Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
Vom Netzwerk:
in das Innere des Turms. Warum nur blieben die beiden in der Mitte der Halle wie angewurzelt stehen, anstatt zur nächsten Treppe zu eilen? Sie blickten nach oben, und Tann duckte sich. An seiner Haltung konnte Melina erkennen, dass er zutiefst erschrocken war. Als Erel ihn am Arm zog und losrannte, beobachtete Melina etwas, das sie nicht begriff: Von der Decke lösten sich zwei große silberfarbene Tropfen, die direkt über ihnen die Form von riesigen Händen annahmen. Die glitzernden, flüssig wirkenden Finger griffen nach ihnen – und zogen sie nach oben. So intensiv Melina auch in das Dunkel der Halle starrte, Tann und Erel waren verschwunden, ohne dass sie den oder die Angreifer hätte erkennen können.
    Inzwischen ging Salius mit schnellen Schritten auf das Tor zu. Ob er auch etwas gesehen hatte, konnte Melina von hier aus nicht beurteilen. Hinter ihm versank die Brücke im Krater, und das Tor fiel mit einem lauten Schlag zu.
    Melina hob die Hände vors Gesicht und lehnte sich mit dem Rücken an den kalten Felsen. Sie war allein. Und sie hatte keine Ahnung, wie sie Tann, Erel oder Lamunee noch retten konnte.

Lianna und Melina

    Lianna verfluchte jede einzelne Magiekugel, die sie aufheben musste, aber ganz besonders verfluchte sie sich selbst. Nun half sie auch noch mit bei der Zerstörung ihrer Heimat – und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte! Vielleicht sollte sie zu den Erdgeistern beten, wie ihre Mutter es so oft tat?
    Als sie sich aufrichtete, sah sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Ein Schatten schlich am Rand des Eisdorfes entlang. Konnte das ein Zauberer sein? Wohl kaum, denn die bewegten sich viel langsamer, und keiner von ihnen
schlich
.
    Lianna lief ein paar Schritte in diese Richtung, dann blieb sie ängstlich stehen und fragte: »Ist da jemand?«
    Schweigen.
    »Wenn Ihr Euch jetzt nicht zeigt, muss ich Alarm schlagen.«
    Keine Antwort. Nur ein Knirschen. Ein Räuspern. Ein Mädchen trat hinter einem Felsen hervor. Es war etwa in Liannas Alter, trug ein hellbraunes Leinenkleid und hatte braunes langes Haar. Auffallend waren vor allem die grünen traurigen Augen, die Lianna intensiv musterten.
    »Wer bist du?«, fragte Lianna und machte einen Schritt rückwärts.
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte das Mädchen. »Ich heiße Melina.«
    »Lianna. Ich bin Morzenas Lehrling«, stellte Lianna sich vor. »Wesen, die hier nicht hingehören, muss ich melden. Du solltest besser schnell nach Hause gehen, dann werde ich nichts sagen.«
    Melina bemühte sich um ein Lächeln, doch sie sah noch immer traurig aus.
    »Ich kann nicht gehen, meine Freunde werden von Morzena gefangen gehalten.« Sie sah aus, als ob sie mit den Tränen kämpfte. »Es ist unfair. Wir sind so
weit
gekommen! Aber ohne Tann und Erel habe ich keine Chance. Ich bin völlig unmagisch …«
    Lianna runzelte die Stirn. »Tann? Der große Eiszauberer?«
    Plötzlich fühlte sie sich freier, als könne sie viel tiefer atmen. »Ist er hier, um die Verwandlung unserer Welt zu verhindern?«
    Melina fuhr erstaunt auf. Ihre Traurigkeit war wie weggeblasen, und Hoffnung blitzte in ihren grünen Augen auf. »Großer Eiszauberer? Ähm … Woher weißt du das?«
    Lianna lächelte. »Seit ich weiß, was hier vorgeht, habe ich sehr feine Ohren.«
    »Weißt du dann vielleicht, was mit Tann und Erel passiert sein könnte? Als ich sie zuletzt sah, betraten sie die Halle, und etwas Silbernes hat von oben nach ihnen gegriffen.«
    Lianna schlug die Hand vor den Mund.
    »Silber? Der Spiegel!« Sie erzählte dem fremden Mädchen von dem seltsamen Objekt an der Decke der Halle – und von ihrer Vermutung, dass er ein Teil von Morzena war. »Es würde mich nicht wundern, wenn er lebendig wäre!«
    Melinas Gesichtsausdruck war unergründlich.
    »Auf wessen Seite stehst du? Kannst du uns helfen?«
    Lianna zuckte mit den Schultern. »Ob ich es kann, weiß ich nicht, aber wenn du eine Idee hast – dann bin ich dabei!«
    Melina kam auf sie zu und nahm Liannas Hand.
    »Dich hat der Himmel geschickt!«
    »Und dich die Erdgeister«, erwiderte Lianna erleichtert.

Schlangenfesseln

    Melina folgte dem Mädchen. Sie konnte nicht sagen warum, aber sie mochte Lianna auf Anhieb. Vielleicht weil Salius Lianna so angeschrien hatte? Nun, sie stellte sich nicht die Frage, ob sie ihr vertrauen konnte. Sie tat es einfach.
    Trotzdem erschrak sie, als sie sah, wohin Lianna sie führte. Hinter dem Feuerdorf, auf dem Rand eines kleineren Vulkankraters,

Weitere Kostenlose Bücher