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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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Gesicht.
    Sabine dachte verzweifelt nach. Er wollte sie doch hier nicht besitzen? Hier in den Wehrgängen, wo jeden Augenblick jemand vorbeikommen konnte? Gut, es war spät in der Nacht. Aber ein paar letzte Zecher aus dem Rittersaal? Die Zofe einer Dame, die sich unwohl fühlte.
    François erkannte ihren Zwiespalt und genoss ihn offensichtlich. Dann lockerte er aber erneut seinen Griff um ihren Arm.
    »Nein, nicht hier, meine Liebe. Das wäre denn doch nicht ... wie würde Euer Troubadour es ausdrücken? Minniglich? Ein bisschen zu zugig auch, Ihr könntet Euch erkälten. Aber mir genügt Euer Wort, Sabine. Werdet Ihr mir Eure Dankbarkeit irgendwann erweisen?«
    Sabine sah ihre Chance, ihn zumindest für heute loszuwerden. Sie nickte widerwillig.
    »Irgendwann, Monsieur.«
    François lachte. »Ich werde Euch erinnern«, erklärte er. »Dann au revoir, Madame!« Er verbeugte sich förmlich und drückte einen Kuss auf ihre Hand, bevor er sie endgültig losließ. »Gute Nacht ... und schöne Träume!«
    Sabine floh in ihre Kemenate. Dabei biss sie sich auf die Lippen und hielt ihre Hand von sich, als habe François sie mit seinem Kuss beschmutzt. Sie musste den Abdruck seiner Lippen abwaschen, aber vor allem musste sie ...
    »Fleurette?« Mit blutendem Herzen weckte Sabine die kleine Zofe, die vor der Feuerstelle vor sich hin träumte. »Fleurette, zieh dich an und lauf zu den Ställen. Rasch! Sag dem Herrn Florimond, er muss heute Nacht noch gehen. Sag ihm, ich kann ... ich ... ich will ihn nicht wiedersehen!«

Zehntes Kapitel
    Am nächsten Morgen war Florimond verschwunden, und Sabine versank in ihre alte Starre der Verzweiflung, die eine Marmormaske über ihr Gesicht legte und keine Tränen zuließ.
    Sie entschuldigte sich bei ihren Gästen mit Unpässlichkeit, und wenn die klatschsüchtigen Edelfräulein darüber auch so manche Mutmaßung anstellen mochten, blieben ihr doch weitere Festlichkeiten erspart. Lediglich Marianne de Breton besuchte sie noch einmal kurz in ihrer Kemenate.
    »Wir werden uns sicher bald wiedersehen«, meinte sie gespielt fröhlich. »Schließlich zieht Ihr an den Hof der Herzogin, und dort sind wir oft zu Gast. Schon um all die Dichter und Sänger zu hören, die sie um sich schart. Wusstet Ihr, dass sie eine große Gönnerin des Florimond d’Aragis ist?«
    Sabine versuchte beiläufig zu lächeln und hoffte, dass ihre Züge nicht verrieten, wie sehr sie bei ihren Worten zwischen Hoffnung und Angst schwankte. »Ihr meint, der Sänger tritt dort gelegentlich auf?«
    Marianne nickte. »Spätestens zum Turnier im Frühjahr wird er kommen. Da könnt Ihr sicher sein, Sabine. Und bis dahin wird D’Aragis Ihr Zeichen noch durch viele Kämpfe tragen.« Die alte Gräfin zwinkerte verschwörerisch.
    Sabine weinte, als Marianne sie verließ. Würde er wirklich noch ihr Zeichen tragen? Nachdem sie ihn erst ermutigt und dann verstoßen hatte? Aber François war gefährlich, sie konnte nicht riskieren, dass er sie und Florimond verriet. Wenn er Jules’ Beweise vorlegte, würde der Sabine quälen und wahrscheinlich in ein Kloster verbannen. Florimond aber würde er töten.
    Immerhin lenkte der Gedanke an den Umzug nach Toulouse Sabine vorerst ab – zumal François seinen Vater nicht begleiten würde. Er sollte sich mit der selbstständigen Führung der Hofhaltung auf Caresse vertraut machen, während sein Vater beim Herzog weilte. Also keine weiteren Nachstellungen in Toulouse – und keine ›Erinnerung‹ an ihr aufgezwungenes Versprechen. Sabine empfand letzteres als ungeheure Erleichterung, obwohl François vorerst natürlich weiterhin verstohlen über ihre Schulter streichelte oder ihren Schenkel berührte, wann immer er einen Vorwand fand. Verbotene, beängstigende Gefühle empfand Sabine dabei jedoch nicht mehr, lediglich Widerwillen und Ekel. Sabine kannte jetzt den Unterschied zwischen Liebe und Lust.
    Der Umzug an den Hof von Toulouse erwies sich als langwierige und umständliche Angelegenheit. Auch ohne Gepäck wäre es eine mehrtägige Reise gewesen, aber Jules bestand darauf, kostbare Möbel und vor allem Schmuck und prachtvollste Bekleidung mitzuführen. Er hatte extra Schneider aus Poitiers kommen lassen, um für sich und Sabine Kleider nach neuester Mode anfertigen zu lassen. Allein die Stoffe hatten ein Vermögen gekostet, von den purpurnen Borten und den aufgestickten Edelsteinen gar nicht zu reden. Sabine musste sich oft zur Ruhe zwingen, um die endlosen Anproben zu überstehen –

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