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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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ganz im Ernst zueinander sprachen. Aber dann fasste sie sich. Die Frauen am Ufer des Weihers konnten ihre Worte zwar sicher nicht verstehen, aber sie würden sie beobachten. Und was auch immer zwischen ihnen war, für die Augen der Herzogin und ihres Hofstaats war es nicht bestimmt.
    »Komm mit«, sagte sie leise und reichte ihm die Hand. So selbstverständlich, so leicht ... War sie nicht noch vor Tagen vor jeder Berührung Philippes zurückgeschreckt?
    Florimond nahm sie und küsste sie. Sein Mund streifte ihre Handfläche federleicht, aber von seiner Berührung schienen glühende Wellen auszugehen – so als habe man einen Stein ins Wasser geworfen, der nun seine Kreise zog. Er ließ ihre Hand auch nicht los, als sie die Muschel nach zwei Schritten erreichten. Sie mussten sich bücken, um einzutreten und konnten auch nicht aufrecht darin stehen. Sabine ließ sich ruhig auf das Polster nieder, auf dem sie eben gelegen hatte. Florimond kniete vor ihr und führte ihre Hand noch einmal an die Lippen. Diesmal nahm er sich Zeit, küsste ihre Fingerspitzen, liebkoste ihre Handfläche, als wollte er jede Linie darin nachfahren, küsste ihren Handrücken und das zarte Gelenk. Er streichelte die blassblauen Adern unter ihrer Haut, fühlte ihren Pulsschlag, erspürte ihn mit seinen Lippen. Schließlich drückte er ihre Hand an seine Wange – und erschauerte, als sie zaghaft darüber strich. Noch nie hatte sie von sich aus einen Mann berührt – die Annäherungen ihres Gatten und François’ Zudringlichkeiten hatte sie stets nur über sich ergehen lassen. Aber jetzt tastete sie über Florimonds raue Wange, erspürte eine alte Narbe und streichelte sie, fuhr scheu zurück, als sie seine Lippen berührte und ließ dann doch zu, dass er ihre Finger eben dorthin führte. Sie ertastete die Wärme und Weichheit seiner vollen, fein geschnittenen Lippen, zog ihre Konturen nach, als wollte sie sich ihre Form für ein ganzes Leben lang einprägen.
    »Du bist schön«, sagte sie leise.
    Florimond lachte. »Du bist schön.«
    Vorsichtig, um sie ja nicht zu erschrecken, hob er seine Hand zu ihrem Gesicht und ahmte ihre forschenden Bewegungen nach. Sabines Mund wurde trocken, ihr Herz schlug heftig, als er sie so zärtlich berührte. Er ließ seine Finger von ihrem Mund wieder nach oben wandern, berührte ihren Nasenflügel und die durchscheinend weiße Haut unter ihren Augen. Sie schloss sie vertrauensvoll, als er ihre Lider liebkoste. Sabine hatte das Gefühl, als öffne sich jede Pore ihrer Haut seiner federleichten Berührung, nichts war fordernd, es gab keinen Zwang. Nur unendliches Glück, die Erfüllung des biblischen ›Erkennens‹.
    Sabine wagte erneut, auch ihre Hände zu heben, sie um sein Gesicht zu legen und sein Haar damit zurückzustreichen. Wie weich es war, wie warm. Sie spielte mit seinen Locken, während er ihren Haaransatz liebkoste. Seine Finger fuhren ihren Scheitel nach und sie erschauerte vor Entzücken. Ihre zitternden Hände tasteten sich über sein Haar zu seinem Nacken, sie atmete seinen Geruch ein, seine Nähe und sehnte sich danach, dem Drang ihres Körpers zu folgen und an seine Brust zu sinken.
    Es musste wundervoll sein, ihn zu erforschen, nicht nur mit ihren Händen, auch mit ihren Lippen, ihrem Körper. Florimond, der genau so fühlte, war nah daran, sie an sich zu ziehen und zu küssen. Aber dann siegte in beiden die Vernunft. Sie mochten kurz in der Märchenwelt der Herrin vom See versunken sein, aber nur ein paar Ruderschläge entfernt warteten die Herzogin und ihr neugieriger Hofstaat auf den Fortgang ihres albernen Schauspiels.
    »Wir müssen gehen«, flüsterte Sabine. »Und wir ... wir müssen ihnen etwas erzählen.«
    »Ach, die Dichtkunst ist mein Metier«, sagte Florimond leichthin. »Wenn ich nur wieder zu Atem käme. Wann sehen wir uns, meine Herrin, meine Dame, mein Leben? Oder willst du mich wirklich nicht mehr sehen? Habe ich zuviel verlangt? War ich zu forsch? So etwas ist mir noch nie geschehen, Sabine! Dies hier ... es ist ein Zauber.«
    Sabine zog seine Hand schüchtern zu sich und küsste sie. Sehr vorsichtig, sehr zart – sie konnte kaum glauben, wie ängstlich sie ihre Lippen darauf drückte, waren ihr doch die Willkommensküsse und die ›Siegesprämien‹ längst zur Routine geworden. Aber dies war anders. Dies war ein Zauber.
    »Wir werden uns sehen«, versprach sie, als sie ihre Lippen wieder von ihm löste. »Aber ich weiß nicht wo und wann. Einige Damen hier, vor allem

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