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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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Töchter aus gutem Hause sehen eigentlich im Zimmer eines Junggesellen nicht unter die Betten.
    Isabell errötete.
    Ich schätze, dir ist klar, dass ich diesen Kasten sicher hätte verschließen können, wenn ich es für nötig erachtet hätte.
    Damit hatte er zweifellos recht.
    Dieses Buch entstand während meiner Wanderjahre durch die Ebenen und Wälder von Genor. Es enthält Beobachtungen, Erlebnisse, Erinnerungen…
    Nun, genau das war ja das Schockierende.
    … die dich vielleicht überrascht und befremdet haben. Ich versichere dir jedoch, dass sie nichts enthalten, was den Wanderjahren eines jungen Zauberers unangemessen gewesen wäre.
    Offenbar ließ man Jungzauberern eine bemerkenswert lange Leine.
    Männer, die aus deiner eigenen Welt stammen, pflegen, soviel ich weiß, solche Aufzeichnungen künftigen Ehefrauen nicht zugänglich zu machen.
    Isabell glaubte eigentlich nicht, dass andere Junggesellen überhaupt solche Aufzeichnungen führten, weder in seiner noch in dieser Welt, und schon gar nicht, dass sie Derartiges niederzulegen hatten. Oder sie hoffte es wenigstens.
    Wenn dein Anstandsgefühl genügend abgeklungen ist, wäre es nützlich für dich, diese Seiten zu studieren, denn sie enthalten unersetzliche Erkenntnisse und Hinweise.
    „Aha, ist da so?“, fragte Isabell laut.
    Du solltest die Tierwelt ebenso betrachten, wie die botanischen Zeichnungen, denn sie lehren einiges über die Schokolade und verwandte Pflanzen und auch über die unentbehrliche Vanille, einen Stoff, der viele bedeutsame Eigenschaften besitzt, die Zauberer kennen müssen und jene, die Schokolade machen wollen.
    „Um die Schokolade geht es dir also?“, fragte Isabell grimmig.
    Hinzu kommen Pflanzen, die ihr in eurer Welt nicht kennt. Was das andere angeht, das dich auch interessieren mag, so sei hier nur soviel gesagt, dass du gegenüber dem Vigilianischen Fingerbaum ein Bildnis meiner späteren Frau Lilya sehen kannst – im Alter von siebzehn Jahren. Ich traf sie damals bei einer der königlichen Jagden.
    Nun hätte Isabell nur noch wissen müssen, welches der Vigilianische Fingerbaum war!
    Übrigens kannst du alles, was ich damals niedergeschrieben habe, lesen, wenn du nur willst, denn ich habe das Buch mit einem Zauber belegt, der die Sprache unter einer Zeichnung übersetzt, wenn du dich nur hinlänglich konzentrierst. Angst, Scham und andere Gefühle können diesen Zauber unwirksam machen.
    Lerne!
    Dein, dir zutiefst verbundener, Meleon

    Die Schrift schwand.
    „Warte“, sagte Isabell.
    Doch nichts zeigte sich mehr.
    Sie blätterte das Buch noch einmal durch und fand schließlich einen Baum mit Blättern, die an Finger gemahnten. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich die kolorierte Federzeichnung einer jungen Frau in eng anliegender, taillierter Jacke, Kniebundhosen, Stiefeln und einer juwelenbesetzten Kappe. Ihr Gesicht war ein wenig zu eckig, um hübsch genannt zu werden, doch hatte sie einen Augenaufschlag, der Männer ganz gewiss zu betören vermochte.
    Isabell konnte sich bemühen, wie sie wollte: es gelang ihr nicht, die Schrift zu entziffern. Schließlich legte sie das Buch zum anderen in den Kasten, schloss ihn und schob ihn wieder unter das Bett. Mit schlechtem Gewissen erinnerte sie sich daran, wieviel Konfekt noch zu machen war, wenn sie die immer genäschige Kundschaft zufrieden stellen wollte.
    Während sie die nächsten Stunden damit zubrachte, Pralinencremes zu rühren und Plätzchenteig auszuwellen, fragte sie sich immer wieder, weshalb Meleon ihr dieses Buch überhaupt zugänglich gemacht hatte.
    War es Unbefangenheit, heimlicher Stolz, ein Hinweis darauf, dass sie nicht die erste Frau in seinem Leben war und vielleicht auch nicht die letzte sein würde?
    Oder ging es wirklich um die Schokolade? Isabell meinte, im hinteren Teil des Buches auch Geräte gesehen zu haben, doch hatte anderes ihre Aufmerksamkeit gefesselt. Was, wenn die Maschine dort irgendwo erklärt war?
    Isabell stellte den Plätzchenteig zur Seite und ging wieder nach oben, um das Buch ein zweites Mal aus seinem Kasten zu nehmen.

    Sie wollte den Deckel aufspringen lassen, als sie Niklas rufen hörte. Also schob sie den Kasten wieder unter das Bett.
    In der Küche stand Prinz Florindel.
    „Hoheit?“, fragte Isabell, aufs Schlimmste gefasst, denn bisher hatte keiner der beiden Prinzen den Laden aufgesucht.
    Er lächelte strahlend.
    „Ich bin gekommen, um mich mit Schokolade zu beschäftigen.“
    „Was verstehen Sie unter

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