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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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hatte, deutlich auf Sabine haften. Sie schlug die Augen nieder und verwünschte seinen Mangel an Disziplin. Diesmal fiel es sicher nicht nur Barbe auf, dass er sie anstarrte. Und tatsächlich. Auch Jules de Caresse runzelte die Stirn und betrachtete den jungen Ritter mit vermehrter Aufmerksamkeit.
    Sabine betete, er möge ihn nicht erkennen, aber möglich war das durchaus. Schließlich war ihm Philippe bei ihrer Verlobung vorgestellt worden, und auch seine Beziehung zu Sabine war ihm nicht verborgen geblieben. François zufolge hatte er anschließend ja sogar Anstrengungen unternommen, den Ritter vom Hof der Clairevaux zu entfernen.
    Nachdem Philippe sich endlich losriss, bot er eine fulminante Vorstellung dar. Er holte den gegnerischen Ritter schon beim ersten Anreiten vom Pferd und entwand ihm das Schwert dann nach kürzestem Schlagabtausch. Anschließend wollte er sich verbeugen und abreiten, aber Jules de Caresse hielt ihn auf. Mit einem Handzeichen bestimmte er, der Ritter möge gleich gegen den nächsten Gegner antreten, was Philippe mit einem knappen Nicken quittierte. Der alte Heerführer wählte diesmal auch den Gegner für ihn aus, einen kräftigen Ritter auf einem sehr großen und schweren Schimmel. Philippe bezwang aber auch den – er lenkte sein Pferd mit ähnlicher Leichtigkeit wie seinerzeit Florimond, und Sabine träumte hingebungsvoll von ihrem Troubadour. Wo mochte er jetzt stecken? Sang er an Königshöfen oder focht er ähnliche Kämpfe aus wie hier Philippe? Beim Gedanken daran spürte sie wieder brennende Sorge – während sie Philippe gänzlich unbeeindruckt beim Fechten zusah. Der junge Ritter entwaffnete inzwischen auch den zweiten Gegner – der Mann mochte stärker sein als er, aber Philippe war wendiger und geschult in Kämpfen auf Leben und Tod.
    Diesmal war er allerdings etwas außer Atem, als er vor die Damen trat – und mehr als verwundert, als Jules de Caresse ihm gleich den dritten Gegner zuwies. Im Turnier waren so kurze Abstände zwischen den Kämpfen nicht üblich, aber Jules wollte wohl die Belastbarkeit des jungen Ritters prüfen. Oder hatte Philippe seinen Zorn erregt, indem er seine Gattin auch zwischen den Kämpfen mit Blicken verschlang?
    Der dritte Ritter war ein erfahrener Kämpfer, und Philippe brauchte erheblich länger, ihn zu bezwingen als seine Vorgänger. Aber auch das war Caresse nicht genug. Im Gegenteil: Als Philippe sich erneut siegreich vor ihm und den Damen verbeugte, ritt er selbst auf seinem gewaltigen Rappen in die Schranken.
    »Es sieht aus, als brauchtet Ihr einen kampferprobteren Gegner«, rief er Philippe zu. »Einen, der seine Kunst nicht nur auf Turnierplätzen erlernt hat. Oder? Monsieur d’Ariège?«
    Philippe war deutlich verunsichert. Immerhin schien Caresse keine Antwort zu erwarten. Er wendete sein Pferd direkt und führte es in Startposition. Philippe nahm ebenfalls seinen Platz ein. Und jetzt hielten selbst die gelangweiltesten Damen auf der Tribüne den Atem an. Caresses Pferd kam auf Philippes kräftigen Braunen zu wie ein schwarzes Geschoss, aber der Ritter konnte ausweichen. Das gelang ihm auch beim zweiten Anlauf, und beim dritten Versuch konnte er den Ängriff des Alteren sogar unterlaufen und fast eine Gegenattacke versuchen. Dennoch war er Caresse hoffnungslos unterlegen und wäre sicher bei einem der nächsten Versuche im Sand gelandet. Der Marquis hieß ihn jetzt jedoch, die Pferde abzugeben und zum Schwertkampf überzugehen. Mit seinem gewaltigen Beidhänder stellte er den jungen Ritter, der ein eher leichtes Schwert führte. Philippes Strategie zielte darauf, den anderen zu entwaffnen, aber Caresse gab ihm hier keine Chance. Er schlug gnadenlos auf den jüngeren ein, was Philippe zu ständigen Ausweichbewegungen zwang. Der ohnehin schon ermüdete Ritter ließ dabei sehr schnell nach. Er schaffte es nicht mehr, den Schild entsprechend geschickt zu heben – und schließlich warf ihn ein rasch geführter Schlag gegen seine Schulter zu Boden. Bevor er wegrollen konnte, setzte Caresse die Spitze seines Schwertes an seine Kehle.
    »Gebt Ihr auf, Monsieur?«
    Erst jetzt registrierte Sabine, dass die Männer nicht mit entschärften Übungswaffen fochten. Caresse musste Philippe Anweisung gegeben haben, die Lederkappen zu entfernen.
    Philippe nickte schwach.
    »Sehr gut, Monsieur.« Jules zog sein Schwert langsam ab. »Ein sehr guter Kampf. Aber Sie konnten ihn nicht gewinnen. Sie hatten nie eine Chance. Also bitte keine weiteren

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