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Melina und die vergessene Magie

Melina und die vergessene Magie

Titel: Melina und die vergessene Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mittag
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schrie Erel. Mit einem Mal flogen die Köpfe der Eiszauberer herum, und Dutzende waren geistesgegenwärtig genug, eine Ladung Blitze zu schleudern. Als sie den Feuervogel trafen, taumelte er, und es sah fast so aus, als würde Morzena von seinem Rücken stürzen. Doch das Tier hielt sich tapfer in der Luft und kämpfte sich mit einem verletzten Flügel bis zum Turm.
    »Sie landet! Auf der Außentreppe des Turms!«, rief Erel, als er die Szene im Licht des Vulkans genauer sehen konnte. Am höchsten Punkt der Treppe sprang Morzena ab und lief in den Turm hinein. Ihr Feuervogel hatte sie wohl mit letzter Kraft dorthin getragen, denn er torkelte nun zur Seite und sank schnell zu Boden.
    »Wir müssen sie aufhalten«, drängte Melina.
    Der Magier, der neben ihr stand, schüttelte den Kopf und legte die Hand auf ihre Schulter. »Sie ist zur rechten Zeit am rechten Ort – wie es sich für die Herrin des Feuers gehört.«
    Es dauerte eine Weile, bis Melina begriff. Zuerst dachte sie, ihre Augen wären von den hellen Lichtern und der dunklen Nacht ermüdet. Aber als sie den Turm genauer betrachtete, erkannte sie, dass es keine Täuschung war: Das gewaltige Gebäude sackte abwärts.
    Melina biss sich erschrocken auf die Lippen. Morzena! Sie wusste, dass niemand sie jetzt noch retten konnte – und vermutlich auch nicht wollte. Für die Eiszauberer war sie ein Symbol für Krieg und Sklaverei. Wie sollten sie auch etwas über ein Mädchen namens Rebekka wissen?
    »Die Feuerzauberer haben den Turm mit Magie über dem Krater gehalten und vor der Hitze des Vulkans abgeschirmt«, erklärte der Magier neben Melina. Nun ist der Turm ungeschützt.«
    Melina seufzte schwer. »So wie der Eispalast. Ein Gebäude ohne Leben.«
    Der Magier hob die Schultern. »Es sind nur Gebäude. Und den Eispalast werden wir wieder aufbauen. Ich wollte sowieso mal wieder renovieren.«
    Melina wandte sich zu dem hochgewachsenen Mann neben sich und stellte fest, dass er sie sehr freundlich ansah.
    »Dann sind Sie König Yanobis?«
    Er nickte. »Dank deiner Hilfe bin ich es immer noch.«
    Sie spürte, dass sie rot wurde, und wandte deshalb den Blick wieder ab. Der Turm des Feuers ging langsam in die Knie wie ein sterbender Riese. Die Flammen leckten bereits gierig daran empor, und plötzlich ging alles ganz schnell. Der Turm sank pfeilgerade in den Krater hinab, und nur die Spitze des Daches war noch für einen Moment zu sehen, bevor die Lava sie endgültig verschluckte. Wie eine Bestie, die ihr Opfer verschlungen hatte, fauchte der Vulkan ein letztes Mal und stieß eine rot glühende Fontäne in den Nachthimmel. Dann war es still. Als hätte es den Turm des Feuers nie gegeben.

Der Schlüssel zur Magie

    Die Zauberer errichteten noch in der Nacht eine »Notunterkunft«, wie Yanobis es nannte. Melina musste lachen, denn mit Not hatte das nichts zu tun. Sie hatte mal einen Film gesehen, in dem ein Wüstenscheich ein luxuriöses Zelt aufbauen ließ, aber das ließ sich nicht mal im Traum mit dem vergleichen, was sie hier vor sich sah: Es war ein Palast aus riesigen bunten Stoffen, die sich übereinander- und ineinanderverschlangen und im warmen Nachtwind flatterten. Die Zeltstatt hatte bestimmt zwanzig Räume und erstreckte sich über einen Großteil der Steppe. Die ganze Nacht hindurch wurde gefeiert, Eiszauberer und Feuerzauberer Seite an Seite. Musiker, Gaukler und Wahrsager wurden herbeigezaubert, und in dem größten Zelt in der Mitte tischte man die köstlichsten Speisen auf.
    Es war das erste Mal, dass Melina beim Essen neben einem echten König saß, und sie war verunsichert, wie man sich in solch einer Situation verhielt. Bis Yanobis sich herüberlehnte, um ihr zuzuraunen: »Eine Notunterkunft hat den Vorteil, dass man sich benehmen kann, wie man möchte. Ich genieße es auch, heute können wir sogar mit den Fingern essen.«
    Das gemeinsame Lachen und das exotische Essen waren allerdings das Letzte, woran sich Melina erinnerte. Irgendwann musste sie wohl eingeschlafen sein.
    Viel später wachte sie in einem Zelt mit gelben Wänden auf, inmitten weicher, bunter Kissen und unter einer Decke aus grünblauer Spitze, die nach Meer duftete. Auf der Suche nach ihren Freunden musste sie über viele schlafende Zauberer hinwegsteigen, aber manche von ihnen saßen bereits wieder beim Essen, diskutierten über die letzte Nacht und grüßten Melina mit freundlichem Winken. Als sie das Zelt durch einen seitlichen Ausgang verließ, stellte sie überrascht fest,

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