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Meleons magische Schokoladen

Meleons magische Schokoladen

Titel: Meleons magische Schokoladen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Merit Blum
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Pralinenschachteln.“
    Meleon lächelte, blies über seine Handfläche und Regale wuchsen an den Wänden empor. Die Theke kehrte zu ihrer alten Pracht aus dunklem Holz und Glas zurück. Das Marmortischchen wurde durch einen schlichten, runden Holztisch ersetzt. Die Stühle dazu bekamen Bezüge in vanillehellem, leicht gestreiftem und sehr modischem Chintz. Knirschend setzten sich die Glasscheiben des Fensters zusammen, auch das Glas der Ladentür fügte sich wieder in den Rahmen ein und nichts ließ ahnen, dass es jemals in Scherben gefallen war.
    „Wunderschön“, sagte Isabell. „Aber ein wenig streng.“
    Meleon musterte seine Schöpfung, fuhr mit der aufgestellten Handfläche am Ladenfenster entlang und dann über die Thekenvitrinen. Daraufhin entstand auf beiden ein Muster in Ätzgravur, fein ziselierte Ornamente, die ebenso elegant, wie verspielt aussahen und einen handbreiten Bereich mattierten. Schnelle Bewegungen aus dem Handgelenk ließen die Metalleinfassungen der Theke in sattem Goldton glänzen und Meleon vergaß auch nicht, eine hübsche neue Fußmatte vor der Tür erscheinen zu lassen. Und da Isabell nun gar nichts mehr auszusetzen fand, bat er sie in die Küche, klatschte dreimal in die Hände und führte dann nicht ohne Selbstzufriedenheit vor, wie sich von nun an jede Schublade, jede Tür ganz von selbst öffnen würde, wenn Isabell nur die Hand nach dem Griff ausstreckte. Das trug ihr allerdings erst einmal blaue Flecken ein, denn sie war es nicht gewöhnt, dass eine Schublade dienstfertig ihren Inhalt präsentierte, noch ehe man sie berührt hatte.
    „Du wirst auch die Gerätschaften, die du benötigst, stets vorne finden, selbst wenn du sie hinten einsortiert hast“, sagte Meleon. „Und der Herd wird immer genau die richtige Temperatur für das jeweilige Backwerk haben, ganz gleich, wie stark eingeheizt ist.“
    Isabell rieb sich das Handgelenk, das von einer übereifrigen Schranktür getroffen worden war.
    „Du bist wahrlich ein Zauberer“, sagte sie und Meleon hob sie auf die Zehenspitzen, küsste sie und flüsterte ihr Dinge ins Ohr, die ein Zauberer noch tun könne, doch sie machte sich los.
    „Wir sind beide müde und wollen nun ganz einfach ein wenig Nachtruhe genießen.“
    Kurz darauf schlief sie schon fest auf Meleons dickem, weichem Mantel, während er ein ganzes Geschäft mit den erlesensten Schokoladen und Gebäcken bestückte, so dass Isabell von einem Märchenreich träumte, in dem Plätzchen von selbst aus dem Ofen flogen und es Frau Holle federleichte, weiße Sahnetrüffel schneien ließ.

    Am folgenden Morgen konnte das Geschäft wieder eröffnet werden.
    Niemand musste eigens davon benachrichtigt werden, denn der Duft zog die Kunden von ganz allein zum Laden.
    Meleon verteilte Proben seiner Kunst an jeden, der die Schwelle überschritt, während Isabell das Abwiegen und Einpacken übernahm.
    Sie war inzwischen sehr froh über die neue Küche, aber sie bezweifelte insgeheim, dass sie auch mit Hilfe selbstöffnender Schubladen und des wunderbaren Herdes genügend Pralinen und Plätzchen fertig bekommen würde, um die Naschlust ihrer Kunden zu befriedigen.
    Und sie vermisste Niklas, seine unauffällige Art, alles im Griff zu behalten, seine Freundlichkeit und die Schnelligkeit, mit der er Tabletts zu dekorieren und Pralinen aufzuschichten vermochte.
    Gegen acht Uhr war kaum mehr ein Platz vor der Theke zu ergattern und am späten Vormittag reichten die Schlangen der Kauflustigen bis auf die Straße hinaus. Meleon unterhielt sich charmant mit den älteren Damen und faltete dabei unentwegt Pralinenschachteln, denn Isabell wusste schon bald nicht mehr, worin sie die Ware verpacken sollte. Erst gegen ein Uhr konnten sie schließen und Isabell wandte sich ohne ein Wort zur Küche, wo sofort Fächer vor ihr aufsprangen.
    „Du brauchst ein wenig Ruhe“, sagte Meleon.
    „Ich brauche Schokoladen, Gebäck und Fruchtkonfekt“, erwiderte sie mit grimmiger Entschlossenheit. „Und wir haben keine zwei Stunden, um all die Tabletts wieder zu füllen. Gibt es noch irgendwo Schachteln? Ich glaube, vorne sind nur noch zwei Dutzend.“
    Meleon lachte und versuchte vergebens, sie zu fassen.
    „Welchen Drachen habe ich nur in dir geweckt?“, fragte er.
    Isabell rührte schon Biskuitteig.
    „Möchtest du mir nicht vielleicht helfen?“
    „Nein“, sagte Meleon. „Ich möchte eine Tasse heiße Schokolade und ein wenig getoastetes Brot mit Butter und Schlackwurst.“
    „Du wirst dir

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