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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Orleans kam oder von der Plantage seines Vaters ein paar Meilen flussaufwärts? Endlich entdeckte sie ein Ruderboot auf dem Fluss und beobachtete, wie es durch die Strömung glitt. Sie konnte die Sklaven an den Rudern sehen, und im Bug saß noch ein Mann. Das Boot verließ die Hauptströmung und näherte sich dem östlichen Ufer, dem Anleger von Magnolias. Das musste Yves sein.
    Mit klappernden Absätzen lief sie über den oberen Korridor, die Treppe hinunter und zur vorderen Haustür hinaus. Dann blieb sie stehen. Er hatte sie sechsundzwanzig Tage warten lassen! War er wirklich der Mann in dem Boot? Ja, er war es. Sie ging wieder ins Haus, schloss die Tür fest hinter sich, marschierte hinauf in ihr Zimmer und schloss auch diese Tür. Sie würde unendlich viel Zeit brauchen, bis sie diese Treppe wieder hinunterging. Sollte er doch warten.
    Sie saß vor dem Spiegel und zupfte an ihrem Haar herum, als sie das Klopfen unten hörte, dann Charles gemessenen Schritt, die gemurmelte Begrüßung, das Schließen der großen Tür.
    Jetzt würde er Charles in den Salon folgen. Er würde in dem grünen Sessel gegenüber der Tür sitzen, während Charles ihren Vater holte. Und er würde sich fragen, warum sie nicht herunterkam. Denn er wusste ja, dass sie von seiner Anwesenheit wusste.
    Sie legte ein Ohr an die Tür. Vaters schwere Schritte durchquerten die Eingangshalle, und dann hörte man seine kräftige Stimme aus dem Salon, wo er Yves begrüßte, den Sohn seines Freundes Bertrand, den Freund seines Sohnes Adam. Und den Geliebten seiner Tochter Marianne.
    Die kleine Annie kam mit leichten Schritten die Treppe herauf. Sie klopfte an Mariannes Tür und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten. »Der Mann, den Sie so mögen, ist da, Miss Marianne. Sie sollen in den Salon kommen, hat Charles gesagt.«
    »Annie, du musst warten, bis ich ›Herein‹ rufe, bevor du die Tür öffnest, weißt du das nicht mehr?«
    »O doch, klar weiß ich das, ich verstehe nur nicht, was das soll, Sie lassen mich doch sowieso rein.«
    »Lauf, Annie, ich komme in den Salon, sobald ich fertig bin.«
    »Ja, Miss.«
    Marianne ließ die Tür offen, konnte aber nur Gemurmel hören. Sie ging zurück zu ihrem Tisch und nahm ein Buch in die Hand, las zwei Seiten, ohne etwas zu verstehen, legte es wieder hin und überprüfte noch einmal ihre Frisur. Sie klopfte mit den Fingern auf dem Frisiertisch herum. Zupfte ihren Ausschnitt zurecht.
    Endlich kniff sie sich in die Wangen, um ein bisschen mehr Farbe zu bekommen, und ging mit gemessenem Schritt die Treppe hinunter, Freddie dicht hinter ihr. Kühl und gelassen, das Kinn leicht erhoben, betrat sie den Salon. Yves sprang auf, sobald sie einen Fuß ins Zimmer setzte. Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln und stellte zufrieden fest, dass das Lächeln in seinem Gesicht erstarb. Sechsundzwanzig Tage. Jaja.
    Sie streckte die Hand aus, um ihn förmlich zu begrüßen. Yves beugte sich ebenso förmlich darüber. »Miss Johnston.«
    »Mr Chamard. Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben, ich habe Sie fast nicht erkannt.«
    Yves trat einen Schritt zurück und war klug genug, zu schweigen. Freddie wedelte mit dem Schwanz, höchst zufrieden, dass sein Idol zurückgekehrt war, und Yves wagte es, den Hund schnell hinter dem Ohr zu kraulen, bevor er seine stoische Haltung wieder einnahm.
    Mit aller Haltung, die der Tochter eines reichen Plantagenbesitzers wohl anstand, strich Marianne ihren weiten Rock zurecht, als sie sich anmutig auf den grünseidenen Sessel sinken ließ. Sie hatte ein blassblaues Kleid mit apricotfarbener und grüner Stickerei an. Der Ausschnitt war ziemlich tief, und sie wusste, sie sah hinreißend darin aus.
    »Ich habe Mr Chamard gerade getadelt, weil er meine Tochter in diesem Sommer zu Abenteuern verführt hat«, bemerkte Mr Johnston.
    Marianne versuchte, ihre Besorgnis zu verbergen. Wenn ihr Vater Yves für alles verantwortlich machte, was sie getan hatte, würde er niemals in eine Heirat einwilligen. Er sah böse aus. Sie warf einen Blick auf Yves. Noch nie hatte er so unsicher ausgesehen wie heute.
    »Ich versichere dir, Vater, Mr Chamard hat mich nicht auf Abwege geführt. Ich habe darauf bestanden, ihn zu begleiten.«
    Der grimmige Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters verschwand, und er lachte laut auf. »Machen Sie doch nicht so ein nervöses Gesicht, Yves, ich kenne meine Tochter.« Er stand auf. »Ich hoffe, ihr entschuldigt mich für einen Moment, ich werde wiederkommen und eine Tasse

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