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Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Melodie der Stille: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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nie angetroffen zu haben meint. Es fehlt nicht viel, und er hätte ihr hier und sofort gesagt, daß er sie liebt. Er gebietet sich jedoch Einhalt, weil er gerade noch rechtzeitig erkennt, wie dumm und töricht er wirken würde.
    So wartet er, unfähig, den Platz an ihrer Seite zu verlassen. Zu seiner Freude hebt sie den Kopf und sieht ihn an, und in diesem Augenblick, in dem Peter Claire gewahr wird, daß die Schatten des Tages unbemerkt länger geworden sind, seit er bei ihr ist, verbindet sie ein gegenseitiges Verstehen, das keiner von beiden in Worte fassen könnte.
    »Wie heißt Ihr?« flüstert er.
    »Emilia«, sagt sie. »Emilia Tilsen.«

    Sir Mark Langton Smythe kommt, wie es der Brauch ist, mit vielen Geschenken für Seine Majestät König Christian IV . von Dänemark von dessen Neffen, Seiner Majestät König Charles I . von England. Diese werden in den großen Saal gebracht und dort dem König überreicht, der mit Kirsten an seiner Seite auf seinem silbernen Thron sitzt.
    Zu den Geschenken gehören ein schöner Frisiertisch aus Eiche, ein Schrank aus Ahorn- und Walnußholz, eine Gobelin-Fußbank, eine exquisite Garnitur Trinkbecher aus Zinn, ein Schiffsmodell aus Elfenbein, eine Standuhr und ein Ledersattel. Das letzte Geschenk jedoch spaziert von allein herein und fällt vor dem König auf die Knie. Es sind zwei Negerknaben. Dieses Geschenk trägt zwei juwelenbesetzte Turbane und zwei Anzüge aus buntem Samt, und als Kirsten es sieht, ruft sie voller Überraschung und Freude aus: »Ah! Sklaven! Wie wunderbar!«
    Langton Smythe erzählt ihr, daß sie Samuel und Emmanuel heißen und vom Besitzer einer Baumwollplantage auf der Insel Tortuga nach England gebracht worden sind.
    »Sie haben eine besondere Fähigkeit, Madam«, sagt er, »und zwar große Gewichte – beispielsweise Baumwollsäcke – auf ihren Köpfen zu tragen.«
    Kirsten klatscht in die Hände und meint zum König gewandt: »Ich hätte es gern, daß sie mich bedienen und die Platten oben auf ihren Turbanen tragen. Das würde das Abendessen doch soviel amüsanter machen! Kann ich sie dafür haben?«
    Der König lächelt. Seit seiner Rückkehr ist Kirsten viermal in sein Bett gekommen. Die Feuer seiner Anbetung sind angeheizt und gefüttert worden und brennen jetzt mit einer eifersüchtig gelben Flamme. »Alles, was du willst, Maus!« antwortet er.
    »Oh, wie glücklich mich das macht! Können die Sklaven sprechen, Sir Mark?«
    »Aber ja, Madam, natürlich! Ihre eigene Sprache ist etwas merkwürdig – eine singende Mundart. Sie haben jedoch am Hof Seiner Majestät König Charles ein paar Brocken Englisch gelernt, und ich bin sicher, daß Ihr ihnen auch Dänisch beibringen könnt.«
    »Ich habe eine ausgezeichnete Idee! Wir erlauben ihnen, mit meinen jüngsten Kindern zu spielen, die nie still sind, sondern den lieben langen Tag babbeln. So lernen Samuel und Emmanuel im Kinderzimmer Dänisch und können sich dann auch mit mir unterhalten.«
    Vor dem Konzert für den Botschafter im Rosengarten soll ein Bankett stattfinden. Dafür werden zweiundfünfzig Hühner, neun Schwäne und ein Ochse geschlachtet und aus dem Keller vier Fässer Wein geholt.
    Mit Graf Ottos Kind unter dem Herzen neigt Kirsten zu häufigen Anfällen von Übelkeit und möchte nun nicht, daß es ihr beim Anblick der gierigen, Wein saufenden und Fleisch in sich hineinstopfenden Adligen und ihrer Frauen unwohl wird. Sie weiß jedoch, daß sie der König bei solchen Anlässen dabeihaben möchte und ihr Überleben im Palast von ihrem jetzigen Verhalten ihm gegenüber abhängt. »Was soll ich tun, Emilia?« fragt sie. »Diese Bankette sind die reinste Plage: überall üble Gerüche und übles Gerede über mich. Wie soll ich das nur überstehen?«
    »Mir fällt dazu nur ein, Madam«, antwortet Emilia, »daß Ihr diesen Zeitpunkt wählt, um den König über Eure Schwangerschaft zu informieren und 5«
    »Nein! Es ist zu früh. Ich muß sie noch für einen Monat verheimlichen, damit die Daten mit dem zusammenpassen, was nach seiner Rückkehr geschehen ist.«
    »Und wie wollt Ihr das machen?« fragt Emilia mit einem Blick auf den Körper ihrer Herrin, der milchigweiß und schon sehr gerundet ist.
    »Ich schaffe es«, erwidert Kirsten, »weil der König sieht, was er sehen will, und sich über den Rest selbst belügt.«

    Und so wird am Tag des Banketts ein Kleid aus perlenbesticktem Satin mit einem sehr weiten und steifen Rock ausgewählt und Kirstens Körper hineingepreßt. Frederika, die

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