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Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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vergnügt. »Bitte, Marquise, gebt ihm eine Aufgabe.«
    Catherine schien fieberhaft zu überlegen, aber dann sprang ihr Barbe de Richemonde bei.
    »Herrin«, meinte sie demütig, ganz in ihrer Rolle der jungen Elaine. »Hat sich nicht die Herrin vom See um Hilfe an Euch gewandt? Und von der tugendhaften Jungfrau gesprochen, die auf jener verzauberten Insel ihrer Befreiung harrt? Noch nie habe ein Ritter die Wogen des Sees überwunden, noch nie war die Jungfrau bereit, einem Herrn auch nur die Hand zu reichen. Hat sie doch völlige Reinheit und Abstinenz von der Liebe geschworen.«
    Die Mädchen kicherten.
    »Vielleicht kann Euer Ritter Lancelot dieses Bollwerk bezwingen? Er wird die Ungeheuer töten, die im See ihr Unwesen treiben und vielleicht auch die Dame betören, ihr Gefängnis zu verlassen!«
    Florimond warf sich erneut vor Catherine zu Boden und bedauerte im Stillen den Verschleiß an seinem sorglich ausgewählten, goldfarbenen Beinkleid. »Herrin, ich würde niemals eine andere betören wollen, denn Euch!«
    Catherine lächelte. »Aber die junge Dame im See soll von überwältigender Schönheit sein«, bemerkte sie.
    Florimond warf sich in die Brust. »Ich werde ihr widerstehen«, behauptete er.
    »So soll auch das Eure Prüfung sein«, flötete Barbe.
    Die Zuschauerinnen bedachten die Szene mit weiterem Applaus.
    Catherine wies dem Ritter mit einer Handbewegung den Weg zum Nachen.
    »Könnt Ihr denn rudern, Herr Lancelot?«, fragte sie skeptisch.
    Aber Florimond hatte das Boot schon bestiegen. Begierig griff er nach den Rudern, regte sich in ihm doch die Hoffnung, genau die Frau auf der Insel zu finden, nach der sein Herz seit Wochen rief. Und diese hinterlistige Barbe de Richemonde, die Florimond von früheren Besuchen kannte und fürchtete, hatte ihm unwissentlich genau in die Hände gespielt. Mit kräftigen Schlägen brachte er den Nachen in Fahrt. Sabine ... ob sie ihm wohl erlauben würde, die Arme um sie zu legen? Oder würde es mehr Zeit brauchen, ihren Panzer von Angst und Abwehr zu brechen?
    Sabine hörte den Nachen herankommen und seufzte. Das war es nun also mit der erquickenden Einsamkeit. Gleich musste sie gesetzte Worte finden, um den Ankömmling dazu zu überreden, sie zurückzurudern, ohne ihm vorher ›Gefälligkeiten‹ zu erweisen. Vielleicht schickte sie ihn aber auch allein zurück, wenn er zu zudringlich wurde. Dann mussten sie ihr einen Neuen senden. Sabine wappnete sich für ein Spiel, das sie als kindisch und unwürdig empfand.
    Aber dann linste sie doch mit einer gewissen Neugier aus dem muschelförmigen Pavillon, in dem sie weisungsgemäß träumen sollte. Eigentlich schlafen, wie die Anweisungen der Herzogin lauteten, aber Sabine hatte nicht die geringste Lust, sich wachküssen zu lassen.
    Doch nun wähnte sie sich wirklich in einem Traum! Der hochgewachsene Mann, der dem Nachen entstieg, war kein Ritter aus Catherines Schar übereifriger Bewunderer. Sabine sah ihn vorerst nur von hinten, da er beschäftigt war, den Nachen sicher an Land zu ziehen. Aber etwas an seinen geschmeidigen Bewegungen und dem Muskelspiel unter der eleganten meerblauen Surcotte kam ihr bekannt vor. Dazu dieses üppige, lockig über den Rücken fallende Haar in der Farbe süßen Nougats.
    »Florimond?« Sabine flüsterte es tonlos. Doch der Ritter schien sie gehört zu haben. Er wandte sich um, trat ihr entgegen – und wie am ersten Tag hypnotisierten sie die floreszierenden Lichter in seinen Augen, das strahlende Lächeln, das sein Gesicht so jung wirken ließ und dennoch alle Falten erhellte, die das Leben hineingeschrieben hatte. »Florimond!«
    Florimond seinerseits erstarrte vor der Schönheit ihrer schmalen Gestalt, betont durch die Schlichtheit des dunkelblauen Kleides – doch märchenhaft umweht von dem feinen Gespinst des mit den Himmelsgestirnen bestickten Mantels. Er sah ihr blasses Antlitz, in dem jetzt aber die zarte Röte des Erkennens und der Freude aufstieg, ihre klaren Züge, die durch das nach hinten gekämmte und zu einem strengen Zopf gezähmte Haar voll zur Geltung kamen. Und er sah die Wärme in ihren Augen, das tiefe Glück, als entdeckten sie endlich einen Lichtstrahl im Dunkeln.
    »Sabine!«
    Florimond und Sabine traten aufeinander zu, aber die tiefe Demut vor ihren alles überwältigenden Gefühlen ließ sie still voreinander verharren.
    »Ich habe dich gesucht«, sagte er.
    »Ich habe dich erwartet«, flüsterte sie und wusste nicht, ob es Teil dieser Scharade war oder ob sie

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