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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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sich zwar erleichtert, aber die Aufregung der letzten Stunden ließ sich nicht vertreiben. Sie meinte, ihren Magen zittern zu spüren. Plötzlich wurde ihr in der spätherbstlichen Luft kalt. Bisher hatte sie gar nicht gemerkt, dass sie ohne Mantel unterwegs war.
    „Ich gehe zurück, damit Meleon mich findet, wenn er kommt“, sagte sie zu ihrem Vater und er ließ ihr noch einmal eine Gasse öffnen.
    Auf dem Rückweg ging sie langsamer und musterte die Häuser. Aus den Schornsteinen stieg Rauch. Also waren die Einwohner der Stadt nicht geflohen oder ermordet worden, wie sie schon befürchtet hatte. Es öffnete sich aber auch keine Haustür, keine Stufen wurden gefegt und die allmorgendliche Anlieferung von Milch schien eingestellt, denn vor den Eingängen standen noch die leeren Kannen, und kein Leiterwagen ratterte über das Kopfsteinpflaster, wie sonst um diese Uhrzeit.
    Auf halbem Weg kam ihr Rochas entgegen, sein Schwert gezückt und sichtlich erhitzt.
    „Hat die List gewirkt?“, fragte er atemlos. „Ist Meleon in der Nähe? Seine Majestät wünscht dringend, ihn zu sehen.“
    „Wohl kaum dringender als ich“, sagte Isabell, die nichts mehr wollte, als irgendwo anzukommen, die Schuhe auszuziehen, Kaffee und Schokolade zu genießen und zu hören, dass Noshar besiegt und Meleon unverletzt war.
    Rochas bot ihr den Arm und sie liefen bis zum Laden, der nun einfach erbärmlich aussah. Oben am Fenster drängte sich das Kabinett und schrie ihr schon Fragen entgegen. Sie ignorierte die hohen Herren, ging in die Küche, sank auf einen Stuhl, stand aber sofort wieder auf und fragte besorgt nach Niklas.
    „Er döst vor sich hin“, sagte Rochas. „Ihr Vater hat ihm wohl ein wenig Opiumtinktur gegeben. Um ihn mache ich mir im Augenblick weniger Sorgen. Seine Majestät hingegen ist hochrot im Gesicht und keucht wie nach schwerem Lauf. Ich fürchte, das ist ernst. Noshar zu sehen, hat ihn außerordentlich beindruckt.“
    „Was heißt Noshar zu sehen ? War er im Haus?“
    „Nein“, sagte Rochas schockiert. „Natürlich nicht. Seine Majestät sah ihn von oben, als er durchs Fenster nach der Ursache des Radaus Ausschau halten wollte.“
    Isabell betrachtete prüfend die Hintertür. Das Schloss schien intakt.
    „Helfen Sie mir, vorne aufzuräumen und das Fenster zu vernageln?“, fragte sie. „Wir können doch nicht alles offen lassen.“
    Rochas versicherte ihr, es sei ihm eine Ehre, aber sie hatte den Eindruck, dass er es nicht gewohnt war, auf Händen und Knien herum zu kriechen, Scherben aufzulesen, Gebäckbrösel aufzufegen und schwere Katzenkörper nach draußen zu hieven.
    Im Laden wurde es empfindlich kühl und Isabell begann um die Schokoladen zu fürchten, die weder zu viel Wärme noch Kälte vertrugen. Sie schnupperte an einem Butterplätzchen, das nicht zerbrochen war. Wie befürchtet, hatte es den Brandgeruch angenommen. Sie warf es in den Müll und sonderte dann nach und nach fast alles Gebäck aus.
    Als sie die Regalbretter wieder in ihre Aufhängungen setzte, kam Meleon.
    Seine Kleider verbreiteten einen Geruch nach kalter Asche und trugen schwarze Schlieren, ebenso sein Gesicht. Er riss Isabell an sich, ehe sie das Brett wegstellen konnte, das sie gerade hielt.
    Sein fester Griff presste ihr den Atem ab. Vielleicht waren es aber auch Freude und Erleichterung, die ihr die Luft abschnürten.
    Rochas tat, als sei er davon in Anspruch genommen, Schachteln an ihren Platz zurück zu räumen.
    „Wo ist Noshar?“, fragte Isabell.
    „Wen interessiert das jetzt?“, fragte Meleon dagegen und küsste sie so fest, dass sie ihn mit beiden Armen wegdrückte.
    „Mich. Schließlich hat er uns schon einmal in einem ähnlichen Augenblick unterbrochen.“
    „Das ist wahr“, gab er zu, doch wirkte er selbstzufrieden und alles andere als besorgt. „Diesmal erscheint er nicht unverhofft vor unserer Ladentür. Er hat sich auf einen Rückzug begeben. Wir werden hier aufräumen und dann…“
    „Der König ist bei seinem Anblick zusammengebrochen. Es könnte sein, sein Leben ist in Gefahr“, unterbrach ihn Rochas. „Das solltest du wissen, ehe du weitere Pläne machst.“
    Meleon fluchte in seiner Sprache, küsste Isabell auf die Stirn und hastete nach oben in sein Schlafzimmer. Sie folgte ihm, weniger aus Neugier, als aus Sorge, Florindel könne die Lage nutzen, um die Macht an sich zu reißen.
    Damit lag sie gar nicht so falsch, wie sich herausstellte.
    Der König lag auf Meleons Bett, den Kragen lose um den Hals

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