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Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Melissas Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Springbrunnen, dessen Düsen gereinigt waren, und er sprudelte und plätscherte vor sich hin, als sänge er ein Lied aus Wasser. Wie war das möglich? Sprachlos vor Glück schlenderte er durch das frische Grün, naschte von den Beeren und roch gedankenverloren an den Rosen. Dann sah er Aurelia, wie sie mit kindlichem Ernst und Eifer am anderen Ende des Gartens die Beete pflegte. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Herz klopfte laut und lebendig. All die Jahre hatte er das Andenken an seine Frau vernachlässigt. Er hatte der Trauer erlaubt, ihm seinen Lebensmut zu rauben. Von nun an ging er Tag für Tag in den Garten und schöpfte dort neue Kraft. Er ließ seine Burg von oben bis unten putzen und durchlüften. Und als wäre seine Lebensfreude in das Land selbst eingesickert, so gedieh nun das Getreide auf den Feldern der Bauern vorzüglich, das Gemüse verfaulte nicht mehr, das Vieh erstarkte und die Kinder hatten wieder rote Wangen.
    „ Du hast nun endlich das Glück in mein Land gebracht, Sonnenprinzessin!“ Doch die kleine Aurelia verstand nicht, was sie damit zu tun hatte und spielte lieber mit den Schmetterlingen. Sie schwieg beharrlich über das Roseneinhorn und das Lavendelpferd, denn sie hatte es so versprochen.
    Der Fürst rief am nächsten Tag den Kanzler und den Magier zu sich. „Ich will, dass ihr das Kind seinen Eltern zurückbringt. Und ihr werdet all mein Gold und Silber als Entschädigung mitnehmen. Wir haben der Königsfamilie großes Unrecht getan, das Kind zu stehlen. Das Glück eines Landes ist vom Glück im Herzen seines Herrschers abhängig und vom Fleiß und Mut des Volkes. Wir sind schwach gewesen! Das habe ich nun erkannt.“
    „ Nein, nein. Das kann nicht sein. Lassen wir das Kind lieber hier! Wer weiß, was der König und seine Krieger uns antun werden?“
    Doch der Fürst blieb bei seinem Entschluss. „Schickt den Hauptmann zu mir. Er soll morgen schon aufbrechen und Aurelia über die Berge zurückbringen.“
    „ Wir können nicht den Hauptmann rufen. Als Spion schickten wir ihn in das Land der Sonne. Ohne euer Wissen, Herr.“
    Da öffnete sich die Tür zum Thronsaal. „Und doch bin ich hier!“ Der Hauptmann beugte vor seinem Gebieter das Knie und senkte den Kopf. „Vor wenigen Minuten kehrte ich zurück von meinem Auftrag. Ich muss Euch sagen, dass das Glück diesem Land auch ohne die Prinzessin hold war. Der König und die Königin blieben stark im Herzen und der Hoffnung. Es macht keinen Sinn, das Kind noch länger seiner Familie und Heimat zu berauben.“
    „ So schweige er“, riefen der Kanzler und der alte Magier, denn sie fürchteten sich vor der Rache der Sonnenländer. Aber es war zu spät. Die Krieger waren längst unterwegs, denn der Hauptmann hatte die Anordnung der Zaubersteine zerstört und so den Weg wieder freigegeben.
    Und so kam es, dass Aurelia beim nächsten Vollmond wieder zuhause war. Ihr Vater, überglücklich über ihre Unversehrtheit, verzichtete auf Rache. Nach einem langen Gespräch mit dem Fürsten traf er sogar eine Übereinkunft, bei der nächsten großen Not seiner Nachbarn nicht wieder selbstzufrieden die Augen und Ohren zu verschließen, sondern Hilfe zu leisten. Der Kanzler und der Magier aber wurden des Landes verwiesen. Man schickte sie übers Meer in ein anderes Land, sie sollten dort ihr Glück versuchen und in Zukunft klüger und mitfühlender sein.
    Der Fürst ging nun Tag für Tag bei Sonnenaufgang in den Garten, sommers wie winters. Er lauschte der Stimme des guten Geistes, der im Garten wohnte und durch seine Geschöpfe zu ihm sprach. Schnell erlernte der Fürst das Herzenhören und wenn er in Harmonie mit sich und seinem Land war, dann zeigten sich ihm das Roseneinhorn und das Lavendelpferd. Und er stellte sich vor, sie seien die Boten seiner Frau und seines ungeborenen Kindes.
    Wer weiß, vielleicht war es ja wirklich so?
    Und der Fürst lebte lang und heiratete erneut und das Land gedieh unter seiner Fürsorge.
     
    Ich schrieb in Großbuchstaben -ENDE- unter das Märchen und war sehr zufrieden. Meine Kopfschmerzen waren verschwunden. Über das Schreiben war viel Zeit vergangen. Robert kehrte von der Arbeit heim und ich ging in die Küche und rief nach Miri, mir beim Kochen zu helfen. Thaddäus musste eben warten auf das Vorlesen.
    Als wir die Teller gesättigt von uns schoben, holte Robert eine Tageszeitung aus der Tasche und sagte: „Das wird euch interessieren. Vor allem dich, Miri. Jetzt bist du definitiv wieder in

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