Melodie der Sehnsucht (German Edition)
Barbe de Richemonde ...«
»... wünschen Euch nichts Gutes, Marquise«, lächelte Florimond und fiel in die höfische Anrede zurück. Er rang um Abstand zu seiner Liebsten, der Hof durfte nicht merken, was zwischen ihnen vorging. Und inzwischen hatten sie die Muschel verlassen. Die Damen am Ufer des Weihers kamen in Sicht. »Das ist offensichtlich, seht nur, sie belauert uns wie eine Katze das Mauseloch. Aber noch ahnt sie sicher nichts, sonst hätte sie mich nicht hergeschickt. Überlassen wir es also Fortuna. Sie wird uns sicher zusammenführen. Diese alten Göttinnen hatten ein Faible für Liebende.«
Sabine lachte – ausgelassen und ohne jede Sorge darüber, ob dies lästerliche Reden waren. Wie auch immer Florimond die Gottheit nannte, die über ihnen wachte – Für Sabine waren sie gesegnet.
Dreizehntes Kapitel
Natürlich war es nicht Fortuna, sondern eher Fleurette, die den Liebenden zu weiteren heimlichen Treffen verhalf. Die kleine Zofe hatte natürlich bereits von Florimonds Eintreffen und sogar von seiner Rolle im Artus-Spiel gehört und wartete gespannt auf Sabines Bericht nach der Rückkehr vom Weiher. Sabines Mitteilungsbereitschaft beschränkte sich allerdings auf ein Minimum. Ja, sie habe ihn gesehen. Ja, es sei schön, dass er wieder da sei. Ja, er habe sich auch gefreut. Und dabei strahlte sie so überirdisch und lächelte so in sich gekehrt, dass Fleurette sich den Rest eigentlich denken konnte. Eben diesen Ausdruck fand die Zofe jedoch auch alarmierend. Sabine war so unschuldig, so unfähig, sich zu verstellen. Fleurette fürchtete, auch andere am Hofe würden ihr Strahlen richtig zu deuten wissen. So interessierte es sie denn auch brennend, wie sich Florimond aus der Sache mit der Insel herausgeredet hatte. Sabine konnte sich aber gar nicht mehr daran erinnern.
»Ach, er hat irgendwas erzählt, von seinem Schwert, das ich mit Blumen umkränzt hätte und dann zwischen uns gelegt, damit er mir bloß nicht zu nahe kam. Und dann hätte ich ihm noch seine Zukunft aus dem kristallklaren Wasser einer Quelle gelesen.«
»Und?«, fragte Fleurette. »Wie sieht seine Zukunft aus?«
Sabine schlug die Augen gen Himmel. »Das hat er doch nur so gesagt, Fleurette. Aber natürlich hätte ich ihm ein glückliches Leben an der Seite seiner Herrin prophezeit, die ihn endlich erhört. Die Herzogin hat geschnurrt wie eine Katze. Hoffentlich kommt sie nicht auf den Gedanken, ihn wirklich in ihre Kemenate zu befehlen.«
Fleurette verkniff sich die Frage, warum Sabine das wohl etwas ausmachen würde. Aber sie mochte ihre Herrin jetzt nicht necken, Sabine wirkte so jung und so glücklich, dass sie das Mädchen geradezu anrührte.
»Ach, keine Sorge wegen der Herzogin«, beruhigte sie also. »Die macht zwar allen Hoffnungen, aber tatsächlich besucht der Herzog sie fast jeden Tag – und er macht sie durchaus glücklich, sagt ihre Zofe. Jedenfalls war sie ihm angeblich noch nie untreu – in Taten zumindest. In Gedanken ...«
Sabine lächelte. »Was ziehe ich denn jetzt an, Fleurette? Die Herzogin hat natürlich ein Bankett angesetzt. Im Anschluss soll Florimond für uns singen. Ich möchte schön sein, Fleurette, ich möchte ... warte mal! Ganz tief unten in ihrer Truhe lag ein Sommerkleid aus so feinem, hellblauen Batist, dass es fast weiß wirkte. Die Schneiderin in Caresse hatte darauf bestanden, es Sabine anzumessen, obwohl die junge Frau die Farbe ablehnte.
»Dabei steht es Madame so gut«, hatte sie protestiert und Halsausschnitt und Saum mit dunkelblauen Edelsteinen bestickt.
»Seht Ihr, es macht Euch nicht blass. Ihr könntet auch reines Weiß tragen, Marquise, warum nur mögt Ihr die Farbe nicht?«
Jetzt förderte Sabine das feine Gespinst zutage und wählte dazu ein Hemd aus weißer Seide und einen breiten goldenen Gürtel.
»Dies hier, Fleurette. Dies ist das angemessene Kleid.« ›Für eine Hochzeitsnacht‹, dachte Fleurette beunruhigt. Barbe de Richemonde müsste blind und taub sein, wenn sie alle Zeichen übersah.
Besorgt lief sie in die Ställe zu Jean Pierre, nachdem sie Sabine prächtig geschmückt in die Hallen der Herzogin entlassen hatte. Florimond würde der Atem stocken, wenn er sie sah, Fleurette selbst hatte ihre Herrin noch nie so schön gesehen.
Sabine wusste natürlich um die Notwendigkeit strengster Diskretion – auch wenn ihr nicht bewusst war, wie deutlich man ihr die Verliebtheit von den Augen ablas. Sie achtete aber strengstens darauf, dem Sänger während des Abends
Weitere Kostenlose Bücher