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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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„Es gibt aber auch erfreuliche Formen des Wahnsinns. Die Liebe beispielsweise. Die Verzückung. Die Raserei!“ Unter seinem Blick wurde sie rot. Er küsste sie zwischen die Augen, drehte den Kopf und fasste ihr Ohr mit den Zähnen. „Welchen Wahnsinn wählst du?“, murmelte er.
    Sie spürte der gar nicht so zarten Berührung nach.
    „Welche empfiehlst du?“, fragte sie.
    „Die Verzückung“, sagte er und seine Zunge bewegte sich in kleinen Kreisen über ihren Hals, um dann hinter ihrem Ohr zu spielen.
    Sie gab einen Protestlaut von sich, oder hoffte jedenfalls, dass es sich danach anhörte, doch Meleon hatte schon wieder ihre Ohrmuschel gepackt und kaute sacht darauf herum.
    „Ich bin nicht aus Schokolade“, sagte sie und hörte sein Kichern, das sehr nach Dashân klang.
    „Zweifellos bist du eine Cremefüllung mit…“ Er küsste sich am Hals abwärts. „… einem Hauch Muskat… Vanille, … und etwas, hm… lass mich herausfinden, was es ist!“ Er saugte sich kurz fest, dann glitten seine Lippen tiefer, so tief, wie es der Ausschnitt ihres Unterkleides es erlaubte. „Ich meine, es könnte… Zimt sein, abgerundet mit…“ Seine Finger nestelten an den kleinen, bezogenen Knöpfchen. „Wollen wir mal sehen…, vielleicht ist es…“
    „Meleon!“
    „Nein, nein, das ist es nicht“, sagte er und sie musste lachen.
    Seine Zunge tauchte in ihren Ausschnitt und zwischen ihre Brüste. Sie versuchte, ihn wegzudrücken und er umschlang sie mit beiden Armen.
    „Ich bin noch nicht fertig“, sagte er. „Bei weitem nicht.“
    „Ja, aber…“, begann sie und dachte dann, wie müßig es war, eine Tugend zu verteidigen, die sie in gewisser Weise schon verloren hatte. Sofort überwältigten sie die Erinnerungen an die Nacht, in der sie als Kachmar und Dashân durch Laden und Haus getobt waren, und das drängende Gefühl kehrte zurück. Die Freude, einen Körper zu besitzen, ihn zu spüren, Meleons Hände zu spüren, seine Zunge…
    Sie schauderte und krallte alle zehn Finger in seinen Rücken.
    Er grinste, biss sie in die Nasenspitze und sagte laut und herausfordernd „Miau!“
    Sie lachten, küssten einander, rollten vom Bett zu Boden, und als Isabell sich aufrichten wollte, umklammerte er sie und sie balgten sich, wie sie sich in jener Nacht gebalgt hatten. Von der Kommode regneten Parfümzerstäuber, Haarbürsten und Puderdosen herab, als sie heftig dagegen stießen. Eine Puderwolke hüllte sie ein und beide mussten heftig niesen. Das führte zu noch mehr Gelächter und einem wilden Spiel, bei dem Kissen und Bettdecke durch die Gegend flogen, bis Meleon sie dort, vor dem Bett, niederhielt und die Trauung auf seine Art vollzog.
    Als sie dann erschöpft und wund und ein wenig zitternd neben ihm lag, flüsterte er ihr ins Ohr: „Ich meine, es ist Kardamom!“
    Isabell lächelte, gähnte, rollte sich in seinem Arm zusammen und meinte tatsächlich, Gewürznelken und gemahlenen Kardamom zu riechen und dazu herbe Schokolade, sehr dunkel und von zartestem Schmelz.

Tod eines Ministers

    Auf dem Rückweg zum Laden war Isabell in einer traumverlorenen Stimmung, in der sie kaum bemerkte, dass die Straßensperren fortgeräumt worden waren. Sie lief neben Meleon her, der immer wieder aufmerksam den herbstlichen Himmel betrachtete, um dann plötzlich zu sagen: „In sechs Tagen ist Weihnachten.“
    „Oh, ja. Ja“, sagte Isabell und es schien ihr kaum glaublich, dass die Zeit so schnell vergangen sein sollte. „Weihnachten.“ Auf einmal kamen ihr die vertrauten Bräuche fremdartig und letztlich unverständlich vor. Und was konnten sie Meleon bedeuten, der ja aus einer anderen Welt kam, in der ein Gott verehrt wurde, den Niklas den Furchtbaren genannt hatte?
    „Wird Niklas gesund werden?“, fragte sie.
    Meleon bewegte unschlüssig die Schultern, so als sei selbst ein Achselzucken noch zu viel, um eine Hoffnung auf Genesung auszudrücken.
    „Das solltest du deinen Vater fragen.“
    „Du weichst mir aus.“
    „Verletzungen durch einen Sekoy sind ernst zu nehmen. Und Niklas ist ein zartgliedriger Junge. Ihn zu verlieren würde in vielerlei Hinsicht einen herben Verlust bedeuten.“
    „Und deswegen willst du nicht darüber nachdenken?“
    Wieder deutete er ein Schulterzucken an.
    „Ich habe genügend anderes, das mich beschäftigt. Ein König beispielsweise, dazu zwei Prinzen, ein ganzes Kabinett und nebenbei auch noch ein Widersacher, der uns nicht mehr als eine Atempause schenken wird, ehe er wieder

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