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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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zwischen Lachen und Weinen hin- und hergerissen. Einen Feuervogel zu reiten und dabei den Sonnenaufgang zu sehen … was für ein beängstigendes – und fantastisches Gefühl!
    Als sie bei ihrer Rückkehr die Tür zum Turmzimmer öffnete, drangen laute Stimmen an ihr Ohr. Erschrocken blieb sie mit der Klinke in der Hand hinter der Tür stehen.
    »Was soll das heißen? Alle Chulus haben sich in Luft aufgelöst?«
    Morzena fauchte vor Wut.
    »Nicht in Luft! Hör mir doch zu! Meine Spione haben mir zugetragen, dass sie in einem unglaublichen Rudel von rund tausend Tieren in die Berge gelaufen sind. Glaub mir, irgendjemand hat einem Chulu Kyee gegeben – und damit der ganzen Rasse. Ich wusste nicht, dass das möglich ist …«
    Lianna war erstaunt. Die Stimme des grauhaarigen Zauberers klang unterwürfig und schuldbewusst.
    »Und die Sklaven?«, herrschte Morzena ihn an.
    »Ein paar konnten entkommen. Aber die meisten wurden wieder eingefangen.«
    Eine Weile war es still. »Der Mensch, der durch das Tor gekommen ist!«, flüsterte Morzena.
    Dann wurde sie wieder laut. »Ich will nichts mehr von Problemen hören! Bis morgen wirst du mir eine neue Rasse erschaffen, die die Aufgaben der Chulus übernimmt. Alle Feuerzauberer warten darauf. Mach sie so scharf wie möglich und so dumm wie nötig!«
    Lianna hörte eilige Schritte auf sich zukommen. Sie hatte keine Zeit mehr, die Tür zu schließen und sich zu verstecken, also trat sie mit möglichst unschuldigem Blick ein.
    »Salius!«, rief Morzena mit durchdringender Stimme. Unwillig drehte sich der Zauberer noch einmal um.
    »Der Wächter muss diesen Menschen finden, und zwar schnell!«
    Salius nickte und machte eine widerwillige Verbeugung in ihre Richtung. Mit funkelnden Augen rannte er an Lianna vorbei.
    Sie stellte ihr Tablett auf den Tisch, während die Herrin des Feuers mit schnellen Schritten wie ein unruhiger Tiger vom Diwan zum Fenster und wieder zurück lief. Lianna hielt es für das Beste, gleich wieder zu verschwinden. Doch dann hörte sie die Worte, die Morzena murmelte.
    »Warum kann ich Salius nicht einfach zum Krebse-Zählen auf den Grund des Meeres schicken?«
    »Das klingt nach einer guten Idee, Herrin.«
    Lianna hatte kaum gemerkt, dass sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte. Aber statt sie zu rügen, lachte Morzena laut auf.
    »Ja. Er würde die Krebse allerdings auf mich losjagen und ihnen Flügel geben. Salius ist gefährlich.« Sie strich nachdenklich über das Leder des Wasserdrachendiwans. »Er hat mir alles beigebracht, was ich kann. Fast alles. Er kannte die Feuerzauberer, die nach dem großen Krieg versteckt als Eismagier lebten, und er kannte die Legende vom Tiegel der Elemente, im dem man die mächtigste Magie aller Welten entstehen lassen kann.«
    »Wofür braucht Ihr so viel Magie, Herrin? Ihr seid doch schon die Herrscherin über alle Feuerzauberer. Und die Eismagier sind hier gefangen, sie können euch nichts mehr anhaben.«
    Morzena blickte in die Ferne, an einen Ort, den nur sie sehen konnte.
    »Das waren Fingerübungen. Aber ich will nicht ein
bisschen
Macht. Wenn wir Brennendes Eis in unbegrenzten Mengen herstellen können, dann kann ich mir
alle
Welten nehmen. Zunächst werden wir dieses Land nach Salius’ Vorstellungen verändern – und meinetwegen ihm übergeben. Soll er über Lamunee herrschen, wenn er will. Danach jedoch werden die Feuerzauberer tun, was
ich
will!«
    Morzena reckte das Kinn und schwieg eine Weile. Lianna ebenfalls. Sie wartete ab.
    »Du kannst jetzt gehen«, sagte Morzena plötzlich ungeduldig.
    »Wir … wollten doch heute mit dem Unterricht anfangen«, erinnerte Lianna sie. »Ich möchte endlich etwas lernen«, sagte sie mit einem unschuldigen Lächeln.
    Morzena sah sie mit gerunzelter Stirn an.
    »Heute? Kind, siehst du nicht, dass wir heute ganz andere Sorgen haben? Wie kann ich mich um dich kümmern, wenn jemand da draußen versucht, meine Welt zu zerstören? Nun geh!«
    Lianna verneigte sich und verließ zögernd den Raum. Was war nur mit
ihrer
schönen, neuen Welt geschehen? Sie hatte einen Kratzer bekommen. Morzena, die starke Zauberin, die mit wehendem rabenartigem Umhang durch Liannas Träume geisterte, war nicht perfekt. Heute hatte sie eher wie ein verstörtes Kind gewirkt. Ein Kind mit gefährlich viel Macht. Welche Pläne sie wohl hatte, von denen Salius nichts wissen sollte?

Schattenkatze

    Melina nahm vorsichtig einen Löffel von dem Essen, das Erel ihnen in einem gewölbten großen Blatt

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