Melodie der Liebe
neun war.
„Er ist unglaublich, nicht wahr?“ Terrys Augen glänzten hinter den Brillengläsern.
„Ja.“ Es fiel ihr schwer, das zuzugeben, aber Wahrheit blieb Wahrheit.
„Du solltest ihn mal in Musiktheorie erleben.“ Neidisch sah er zu der Gruppe von Studenten hinüber, die sich um sein Idol drängte. Bis jetzt hatte er den Mut nicht aufgebracht, Dr. Kimball anzusprechen.
„Wie? Ach so. Gute Nacht, Terry.“
„Ich könnte, äh, dich im Wagen mitnehmen, wenn du möchtest.“ Dass der Tank fast leer war und der Auspuff nur noch von einem Drahtbügelin Position gehalten wurde, kam ihm nicht in den Sinn.
Sie schenkte ihm ein abwesendes Lächeln, das sein Herz einen Cha-Cha-Cha tanzen ließ. „Das ist nett von dir, aber ich wohne ganz in der Nähe.“
Sie hatte gehofft, sich unauffällig absetzen zu können, während Spence noch mit den anderen beschäftigt war. Sie hätte es besser wissen sollen.
Er legte ihr einfach nur die Hand auf den Arm und hielt sie zurück. „Ich würde gern kurz mit Ihnen reden, Natasha.“
„Ich habe es eilig.“
„Es wird nicht lange dauern.“ Er nickte dem letzten Studenten zu, lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und lächelte. „Ich hätte mir die Teilnehmerliste genauer ansehen sollen. Aber andererseits ist es schön, dass es auf dieser Welt noch Überraschungen gibt.“
„Das hängt davon ab, wie man es sieht, Dr. Kimball.“
„Spence.“ Er lächelte weiterhin. „Der Unterricht ist vorbei.“
„Allerdings.“ Ihr königliches Nicken ließ ihn erneut an das russische Zarentum denken. „Entschuldigen Sie mich“, sagte sie.
„Natasha …“ Er wartete und glaubte ihre Ungeduld förmlich greifen zu können. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit Ihrer Herkunft nicht an eine Fügung des Schicksals glaubt.“
„Eine Fügung des Schicksals?“
„Bei all den Klassenräumen in all den Universitäten der ganzen Welt kommen Sie ausgerechnet in meinen spaziert. Das kann doch kein Zufall sein.“
Sie würde nicht lachen. Unter keinen Umständen. Doch bevor sie es verhindern konnte, zuckten ihre Mundwinkel. „Und ich hielt es einfach nur für Pech!“
„Warum gerade die Geschichte der Musik?“
Sie stützte ihr Notizbuch auf die Hüfte. „Die oder Astronomie. Ich habe eine Münze entscheiden lassen.“
„Das klingt nach einer faszinierenden Geschichte. Warum trinken wir nicht unten an der Straße einen Kaffee zusammen? Dann können Sie sie mir erzählen.“ Jetzt erkannte er sie, die Wut, die wie erkaltete Lava ihren samtweichen Blick hart und dunkel werden ließ. „Warum macht Sie das denn so wütend?“ fragte er, mehr sich selbst als sie. „Kommt in dieser Stadt eine Einladung zum Kaffee einem unsittlichen Antrag gleich?“
„Das müssten Sie doch am besten wissen, Dr. Kimball!“ Sie drehte sich um, doch er war vor ihr an der Tür und schlug diese so heftig zu, dass sie zurückwich. Ihr ging auf, dass er ebenso wütend war wie sie. Nicht dass ihr das wichtig wäre. Es war nur, weil er auf sie so sanftmütig gewirkt hatte. Verachtenswert, aber sanftmütig. Jetzt sah ervöllig verändert aus. Als ob die faszinierenden Winkel und Kanten seines Gesichts aus Stein geschnitzt wären.
„Werden Sie doch etwas deutlicher.“
„Öffnen Sie die Tür.“
„Gern. Sobald Sie meine Frage beantwortet haben.“ Er war jetzt wirklich zornig. Spence ging auf, dass er seit Jahren nicht mehr so in Rage gekommen war. Es war herrlich, die heiße Erregung in sich zu spüren. „Mir ist klar, dass Sie meine Zuneigung nicht unbedingt erwidern müssen.“
Sie hob ruckartig das Kinn. „Das tue ich auch nicht.“
„Schön.“ Das war kein Grund, sie zu erwürgen, obwohl ihm danach war. „Aber ich möchte verdammt noch mal wissen, warum Sie, sobald ich auftauche, das Feuer eröffnen.“
„Weil Männer wie Sie erschossen werden sollten.“
„Männer wie ich“, wiederholte er, jedes Wort betonend. „Was genau heißt das?“
„Glauben Sie etwa, Sie könnten sich alles erlauben, weil Sie ein interessantes Gesicht haben und so nett lächeln? Ja“, gab sie sich selbst die Antwort und schlug sich mit dem Notizbuch gegen die Brust. „Sie glauben, Sie brauchen nur mit den Fingern zu schnippen.“ Sie machte es vor. „Und schon liegt die Frau in Ihren Armen.“
Ihm entging nicht, dass ihr Akzent stärker zuTage trat, wenn sie erregt war. „Ich kann mich nicht erinnern, mit den Fingern geschnippt zu haben.“
Sie stieß einen kurzen, mehr als
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