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Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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sehr rauh waren und einige Brandflecken auf den Innenflächen hatten, und wunderte mich, daß sie so Zartes anfertigen konnten.
    Ich sagte zu den Zigeunern, daß ich leider kein Geld für das Silber hätte. Ich erklärte ihnen, daß es seit ihrem letzten Besuch auf Cloyne Probleme gegeben habe und ich daher etwas niedergeschlagen sei. Sie blickten mich mit ihren schwarzen Augen an. »Probleme und Niedergeschlagenheit!« sagte Simeon. »Diesen sind wir ständig ausgesetzt, Gräfin O’Fingal. Trotzdem sind wir hier. Beharrlichkeit liegt dem Menschen im Knochen. Unser Schicksal ist es, weiterzumachen.«
    Ich schwieg, und sie begannen ihre Waren wieder einzupacken. Ihre Gesellschaft hatte mir Freude gemacht. Als sie dann gingen, drückte mir Simeon einen winzigen Gegenstand in die Hand. »Nehmt dies, Gräfin«, sagte er. »Es wird Euch Glück bringen, bis wir wieder hier vorbeikommen.«
    Ich öffnete meine Hand. In ihr lag ein Ohrring aus Silber mit einem einzigen Juwel, der so klein wie ein Sandkorn war.

    An diesem Abend speiste ich wieder mit Peter Claire. Unser einziger Begleiter war die süße Sommernacht, die durchs Fenster kroch und den Raum mit ihrem Duft erfüllte.
    In dieser Mittsommerdunkelheit, die keine richtige Dunkelheit, sondern nur ein leuchtendes Blau über den Wäldern und Feldern war, hatte ich das Gefühl zu schweben – wie ein Schwimmer über mir selbst zu schweben und mit Mitleid und Verachtung auf das große Gewicht des Anstands und der guten Vorsätze zu blicken, die mich auf der Erde festhielten. Ich warf den Kopf zurück und lachte über meine alten Bürden.
    »Warum lacht Ihr?« fragte Peter Claire.
    »Ich lache«, sagte ich, »weil ich beschlossen habe, frei zu sein.«
    Und so nahm ich Peter Claire mit in mein Bett. Wir liebten uns schweigend, um nicht die Kinder zu wecken, und danach blickte ich dem jungen Lautenisten tief in die kornblumenblauen Augen und wußte, daß mein Leben nach dieser Nacht nie wieder wie früher sein würde.

DAS KONZERT ZU EHREN DES BOTSCHAFTERS
    Ende Juni kehrt König Christian nach Kopenhagen zurück.
    Seine Versuche, während der ihm im Numedal verbliebenen Zeit (bis das erste Silbererz abgebaut ist und die königliche Gesellschaft fröhlich mit den Dorfbewohnern des Isfoss unter den Sternen gezecht hat) Kirsten Munk in jenen Teil seines Herzens zu verbannen, der allem auf der Welt gleichgültig gegenübersteht, sind gescheitert, weil sie sich aus ihrer Gefangenschaft immer wieder befreit und zu dem Platz zurückkehrt, den sie fünfzehn Jahre lang eingenommen hat – im Zentrum der Sehnsucht des Königs. Und selbst das (paßt es doch so perfekt zu Kirstens sprunghafter Natur) amüsiert und fasziniert ihn. Die Kirsten, die er liebt, ist eine Frau, die sich allen Versuchen, sie einzusperren, widersetzt. Der König gesteht Peter Claire: »Euer Rat war gut, doch es ist so, als wüßte Kirsten, daß ich mich von meiner Liebe zu ihr heilen möchte, und läßt es einfach nicht zu!«
    Es ist Nacht, als die königliche Gesellschaft auf Rosenborg eintrifft. Zu Christians Überraschung kommt Kirsten in sein Schlafzimmer, bläst alle Kerzen aus und legt sich neben ihn. Als er sie in den Armen hält und streichelt, spürt er wohl, daß sie während seiner Abwesenheit dicker geworden ist, doch es ist ihm nicht unangenehm, und ihre Haut ist so weich, wie er sie in Erinnerung hat. Während er sie liebt, flüstert er ihr zu, er wolle, sobald die ersten Fässer des Erzes aus der Mine einträfen, eine Statue seiner geliebten Maus aus purem Silber in Auftrag geben.
    »Oh!« erwidert sie. »Diese scheucht dann hoffentlich alle intrigierenden Katzen aus dem Palast!« Und sie lacht ihr wildes, glucksendes Lachen.

    Peter Claire ist froh, zurück in Kopenhagen zu sein. Fast glücklich belegt er wieder sein Zimmer über den Ställen. Ihm wird klar, wie tief in seinem Bewußtsein sich der Gedanke eingenistet hatte, er werde vom Isfoss nicht zurückkehren. Er blickt auf seine Hände und sein Gesicht im Spiegel. Er lebt! Vorahnungen können falsch sein!
    Er findet einen Brief vor, in dem ihm mitgeteilt wird, daß seine Schwester Charlotte im September Mr. George Middleton heiraten wird, und er gebeten wird, zur Hochzeit nach England zu kommen. Diese Neuigkeit hebt seine Stimmung noch mehr, weil er daraus ersieht, daß im Haushalt in Harwich, der ihm so sehr am Herzen liegt, alles in Ordnung ist und seine Schwester, die nicht gerade als hübsch gilt, einen reichen und netten Mann gefunden

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