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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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sich selbst und vielleicht an die Macht der Liebe.
    Man musste François de Caresse zugestehen, dass er Haltung zeigte und fast ebensolches Talent zur Inszenierung wie die Herzogin. Eine Stunde nach der Forderung ritt er in die Schranken, aufrecht und keineswegs schuldbewusst. Seine Rüstung glänzte, seine Knappen mussten gleich nach dem Kampf mit Philippe mit ihrer Reinigung begonnen haben. Er saß auf einem großen schwarzen Pferd, das lebhaft unter ihm tänzelte. In der prächtig mit Borten verzierten Scheide trug er ein Langschwert, an dessen Knauf ein dunkel gemaserter Obsidian prangte. Halbedelsteine sollten den Führer der Schwerter mächtiger machen – ein Aberglaube, gegen den die Kirche kämpfte. Der Kaplan verzog auch unwillig den Mund, als wollte er das so geschmückte Schwert aus einem Gottesurteil heraushalten. Allerdings legte er sich mit Rittern in voller Bewaffnung ungern an.
    Sabine sah, wie er Florimonds Schwertscheide musterte. Auch sie war prächtig verziert, aber die Waffe selbst glänzte glatt und schmucklos.
    Florimonds Schimmel wurde nun auch unruhig. Bislang hatte er geduldig gewartet, aber jetzt witterte er den anderen Hengst und schien begierig, im entgegenzugaloppieren. Florimond ließ ihn spielerisch seitwärts traben und freute sich darüber, wie leicht er den Hilfen gehorchte. Die Herzogin hatte ihm wirklich ein hervorragendes Streitross zugedacht.
    Auch die Zuschauer machten sich nun bereit. Jules de Caresse half Sabine, die bislang ebenfalls in stummer Anklage vor den Hohen Herrschaften verharrt hatte, wortlos vom Pferd und führte sie in die Loge, wo beide neben dem Herzog und der Herzogin Platz nahmen.
    Catherine hob die Hand und befahl die Ritter zu sich.
    »Also, meine Herren Ritter: Wofür kämpft Ihr?«
    »Für die Ehre meiner Herrin Sabine! Sie soll durch meine Hand Genugtuung erfahren!«, erklärte Florimond mit volltönender Stimme.
    »Für mein Wort und meinen Ruf als Ritter ohne Tadel«, bemerkte François knapp.
    Die Herzogin nickte. »So möge Gott den Ausgang dieses Kampfes bestimmen.« Kühl verabschiedete sie die Ritter, die daraufhin in die Schranken ritten. Florimond schenkte Sabine einen letzten Blick, voller Liebe und Sehnsucht. Noch einmal tat sich die Straße der Sterne zwischen ihnen auf, noch einmal trafen sie sich in ihrer Mitte und vergaßen die Welt um sich herum in einem Feuerwerk der Liebe. Aber dann riss der Ritter sich los. François hatte seinen Platz bereits eingenommen, aber Florimond erreichte die andere Seite der Kampfbahn mit wenigen Galoppsprüngen. Der Schimmel ließ sich exakt parieren. Florimond gab das weitere Zuversicht.
    Es war nicht zu übersehen, dass Florimond d’Aragis De Caresse im Tjost überlegen war. Schon beim ersten Anreiten, das meist nur dem Sondieren des Gegners galt, traf er fast perfekt, während er François’ Stoß katzengleich auswich. Seine Lanze glitt aber an der Beinschiene seines Gegners ab. Sabine fuhr zusammen, als sie das Klirren von Stahl auf Stahl hörte. Die Lanzen waren scharf, und François hatte auch sofort versucht, seinen Gegner zwischen Kettenhemd und Armschiene zu treffen und ihn sogleich beim Tjost zu verwunden. Das war ein riskantes Unternehmen, aber der Ritter hoffte wohl, damit einem weiteren, anstrengenden Schwertkampf aus dem Weg zu gehen. Florimond ließ sich auf solche Wagnisse nicht ein. Beim ersten Versuch zielte er auf den Unterkörper des Feindes, die eleganteste Art, einen Ritter buchstäblich aus dem Sattel zu heben. Als er François’ Absicht bemerkte, ihn durch einen weiteren Angriff auf die ohnehin verletzte rechte Schulter außer Gefecht zu setzen, ging er allerdings kein Wagnis ein. Er nutzte die Kraft des weißen Hengstes zu einem ganz konventionellen Stoß und visierte dabei die Brust des Gegners an. Natürlich parierte François mit dem Schild, aber das änderte nichts daran, dass ihn der gewaltige Aufprall aus dem Gleichgewicht brachte. Dazu biss Florimonds Schimmel ziemlich tückisch nach seinem Pferd. Der wohl noch junge Rappe scheute daraufhin, und sein kraftvoller Seitensprung brachte François endgültig aus dem Sattel.
    Die Ritter auf den Rängen applaudierten Florimond, der sein Pferd gelassen an den Rand der Reitbahn lenkte und dort Jean Pierre übergab. Der Knappe zwinkerte ihm zu.
    François hatte sich inzwischen erhoben und trat dem Troubadour mit gezücktem Schwert entgegen. Florimond zog auch das seine.
    »So treffen wir uns also wieder, Frauenheld«, höhnte

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