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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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dagewesen?« Caresse berührte Sabines Gesicht in einer Weise, die zärtlich hätte sein können, wenn nur Liebe statt Lust seine Hände geführt hätte.
    »Monsieur, ich habe bei meiner Lehrmeisterin die Geheimnisse des Glaubens studiert, nicht mehr«, brach es aus Sabine heraus. »Und glaubt mir, wenn ich fliegen könnte, läge ich nicht hier neben Euch, sondern suchte meine Freiheit anderswo!«
    Caresse lachte dröhnend. »Sabine, ma parfaite, du liegst nicht neben mir, du liegst unter mir! Das stutzt die Flügel! Und was die Zauberkräfte angeht: So schlecht machst du das gar nicht, ich fühle schon wieder die Macht in meinem Stab.«
    Als der Marquis sie endlich verließ, war Sabine nur noch ein zitterndes, schmerzerfülltes Bündel, blutbesudelt und völlig erschöpft. Sie wagte kaum zu hoffen, dass Fleurette wirklich noch zu ihr kommen würde – die Nacht war bereits sehr weit fortgeschritten. Aber die kleine Zofe hielt ihr Wort. Kurze Zeit, nachdem sich Caresse durchaus artig von seiner Gattin verabschiedet hatte, schlüpfte das Mädchen in Sabines Gemach. Fleurette wirkte auch alles andere als verschlafen, sondern hellwach und vergnügt – zumindest bis sie ihrer Herrin ansichtig wurde.
    »Oh, nein, Marquise! Was hat Euch dieser Wüstling angetan? Wartet, wir ziehen zunächst dieses Kleid aus – der Mann ist verrückt, das ganze Bett ist voller abgerissener Edelsteine. Den Rest trennen wir morgen ab, das Kleid ist ja nicht mehr zu gebrauchen Warum tragt Ihr es überhaupt?«
    Sabine antwortete nicht, aber jetzt konnte sie wenigstens weinen. Schluchzend warf sie sich in die Arme Fleurettes, und das Mädchen hielt sie, wiegte sie und flüsterte tröstende Worte, bis Sabine vor Erschöpfung einschlief.

Sechstes Kapitel
    Am nächsten Tag schuf sich die junge Marquise Sabine viele Freunde unter den Bettlern von Caresse. Sie Heß die Edelsteine und den Schmuck, den sie in der Hochzeitsnacht getragen hatte, an die Armen verteilen. Fleurette tat es zwar etwas leid um die Schätze, aber sie beugte sich dem Willen ihrer Herrin. Überhaupt hätte sie alles getan, um Sabine aufzumuntern oder ihr auch nur eine Lebensregung zu entlocken. Aber nach dem Ausbruch am Abend war die junge Frau wieder in die Starre verfallen, die schon ihre letzten Wochen auf Clairevaux bestimmt hatten. Die erste Nacht mit Caresse schien sie jeden Lebenswillens beraubt zu haben.
    Aber dann wiederholte sich diese Nacht – wieder und wieder, der Marquis schien kaum von seiner jungen Gattin ablassen zu können.
    Die ersten Tage verbrachte Sabine insofern krank auf ihrem Lager – sie war wund und kaum fähig, sich zu bewegen.
    Am Sonntag nach der Hochzeit drängte Fleurette ihre Herrin dann aber zum Kirchgang.
    »Es ist schon viel besser, Marquise, ich sehe doch, dass die Wunden heilen. Und wenn Ihr nicht zur Messe erscheint, wird der Hofkaplan Fragen stellen. Das könnt Ihr Euch nicht leisten, Marquise, als abgeschworene Ketzerin. Außerdem wollen Euch die Dienstleute endlich sehen. Ihr müsst sie begrüßen, und ... nun, Marquise, in diesem Haushalt wäre so manches verbesserungswürdig.«
    »Was geht mich dieser Haushalt an?«, fragte Sabine tonlos und wandte sich ab. »Lass mich allein, Fleurette, ich bin müde. Sag dem Kaplan, ich sei unpässlich ...«
    Fleurette schnaubte. »Nun, es ist zufällig Euer Haushalt!«, brach es aus ihr heraus. »Ihr seid die Herrin auf Caresse. Und deren Pflichten beschränken sich nicht darauf, dem Herrn des Hauses zu Willen zu sein.«
    Sabine fuhr auf. »Letzteres ist wahrlich kein Vergnügen!«, sagte sie scharf.
    »So?«, stichelte Fleurette. »Das sagt mal der Dienerschaft. Die munkelt, Ihr wäret so besessen vom Marquis, dass Ihr nur an die Freuden des Fleisches denkt. Und derweil führen sich die Hofbeamten auf wie die Herren, und der Marquis lässt sie, weil ihm die Aufgaben im Haushalt genauso lästig sind wie Euch. Die Leute hier haben auf Euch gewartet, Marquise. Auf Euch gehofft!«
    Während die Ritter oft Waffenbrüder und Vertraute ihrer Herren waren, sorgten der Truchsess, der Marschall, der Haus- und Küchenmeister für Ordnung auf der Burg. Gewöhnlich oblag es der Herrin des Hauses, die Inhaber dieser Hofämter zu beaufsichtigen. Tat das niemand, so waren Unregelmäßigkeiten Tür und Tor geöffnet. Aber Sabine war es eigentlich gleichgültig, ob der Truchsess hier und da ein paar edle Weine mitgehen ließ oder der Kämmerer Teile der Schätze veruntreute. Sie hatte wenig Interesse daran,

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