasse allerstärksten Kaffee auf, rührte Butter mit Puderzucker, bis sie sehr weiß und cremig war, arbeitete dann Tropfen für Tropfen den Kaffee unter und ließ diese Füllung kurz in der kleinen Kammer anziehen, wo es etwas kühler war. Sie hatte sich für dieses Rezept entschieden, weil sie genau wusste, dass ein Neuling den Kaffee niemals erfolgreich mit der Butter verbinden würde. So ließ sich Prinz Florindel vielleicht entmutigen, zumal auch die weiteren Schritte der Zubereitung nicht so leicht zu meistern waren.
Er lehnte am Küchentisch und sah ihr aufmerksam zu.
Als sie die hauchfeinen Hohlkörper aus Schokolade bereitstellte, nahm er einen davon, betrachtete ihn, schnupperte und zerdrückte ihn dann mit drei Fingern.
„Ich verstehe. Die Creme muss hier hinein. Wie geschieht das? Mit einem Löffel bugsiert gewiss niemand diese Masse durch eine solch kleine Öffnung.“
Meleon besaß für diesen Zweck eine Schokoladenspritze, aber Isabell hatte nicht vor, Florindel allzu gut zu unterweisen. Sie holte also den Spritzbeutel hervor. Er war weit schwieriger zu handhaben, zumal die Wärme der Hand die Creme immer flüssiger werden ließ, sodass erst Schlieren in der Füllung entstanden und schließlich einige Zeit gewartet werden musste, bis alles wieder fest wurde, ehe man weiter arbeiten konnte.
„Nicht ganz einfach, wie?“, fragte der Prinz.
„Nein, Hoheit.“
„Sagen Sie, Isabell – warum können Sie mich nicht leiden?“
„Was bringt Sie auf diesen Gedanken, Hoheit?“
„Ich habe Jahre meines Lebens am Hof zugebracht. Dort sind alle mehr oder weniger in der Kunst der Verstellung geübt. Also musste ich lernen, hinter die Fassade zu sehen, wie man so schön sagt. Gegen die Hofdamen meiner Mutter sind Sie ein offenes Buch. Ich könnte Ihnen eine ganze Menge über Sie erzählen.“
„Ah?“, fragte sie nur und brach mit einem großen Messer Baiser in Stücke.
Prinz Florindel bediente sich am Baiser.
„Sie sind ziemlich in Meleon verliebt.“
„Bin ich das?“
„Natürlich. Das ist nichts Besonderes. Er versteht sich auf Frauen. Aber Ihnen ist es ernst.“
„Klug geschlussfolgert, wenn man bedenkt, dass Sie wissen, dass Herr Meleon und ich verlobt sind.“
„Oh, das allein bewiese noch gar nichts. Man verlobt sich aus so vielerlei Gründen. Aber Sie verteidigen ihn wie eine Raubkatze.“
„Ein sonderbarer Vergleich“, sagte Isabell und schmolz die Schokolade für den Überzug. Dazu musste sie den letzten Beutel Schokoladenlocken anbrechen.
„Oh, Sie haben ja durchaus etwas Katzenhaftes“, sagte Prinz Florindel. „Die geschmeidigen Bewegungen, das ein wenig dreieckige Gesicht, die undeutbaren Augen und die Neigung, die Krallen zu zeigen.“
„Galt solch eine Konversation bei Hofe als schicklich?“, fragte Isabell. Er zuckte die Achseln.
„Als Prinz kann man sich einiges erlauben. Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, weshalb Sie mich nicht ausstehen können.“
„Um das auszuführen, müsste ich meinerseits gegen die Etikette verstoßen.“
„Dann tun Sie es!“
Isabell ignorierte die Aufforderung, tauchte die erste Praline mit der Pralinengabel in die flüssige Schokolade, drehte sie sacht und platzierte sie auf dem Trockengitter. Dann setzte sie drei kleine Baiserstücke auf und fuhr
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