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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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von den blutigen Kämpfen um die Bergfestung. So schrak sie denn fast panisch auf, als es am frühen Morgen an ihre Tür klopfte. Sie brauchte einige Zeit, um sich zu vergegenwärtigen, dass hier nicht der Feind vor ihren Toren stand, sondern lediglich eine höfische Frühaufsteherin.
    Claire de Valles strahlte die schlaftrunkene Fleurette an, die ihr geöffnet hatte und nun gleich in einen tiefen Knicks versank.
    »Nanu, Mädchen, ist deine Herrin noch nicht wach? Nun, sicher kein Wunder nach der langen Reise. Aber das hilft nichts, die Herzogin wünscht, dass sie ihr heute morgen aufwartet. Und dann begleitet sie uns sicher gern zu den Übungsplätzen der Ritter, einige der jungen Spunde haben eine Art Turnier organisiert. Es geht wohl darum, wer letztlich in die Reitertruppe Eures Gatten aufgenommen wird, Sabine ...«
    Sabine hatte sich inzwischen von ihrem Lager gequält und versuchte, höflich zu lächeln.
    »Ich komme gleich«, beschied sie die Hofdame und bemühte sich, nicht zu gähnen.
    Fleurette machte ihrem Unmut dagegen Luft, als Marquise de Valles die Kemenate verlassen hat.
    »Es ist noch fast dunkel, Marquise, gerade mal ein allererster Anflug von Sonnenaufgang, und gestern habt Ihr die halbe Nacht in den Räumen der Herzogin verbracht. Schlafen die hier eigentlich nie?«
    Sabine lächelte ihr zu. »Ich bin früher auch mit wenig Schlaf ausgekommen«, erinnerte sie die Zofe.
    Damals, als sie sich noch auf ein Leben als Parfaite vorbereitet hatte – betend und studierend bis in die Nacht. Ihr Eifer und ihre Begeisterung hatten sie über alle Grenzen der Müdigkeit hinweg getragen. Aber das Leben an Jules’ Seite, die ständige Angst, in eine Falle der Demütigung zu tappen und der Zwang, ihren Glauben und ihre Art zu verleugnen, hatten sie zermürbt. Und dazu kamen der gestrige lange Ritt, die Begegnung mit Philippe und der anstrengende Disput mit der ihr offensichtlich feindlich gesonnenen Barbe de Richemonde. Sabine wäre liebend gern noch etwas im Bett geblieben, aber wenn die Herzogin Frühaufsteherin war, musste sie sich fügen. Seufzend ließ sie sich von der schlaftrunkenen Fleurette ankleiden und frisieren.
    »Gleich das Reitkleid oder kommt Ihr noch einmal her, um Euch umzuziehen?«, erkundigte sich die Zofe.
    Sabine zuckte die Schultern. »Ich glaube nicht, dass ich der Herzogin im Reitkleid aufwarten kann. Obwohl es zweifellos praktischer wäre.« Sie bemühte sich, keine Ungeduld aufkommen zu lassen. Es war völlig normal, sich bei Hofe drei oder viermal am Tag umzukleiden und zu frisieren.
    Alle anderen Hofdamen erwarteten sie denn auch in vollem Staat vor den Räumen der Herzogin. Pünktlich zum Sonnenaufgang wollte die Dame geweckt und schon beim Frühstück unterhalten werden. Barbe de Richemonde erwies für diese Aufgabe ausgesprochenes Talent. Während alle anderen noch müde waren, gab sie schon ein Bonmot nach dem anderen von sich. Und natürlich war Sabine für sie ein willkommenes Opfer.
    »Oh, ich freue mich darauf, unsere Ritter mal wieder förmlich gegeneinander in die Schranken reiten zu sehen! Natürlich werden sie sich nicht festlich kleiden, aber ein bisschen was von einem Wettkampf sollen die Scharmützel schon haben! Ich liebe Turniere! Ihr auch, Sabine? Aber ich vergaß, Kampfspiele waren ja verpönt bei den Albigensern.«
    Sabine zuckte die Schultern. »Die Ritter von Montségur hatten genug echte Kämpfe zu bestreiten, um in Übung zu bleiben«, bemerkte sie kurz.
    Barbe warf ihr hübsches Haar zurück. »Nun, hier treten die Herren Ritter für die Damen ihres Herzens an, und nicht zur Verteidigung dunkelster Ketzerei. Habt Ihr denn schon einen Ritter erwählt, Sabine? Vielleicht diesen hübschen blonden Philippe aus Ariège? Der hat Euch gestern so schmachtend angesehen! Seid Ihr nicht überhaupt selbst aus Ariège? Da würde sich eine Verbindung doch anbieten!«
    »Ich bin bereits meinem Gatten verbunden«, antwortete Sabine steif, konnte ein Aufflackern ihres Blickes jedoch nicht verhindern. Das alles gefiel ihr gar nicht. Diese Barbe hatte scharfe Augen. Nicht auszudenken, dass sie sich etwas über eine Verbindung zwischen ihr und Philippe zusammenfantasierte. Es wäre zweifellos besser gewesen, die Wahrheit zu sagen. Aber zunächst musste sie wissen, was Philippe verbarg.
    Die Hofdamen servierten der Herzogin das Frühstück, überboten sich dann in Ratschlägen darüber, welches Kleid für die heutigen Festivitäten wohl angebracht wäre, und überließen die

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