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Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
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zurück. „Entschuldigung. Nein, im Ernst, ich spiele überhaupt kein Instrument. Aber ich liebe es, Musik zu hören, und dachte mir, der Kurs macht bestimmt Spaß.“ Sie sah zur Wanduhr. „Falls er stattfindet, heißt das. Offenbar hat unser geschätzter Professor Verspätung.“
    In diesem Moment eilte der geschätzte Professor durch die Gänge, wütend auf sich selbst, dass er diesen Abendkurs übernommen hatte. Nachdem er Freddie bei den Hausaufgaben geholfen hatte – „Wie viele Tiere entdeckst du auf diesem Bild?“ –, sie davon überzeugt hatte, dass Rosenkohl nicht eklig, sondern toll schmeckte, und sich umgezogen hatte, weil bei ihrer Umarmung eine mysteriöse klebrige Substanz auf seinen Ärmel gelangt war, sehnte er sich nach einem guten Buch und einem alten Brandy, sonst nichts.
    Stattdessen stand ihm ein Raum voll eifriger Gesichter bevor, die alle erfahren wollten, was Beethoven getragen hatte, als er die Neunte Symphonie komponierte.
    Mit der schlechtestmöglichen Laune betrat er den Unterrichtsraum. „Guten Abend. Ich bin Dr. Kimball.“ Das Gemurmel und Geklapper erstarb. „Ich muss mich für die Verspätung entschuldigen. Wenn Sie sich jetzt setzen, können wir gleich loslegen.“
    Während er sprach, ließ er den Blick durch denRaum schweifen. Und starrte plötzlich in Natashas verblüfftes Gesicht.
    „Nein.“ Sie merkte gar nicht, dass sie das Wort laut ausgesprochen hatte. Und selbst wenn, es hätte ihr nichts ausgemacht. Dies ist bestimmt ein Scherz, dachte sie, und zwar ein besonders schlechter. Dieser Mann in dem lässig-eleganten Sakko war Spence Kimball, ein Musiker, dessen Melodien sie bewundert und nach denen sie getanzt hatte? Der Mann, der, gerade erst in den Zwanzigern, in der Carnegie Hall aufgetreten und von den Kritikern zum Genie erklärt worden war? Dieser Mann, der in Spielzeugläden nach Frauen für ein Abenteuer suchte, war der berühmte Dr. Kimball?
    Es war unglaublich, es machte sie rasend, es …
    Wunderbar, dachte Spence, während er sie anstarrte. Absolut wunderbar. Es war geradezu perfekt. Jedenfalls solange es ihm gelang, das Lachen zu unterdrücken, das in ihm aufstieg. Also war sie seine Studentin. Das war besser, viel besser als ein alter Brandy und ein ruhiger Abend.
    „Ich bin sicher“, sagte er nach einer langen Pause, „dass wir die nächsten Monate faszinierend finden werden.“
    Hätte ich mich doch bloß für Astronomie eingetragen, dachte Natasha verzweifelt. Sie hätte viel Wissenswertes über die Planeten und Sterne erfahren. Über Asteroiden. Über Anziehungskraft undTrägheit. Was immer das bei Steinen sein mochte. Sicherlich war es wichtiger, herauszubekommen, wie viele Monde den Jupiter umkreisen, als Komponisten im Burgund des fünfzehnten Jahrhunderts zu studieren.
    Natasha beschloss, den Kurs zu wechseln. Gleich morgen früh würde sie die Umschreibung erledigen. Und wenn sie nicht sicher gewesen wäre, dass Dr. Spence Kimball triumphierend grinsen würde, wäre sie aufgestanden und gegangen.
    Sie rollte ihren Bleistift zwischen den Fingern hin und her, bevor sie die Beine übereinander schlug und sich fest vornahm, ihm nicht zuzuhören.
    Leider klang seine Stimme so attraktiv.
    Ungeduldig sah sie zur Uhr. Noch fast eine Stunde. Sie würde das tun, was sie beim Zahnarzt immer tat – sich vorstellen, dass sie woanders war.
    Krampfhaft bemüht, die Ohren vor ihm zu verschließen, wippte sie mit dem Fuß und kritzelte auf ihrem Block herum.
    Sie merkte gar nicht, wie aus dem Gekritzel Notizen wurden. Oder wie sie ihm an den Lippen zu hängen begann. Er ließ die Musiker des fünfzehnten Jahrhunderts lebendig werden und ihre Werke so real wie Fleisch und Blut. Rondeaux, Vierelais, Ballades. Fast hörte sie sie wirklich, die dreistimmig gesungenen Gesänge der ausgehendenRenaissance, die Ehrfurcht gebietenden, hochfliegenden Kyrien und Glorien in den Kathedralen.
    Sie lauschte gebannt, gefesselt von der jahrhundertealten Rivalität zwischen Kirche und Staat und der Rolle der Musik in der Politik. Sie konnte die riesigen Bankettsäle sehen, voll elegant gekleideter Aristokraten, die in musikalischen und kulinarischen Genüssen schwelgten.
    „Beim nächsten Mal reden wir über die frankoflämische Schule und die Entwicklung der Rhythmik.“ Spence lächelte seiner Klasse freundlich zu. „Und ich werde versuchen, pünktlich zu sein.“
    War es schon vorbei? Natasha sah wieder zur Uhr hinüber und stellte überrascht fest, dass es schon nach

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