Melodie der Liebe
Ich gehe zu den Pfadfindern und bekomme eine Uniform und alles.“
„Das ist ja toll. Kommst du und zeigst sie mir?“
Freddies Gesicht leuchtete vor Freude auf. „Okay. Zu der Uniform gehört eine Mütze, und ich werde lernen, wie man Kopfkissen macht und Kerzenhalter und alle möglichen Sachen. Ich werde Ihnen etwas machen.“
„Da würde ich mich aber freuen.“ Sie rückte Freddies Haarschleife zurecht.
„Daddy hat gesagt, dass Sie heute Abend mit ihm in einem Restaurant essen.“
„Nun, ich …“
„Ich mag Restaurants nicht besonders, außer wenn es Pizza gibt. Deshalb bleibe ich zu Hause, und Vera macht mir und JoBeth Tortillas. Wir werden in der Küche essen.“
„Klingt gut.“
„Wenn es Ihnen in dem Restaurant nicht gefällt, können Sie ja zu uns kommen und welche essen. Vera macht immer eine Menge.“
Natasha unterdrückte ein Seufzen und bückte sich, um Freddies linken Schnürsenkel zu binden. „Danke.“
„Ihr Haar duftet aber gut.“
Natasha war dabei, das Kind lieb zu gewinnen, und hielt die Nase an Freddies Kopf. „Deines auch.“
Freddie war von Natashas wilden Locken fasziniert und berührte sie zaghaft. „Ich hätte auch gern solche Haare wie Sie“, sagte sie. „Meine sind so gerade wie Nadeln“, fügte sie resignierend hinzu, ihre Tante Nina zitierend.
Lächelnd schob Natasha ihr eine schimmernde Strähne aus der Stirn. „Als ich ein kleines Mädchen war, kam jedes Jahr ein Engel auf die Spitze des Weihnachtsbaums. Der Engel war wunderschön und hatte genau so ein Haar wie du.“
Freddies Wangen röteten sich vor Freude.
„Da bist du ja.“ Vera kam den schmalen Gang entlanggeschlurft, in der einen Hand eine Einkaufstasche aus geflochtenem Stroh, in der andereneine aus Segeltuch. „Komm schon, Freddie, wir müssen nach Hause, sonst denkt dein Vater noch, wir hätten uns verlaufen.“ Sie nickte Natasha zu. „Guten Tag, Miss.“
„Guten Tag.“ Natasha hob neugierig eine Braue. Die kleinen dunklen Augen musterten sie erneut. Vermutlich habe ich die Prüfung wieder nicht bestanden, dachte sie. „Ich hoffe, Sie bringen Freddie bald wieder her.“
„Mal sehen. Ein Kind widersteht einem Spielzeugladen ebenso schwer wie ein Mann einer schönen Frau.“
Vera führte Freddie zur Tür. Sie sah sich nicht um, als das Kind über die Schulter zurückgrinste und Natasha zuwinkte.
„Hmm“, murmelte Annie. „Was sollte das denn?“
Mit einem resignierten Lächeln schob Natasha eine Klammer zurück ins Haar. „Ich würde sagen, die Frau glaubt, ich hätte es auf ihren Arbeitgeber abgesehen.“
Annie schnaubte wenig damenhaft. „Wenn überhaupt, dann hat es der Arbeitgeber auf dich abgesehen. Das Glück sollte ich mal haben.“ Ihr Seufzer klang neidisch. „Jetzt wo wir wissen, dass der tollste Mann der Stadt unverheiratet ist, ist die Welt wieder in Ordnung. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du mit ihm ausgehst?“
„Weil ich es nicht vorhabe.“
„Aber Freddie hat doch gesagt … Sie sagte etwas von Essen im Restaurant …“
„Er hat mich eingeladen“, erklärte Natasha. „Aber ich habe abgelehnt.“
„So.“ Nach kurzem Schweigen legte Annie den Kopf zur Seite. „Wann war denn der Unfall?“
„Unfall?“
„Ja, der, bei dem du den Gehirnschaden erlitten hast.“
Natashas Gesicht erhellte sich zu einem Lachen. Sie ging nach vorn.
„Ich meine es ernst“, sagte Annie, als endlich einmal kein junger Kunde im Laden war. „Dr. Spence Kimball ist großartig, ungebunden und …“, sie beugte sich über den Tresen, um an der Rose zu schnuppern, „… charmant. Warum gehst du heute nicht früher, um dich mit echten Problemen zu beschäftigen? Zum Beispiel mit dem, was du heute Abend anziehen wirst.“
„Ich weiß, was ich heute Abend anziehen werde. Meinen Bademantel.“
Annie musste grinsen. „Meinst du nicht, du gehst etwas zu schnell ran? Mit dem Bademantel würde ich mindestens bis zur dritten Verabredung warten.“
„Es wird keine erste geben.“ Natasha lächelte dem Neuankömmling zu, der gerade den Laden betrat.
Annie benötigte vierzig Minuten, bis sie dasGespräch wieder auf ihr Lieblingsthema gebracht hatte. „Wovor hast du eigentlich Angst?“
„Vor dem Finanzamt.“
„Tash, sei doch mal ernst.“
„Das bin ich.“ Ihre Haarklammer saß schon wieder locker. Diesmal zog sie sie ganz heraus. „Jede amerikanische Geschäftsperson hat Angst vor dem Finanzamt.“
„Wir reden über Spence Kimball.“
„Nein“,
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