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Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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sagte ich zu ihm in Gedanken, wenn das Märchen fertig ist, lese ich es dir vor. Ich konzentrierte mich auf die Geräusche des Sommers und blendete die vorbeifahrenden Autos aus. Dann schrieb ich:
     
    Am nächsten Tag riefen der Kanzler und der Magier den Hauptmann zu sich. Sie schickten ihn, verkleidet als Handwerker, in das Land hinter den Bergen, in die Heimat der Prinzessin. „Dein Auftrag lautet: Finde heraus, warum das Land immer noch das Glück für sich gepachtet hat. Und gehe auch ins Schloss und beobachte König und Königin. Halte Augen und Ohren offen, ob sie ahnen, dass wir es waren, die ihr Kind stahlen. Dann kehre vor dem nächsten Vollmond zurück und erstatte Bericht.“ Der Magier hieß ihn noch, am Schutzkreis der magischen Steine besonders vorsichtig zu sein. „Du darfst nicht gegen einen Einzigen treten, sie dürfen ihre Position nicht durch Menschenhand oder -fuß ändern, denn sonst erlischt der Verwirr-Zauber. Merke dir das!“ Der Hauptmann nickte ernst und machte sich auf den Weg. Drei Tage und drei Nächte ritt er auf seinem Braunen bergauf und bergab, überquerte den großen Fluss und schlug sich durch den wilden Wald, bis er in das Land der Sonnenprinzessin gelangte.
    Als er tagelang durch die Ebenen und Felder ritt, sah er wie beim ersten Mal fleißige Bauern und Handwerker, gesundes Vieh und blühende, ertragreiche Felder. Offenbar war das Glück dem Königspaar und seinen Untertanen immer noch hold. Doch warum? Entschlossen, dieses Geheimnis zu lüften, ritt er bis zum Schloss. Wieder flatterten die gelben und himmelblauen Fahnen im Wind. Doch sahen sie anders aus. Der Hauptmann erkannte als er näherkam, dass in jede Fahne eine Sonne gemalt war. Er kehrte in eine Schänke ein und bestellte sich ein gutes Mahl. Das Reisen hatte ihn hungrig gemacht. Sein treues Pferd hatte er im Stall der Schänke untergestellt und ihm ein gutes Maß an Hafer spendiert. „Sag an, Herr Wirt. In den Fahnen des Königs ist eine Sonne gemalt, warum?“ Der Wirt schaute ihn seltsam an. „Mein guter Mann, habt Ihr in den letzten Monaten unter einem Stein gehaust? Ein jedes Kind weiß, dass die Sonne die Hoffnung darstellt, dass das Sonnenkind des Königs gefunden wird.“ „Gefunden? Ging sie denn verloren? In der Tat war ich lange auf Reisen, bin übers Meer gereist um dort mein Glück zu finden, aber dann hatte ich doch zu viel Heimweh und bin zurückgekehrt.“ Der Wirt stellte dem verkleideten Hauptmann einen Krug Bier auf den Tisch. „Nun, wenn ihr vom Meer kommt, dann habt Ihr ohne Zweifel das große Kriegsschiff gesehen, das der König bauen lässt. Der Weg durchs Gebirge ist versperrt, böse Flüche haben ihn verborgen. Man weiß, dass Männer des Kleinen Landes hinter den schroffen West-Bergen am Tag des Verschwindens in der Burg gewesen sind. Ein verlorener Knopf tat Kunde davon. Und da der Weg über den Berg versperrt ist, wird der König den Weg über das Meer nehmen und mit einer Streitmacht dort einfallen. Nicht einen Moment lang hat das Königspaar die Hoffnung aufgegeben. Mit all ihrer Kraft lenken sie die Geschicke des Landes und die ihrer eigenen Familie. Sie sind wirklich bewundernswert und ich bin ein zufriedener, stolzer Untertan.“ „Darauf hebe ich meinen Humpen“, sprach der Hauptmann. „Dann wird das Kind schon bald bei seinen Eltern sein.“ Mit Bedauern schüttelte der Wirt seinen Kopf. „Vom Schiffsbau versteht Ihr wohl nichts? Erst nach dem Winter wird das Schiff zu Wasser gelassen werden können.“
    In der Nacht, die der Hauptmann in der Schänke zubrachte, fasste er einen Entschluss.
    Hinter den schroffen West-Bergen im Kleinen Land aber, ging etwas vor sich. Die Prinzessin hatte ihr Wort gehalten und den Fürsten in den Garten mitgenommen. All ihre Überredungskraft war erforderlich gewesen, all ihr Trotz und viel Schmeichelei, bis der Fürst darob gleichermaßen ermüdet wie belustigt ihrem Drängen und Verlangen nachgab und an ihrer kleinen Hand zum Tor ging. Mit einem tiefen Seufzer hatte er den großen Schlüssel unter seinem Wams hervorgeholt, den er in all den Jahren immer über dem Herzen getragen hatte. Denn dies hier war das Reich seiner lieben Frau gewesen. Als er das Tor geöffnet und durchschritten hatte, glaubte er sich in die Vergangenheit versetzt. Alles war so wunderschön und gepflegt, wie damals, als seine Herzensdame noch lebte. War hier die Zeit stehen geblieben? Dort war die Schaukel, die er für sie gebaut hatte! Und dort hinten der

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