Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Melodie der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Melodie der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
Vom Netzwerk:
für die Tafel des Herzogs hervorbrachten. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie auch die Mauer – und die unauffällige, kaum schulterhohe Pforte. Florimond erwartete sie bereits.
    »Sabine, meine Dame! Endlich endet die Folter dieser Nacht. Ich dachte, ich ertrage keinen weiteren Lautenschlag, ohne dir in die Augen zu sehen, mich dir zuzuwenden und meine Lieder an dich zu richten.«
    Er reichte ihr beide Hände, und sie ergriff sie ohne zu zögern, eine Verbindung, die gleich wieder jenen magischen Kreis um sie zog, der sie immer wieder verblüffte.
    »Und wie schön du bist! Dieses Kleid ist wie für dich gemacht. Wurde je eine Frau geschaffen, um die reine Liebe zu verkörpern, so bist du es. Sabine, meine Herrin, mein Leben!« Er zog ihre Hände an die Lippen, streifte sie aber nur mit einem flüchtigen Kuss.
    »Aber nun komm, hier sind wir nicht sicher! Nirgendwo in diesen Mauern sind wir sicher.« Florimond öffnete die Pforte und wollte Sabine hindurchgeleiten.
    »Aber da unten ist Wasser, mein Ritter«, flüsterte Sabine furchtsam. »Das Ufer ist knapp und steil und schmutzig. Da können wir nicht ...«
    »Meine Herrin vom See, das Schicksal hat uns doch schon unsere Zuflucht gezeigt. Hast du mich nicht selbst auf der Insel erwartet? Nun, komm, das Boot der Sehnsucht erwartet uns.«
    Als ›Liebesbarke‹ hätte Sabine das primitive Holzboot allerdings kaum bezeichnet, das auf dem Wasser des Burggrabens schaukelte. Auf sie wirkte es auch recht fragil, aber sie zwang sich, vernünftig zu sein. Zweifellos trug die Nussschale täglich ein paar Diener über den Graben – und sicher auch so manche heimliche Fracht. Nach ihren Erfahrungen auf Caresse hielt Sabine es für höchst unwahrscheinlich, dass das Küchenpersonal am Hof des Herzogs so gar nichts mitgehen ließ. Und warum auch nicht? Der Tisch der Herzogin war stets reich gedeckt, und bei den Rittern wurde eher noch mehr Fleisch aufgefahren. Da gab es allabendlich Reste, die natürlich an die Armen verteilt werden sollten. Aber war es den Köchen und Mägden zu verdenken, dass sie auch an ihre eigenen Familien dachten? Auf jeden Fall sollte das kleine Boot wohl nicht allzu schnell kentern. Fürsorglich gehalten von Florimonds warmer, kräftiger Hand, stieg Sabine ins Boot.
    Zu ihrer Überraschung überquerte der Ritter den Graben aber nicht rasch, sondern lenkte den Nachen erst noch eine Zeitlang am inneren Ufer entlang. Dann erst, als sich der Graben an der Westseite verbreiterte, und Sabine fast so etwas wie Strömung bemerkte, ruderte Florimond mit kräftigen Stößen auf die andere Seite und einen schmalen Flusslauf hinauf.
    »Dieses Rinnsal speist den Burggraben«, erklärte der Ritter. »Und auch euren verzauberten Weiher. Siehst du, da ist er schon! Erkennst du Avalon im Mondschein?«
    Sabine fühlte sich tatsächlich wie im Märchen. Am Nachmittag hatten sie mehr als eine halbe Stunde Ritt gebraucht, um den Weiher zu erreichen, aber vom Burggraben aus war er ganz nah. Sie fragte sich, woher Florimond das gewusst hatte. Hatte er vorher schon andere Damen hierher entführt?
    Der Ritter zeigte sich beleidigt, als sie ihn fragte.
    »Sabine, es gab nie eine Frau, mit der ich teilte, was ich mit dir teilen will. Meine erste Minneherrin war mir Vertraute und Richterin über meine Taten. Ich schmachtete sie an, aber ich wusste, dass sie mich niemals erhören würde. Sicher gab es dann noch Lehrmeisterinnen. Aber die empfingen ihre willigen Eleven eher auf Seidenkissen denn im Mondschein auf verzauberten Inseln. Den Weg hierher hat mir einer der Bediensteten gezeigt. Der junge Reitknecht. Scheint ein heller Kopf zu sein!«
    Sabine lächelte beruhigt. Guter Jean Pierre! Und liebe Fleurette!
    Inzwischen hatte das kleine Boot angelegt, und Florimond versteckte es im Schilf am Ufer der Insel.
    »Nun also ...« Sabine stand etwas unschlüssig im Mondschatten der Zypressen inmitten der Insel. Sollte sie vorausgehen zum Liebesnest der Herzogin? Sich Florimond so präsentieren, wie sie es stets für Jules tat? Alles in ihr sträubte sich dagegen. Diese Begegnung sollte anders sein, Erhöhung, nicht Ergebung, Liebesdienst, nicht Opfer. Aber da war Florimond auch schon neben ihr. Unendlich zärtlich und fast scheu küsste er ihre Stirn, legte die Arme um sie und hob sie auf. Sie war leicht, er trug sie mühelos, und sie fühlte sich gewiegt und geborgen wie ein Kind. Florimond drückte sie an sich und brachte sie an den vom Schloss

Weitere Kostenlose Bücher