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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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einen Moment nachdächte. Dann ging er ein Stück zurück und tippte Luke auf die Brust. »Ach, ich denke, der hier wird mir ausreichen.«
    In diesem Moment explodierte der Markt in Heulen und Schreien. »Mein Baby!« Die junge Mutter, die von der alten Frau betrachtet worden war, schrie und weinte und kämpfte mit dem Händler, der ihr den Kleinen aus dem Arm nehmen wollte. Die Dame im schwarzen Seidenkleid trat einen Schritt zurück und hielt sich das Taschentuch vor den Mund.
    Ein zweiter Händler kam herbeigeeilt und entrollte im Laufen seine Peitsche. Das größere Kind schrie, das kleine klammerte sich an die Mutter und kreischte in Panik. Die Peitsche traf die Mutter an der Stirn, sodass das Blut spritzte. Der nächste Schlag traf sie auf dem Rücken.
    Pearl sank auf die Knie. »Nicht das Kind schlagen! Lieber Gott, lass das nicht zu, dass sie die Kinder schlagen!«, rief sie.
    Der Sklavenhändler, der an dem Kleinen zog, drehte ihn aus dem Arm seiner Mutter, obwohl die Frau ihn mit aller Kraft angriff, ihn kratzte und nach ihm trat. Der andere Mann schlug immer wieder mit der Peitsche auf sie ein, aber sie hörte nicht auf. Endlich griff ein dritter Mann nach ihr und rang sie zu Boden.
    Mr Fox eilte herbei, um die ältere Frau wegzubringen. »Lieber Himmel«, sagte sie und stützte sich schwer auf seinen Arm. »Was für ein Theater. Dabei hatte ich doch großzügig eingewilligt, das größere Kind mitzunehmen.« Sie wischte sich die Augen mit ihrem Spitzentaschentuch. »Ich will doch sehr hoffen, dass dahinter keine undankbare Natur dieser Frau steckt.«
    »In ein oder zwei Tagen ist sie darüber hinweg«, antwortete Mr Fox. »Sie haben nicht so starke Gefühle wie wir, wissen Sie.«
    »Ja, ja, da haben Sie wohl recht.« Die alte Frau warf einen Blick zurück auf ihre neue Sklavin, die um sich tretend und laut heulend vom Hof geschleift wurde. »Ich kann wirklich kein so kleines Kind in meiner Nähe ertragen, das ist zu viel für meine Nerven.«
    Der Mann mit der Peitsche trug das Mädchen unter dem Arm davon wie einen Sack Kartoffeln. Auch das Kind versuchte, sich freizustrampeln, hatte aber keine Chance.
    So saß der Kleine verlassen im Staub. Er schrie so laut, wie ein Kind schreien kann, dessen Mutter von seiner Seite gerissen worden ist, aber die Sklavinnen in der Reihe schienen wie taub. Sie waren Statuen aus Stein.
    Pearl rannte über den Hof, griff den Kleinen und hielt ihn fest an sich gedrückt. Würde es jemand wagen, ihn ihr wegzunehmen? Die Händler kümmerten sich nicht um sie, aber Mr Chamard und Miss Marianne traten sofort zu ihr.
    »Pearl was machst du da?«, zischte Mr Chamard ihr zu.
    Pearl starrte ihn wild an. »Ich nehme dieses Kind mit. Keiner will ihn, also nehme ich ihn mit.«
    »Das werden sie nicht zulassen, Pearl«, versuchte Miss Marianne das Geschrei des Kindes zu übertönen.
    »Aber es will ihn doch keiner!«
    Miss Marianne sah Mr Chamard an. Sie sagte ihm mit ihrem Blick, dass er ihr das Kind lassen sollte, dachte Pearl, die den schreienden kleinen Jungen an sich drückte und schaukelte. »Schschsch«, flüsterte sie. Miss Marianne würde das für sie tun. Schließlich war Mr Chamard ein reicher Mann, reich genug, um Luke zurückzukaufen.
    Yves schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Na, ich rede mit ihm.« Er ging auf Mr Fox zu, der von der Box kam, in der Mutter und Kind festgehalten wurden. In der Mitte des Hofs blieben die beiden Männer stehen und sprachen leise miteinander.
    Pearl gurrte dem Kind etwas vor und streichelte es, während sie die Weißen beobachtete. Sie sahen sie nicht an, sahen Luke nicht an. Der eine schüttelte den Kopf, der andere fuchtelte mit der Hand. Wenn Gott Kinder liebte, würde sie dieses Baby bekommen. Der Kleine erstickte fast an seinem Schluchzen, und Pearl beruhigte ihn, so gut sie konnte. Miss Marianne stand neben ihr, rang die Hände und rührte sich kaum. Dieser Mr Chamard würde das für sie regeln, ganz bestimmt. Das Kind würde mitkommen.
    Endlich machten die Männer den Handel mit einem Handschlag perfekt. Yves kam zurück und nahm Miss Marianne am Arm. »Er gehört dir, Pearl. Und jetzt raus hier.«
    Danke, Gott. Danke, Jesus. Pearl betete, während sie hinter den beiden besten Menschen herlief, die es auf Gottes Erdboden gab.
    »Bleibt hier«, sagte Yves. »Ich muss noch ein paar Papiere unterzeichnen.« Bevor er ging, nahm er dem vierten Pferd den Sattel ab und trug ihn davon.
    Pearl setzte sich mit dem Baby unter einen Baum.

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