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Melodie der Liebe

Melodie der Liebe

Titel: Melodie der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Hansen Nora Roberts
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können. „Unglaublich. So sorgfältige Arbeit sieht man heutzutage selten.“
    Natasha freute sich über sein Lob und ging durchs Zimmer zu ihm. „Er schnitzt und modelliert seit seiner Kindheit. Eines Tages werden seine Kunstwerke in Galerien und Museen stehen.“
    „Das sollten sie jetzt schon.“
    Die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme traf sie an der verwundbarsten Stelle, nämlich in der Liebe zu ihrer Familie. „Es ist nicht so einfach. Er ist jung und dickschädlig, also gibt er seinen Job nicht auf und hämmert auf Holz ein, anstatt es zu schnitzen. Alles, damit er Geld für die Familie verdient. Aber eines Tages …“ Sie lächelte versonnen. „Er hat mir die hier gemacht, weil ich mir damals so große Mühe gegeben habe, Englisch zu lernen. Aus dem Buch, das ich in der Kiste voller Sachen fand, die uns die Kirche gab. Damals, als wir nach New York gekommen sind. Die Bilder waren so hübsch, und ich wollte unbedingt die Geschichten lesen, die dazugehörten.“ Sie brach ab, etwas verlegen. „Wir sollten jetzt gehen.“
    Er nickte nur, bereits entschlossen, behutsam nachzufragen. „Sie sollten die Jacke anziehen.“ Er nahm sie von der Sofalehne. „Es wird kühl.“
    Das Restaurant, das er ausgesucht hatte, lag nur wenige Autominuten entfernt auf einem der bewaldeten Hügel oberhalb des Potomac. Natasha hatte sich fast gedacht, dass er einen solchen abgelegenen, ruhigen Ort mit aufmerksamer, diskreter Bedienung wählen würde. Sie nippte an ihrem ersten Glas Wein und ermahnte sich selbst, sich zu entspannen und zu amüsieren.
    „Freddie war heute im Laden.“
    „Das habe ich gehört.“ Spence hob sein Glas.
    „Sie will ihr Haar in Locken legen lassen.“
    Natashas Verblüffung ging in ein Lächeln über. Sie berührte ihr Haar mit den Fingerspitzen. „Oh, wie süß von ihr.“
    „Das sagen Sie so. Ich habe gerade erst den Dreh mit den Zöpfen herausbekommen.“
    Zu ihrer Überraschung konnte Natasha sich mühelos vorstellen, wie er seiner Tochter das weiche, flachsblonde Haar flocht. „Sie ist wunderschön.“ Das Bild, wie er, das kleine Mädchen auf dem Schoß, am Flügel saß, kam ihr wieder in den Sinn. „Sie hat Ihre Augen.“
    „Sehen Sie mich jetzt bitte nicht an“, murmelte Spence. „Ich glaube, Sie haben mir gerade ein Kompliment gemacht.“
    Verlegen hob Natasha die Speisekarte. „Das dickeEnde kommt noch“, erklärte sie. „Ich habe nämlich heute den Lunch ausfallen lassen.“
    Sie stellte sich tatsächlich ein ausgiebiges Menü zusammen. Solange ich esse, überlegte sie sich, verläuft der Abend problemlos.
    Bei der Vorspeise lenkte sie das Gespräch auf Themen, die sie im Unterricht bereits angetippt hatten. Angeregt diskutierten sie über die Musik des fünfzehnten Jahrhunderts mit ihren vierstimmigen Harmonien und Wandermusikanten.
    Spence freute sich über Natashas Wissbegier und Begeisterung, aber er war fest entschlossen, privatere Gebiete zu erkunden und endlich mehr über diese hinreißende Frau zu erfahren.
    „Erzählen Sie mir von Ihrer Familie.“ Natasha schob sich einen heißen, vor Butter triefenden Hummerhappen in den Mund und genoss den delikaten, fast dekadenten Geschmack. „Ich bin die Älteste von vier Geschwistern“, begann sie. Doch dann bemerkte sie, dass seine Fingerspitzen wie beiläufig mit ihren spielten. Langsam ließ sie ihre Hand auf der Tischkante außer Reichweite gleiten.
    Ihr Manöver brachte ihn dazu, sein Lächeln hinter dem erhobenen Glas zu verbergen. „Und alle sind russische Spione?“
    Zu dem Kerzenlicht, das sich in ihren Augen spiegelte, kam jetzt ein verärgertes Flackern. „Ganz gewiss nicht.“
    „Ich habe mich nur gewundert, dass Sie offenbar nicht so gern über sie reden.“
    Sie stippte ihren Hummer erneut in die geschmolzene Butter, kostete erst den Duft, dann die Zartheit und schließlich den Geschmack aus. „Ich habe zwei Brüder und eine Schwester. Meine Eltern leben in Brooklyn.“
    „Warum sind Sie hierher, nach West Virginia, gezogen?“
    „Ich brauchte einen Wechsel.“ Sie hob die Schulter. „Sie nicht auch?“
    „Ja.“ Zwischen seinen Brauen bildete sich eine kleine Falte, während er sie musterte. „Sie waren in Freddies Alter, als Sie in die Staaten kamen, sagten Sie. Erinnern Sie sich noch an das Leben vor Ihrer Einwanderung?“
    „Natürlich.“ Aus irgendeinem Grund ahnte sie, dass er mehr an seine Tochter als an ihre Erinnerungen an die Ukraine dachte. „Ich bin überzeugt, dass die Eindrücke,

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