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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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und schienen im Augenblick nicht sehr gefährlich zu sein. Aber Gabriel wusste, nachdem sie einmal einen Menschen angegriffen hatten, konnte man ihnen nicht mehr trauen. Adam würde sie sicher töten lassen.
    Marianne blieb gerade außerhalb der Reichweite der Hunde stehen und starrte sie nur an. Gabriel sah, wie ihre Schultern bebten. Furcht oder Zorn?, fragte er sich. Er bot ihr seinen Arm an, um sie zu stützen, aber sie schüttelte den Kopf. »Es geht schon, Dr. Chamard, ich danke Ihnen.« Nein, Furcht war bei dieser jungen Frau wohl kaum zu erwarten.
    Peter war wach, als sie seine Hütte betraten, und saß aufgerichtet auf seiner Pritsche. Seine Großmutter Lena wachte immer noch an seinem Bett. Gabriel stellte sich vor und fragte, ob er die Wunden ansehen dürfte. Sorgfältig und vorsichtig nahm er die Verbände ab und prüfte die Wunden, tastete und roch daran, betrachtete die Farbe und die Festigkeit des Gewebes an jeder einzelnen Stelle.
    »Du hast eine ausgezeichnete Konstitution, junger Mann«, sagte er zu Peter. »Und du hast sehr viel Glück gehabt, eine so gute Krankenschwester zu haben.«
    Peter warf einen schnellen, scheuen Blick auf seine Herrin. »Ja, Sir, sehr viel Glück.«
    »Miss Marianne ist ein Engel«, fügte Lena hinzu.
    Marianne lächelte, und Gabriel blinzelte der alten Frau zu. »Da könntest du recht haben, Mütterchen«, sagte er. »Ein Engel auf Erden.«
    Dann wandte er sich wieder an Marianne. »Haben Sie Ulmenblätter?« Sie schüttelte den Kopf. »Dann machen Sie ruhig mit der Hamamelis-Lösung und mit den Schwarzwurz-Verbänden weiter. Passen Sie auf, dass die Wundränder nicht schwarz werden, wenn das geschieht, müssen Sie mich sofort rufen. Ansonsten haben Sie wirklich alles Menschenmögliche für ihn getan. Er hat Glück gehabt, dass er das Fieber so glimpflich überstanden hat.«
    »Dem Herrn sei Dank«, rief Lena.
    »Ich komme noch einmal vorbei, bevor ich heimfahre«, versprach Gabriel ihr, dann folgte er Marianne hinaus und ging neben ihr her zurück zu Sylvies Hütte.
    »Ich muss Sie wirklich beglückwünschen, Miss Johnston. Dieser Junge hat schlimme Bisse abbekommen.«
    »Aber er wird es überleben, oder?«
    Gabriel nickte. »Ich denke, er wird sich gut erholen, nur das Gehen … Diese gerissene linke Achillessehne wird nie wieder ganz heil werden. Und in Verbindung mit dem abgerissenen Zeh am rechten Fuß wird er sehr, sehr große Schwierigkeiten mit dem Gehen haben.« Sie kamen ein paar Schritte weiter. »Seine Hände werden schlimme Narben bekommen, aber er wird sie vernünftig gebrauchen können.«
    »Ich werde eine Aufgabe für ihn finden müssen«, dachte Marianne laut.
    Gabriel schaute sie an. Viele Plantagenbesitzer verkauften jeden unnützen Esser. »Ja, er braucht etwas, womit er sich nützlich machen kann.«
    Als sie wieder an den angeketteten Hunden vorbeikamen, stand eines der Tiere auf, knurrte und fletschte die Zähne. Der andere Hund machte es ihm nach, und so standen beide da, stemmten sich gegen die Ketten und knurrten sie an.
    »Sie hätten gar nicht mehr hier sein dürfen«, sagte Marianne mit heiserer, brüchiger Stimme. »Ich hatte dem Aufseher schon befohlen, sie wegzubringen. Und nun …«
    »Ja.«
    Sie gingen weiter zu der Hütte, in der Sylvie lag, aber kurz vorher blieb Gabriel stehen. »Miss Johnston, was ich mit Sylvie vorhabe, ist nicht sehr angenehm. Wenn Sie lieber nicht dabei sein wollen, müssen Sie mir nicht assistieren.«
    »Ich werde tun, was Sie für nötig halten.«
    Er betrachtete sie einen Augenblick. Keine Anzeichen hysterischen Heldentums, kein Zögern. Eine Frau, auf die man zählen konnte. Wenn sie als Junge geboren worden wäre, hätte sie einen guten Arzt abgegeben.
    Das Laudanum hatte Sylvie in tiefen Schlaf versetzt. Gabriel bat alle, die Hütte zu verlassen, außer der Mutter, die die Aufgabe bekam, Sylvie festzuhalten, damit sie sich nicht im Schlaf bewegte.
    Dann wusch er den Bauch des Kindes mit Hamamelis ab und holte aus seiner Tasche sein Skalpell, schärfer als jedes Rasiermesser, das er jemals benutzt hatte. Ein Sonnenstrahl, der durchs Fenster fiel, ließ die Klinge kurz aufblitzen, und Gabriel bemerkte, wie Irene sie anstarrte.
    »Am besten schauen Sie ganz fest auf Sylvies Gesicht«, riet er ihr. »Oder aus dem Fenster.«
    Er überprüfte, ob Marianne die saugfähigen Tücher und die Hamamelis-Lösung zur Hand hatte, um die Wunde zu reinigen, sobald er sie vom Eiter befreit hatte. »Fertig?« Als sie nickte,

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