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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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er hatte Gabriel geliebt. Phanor hätte ihn nicht weggeschickt, selbst wenn er Simones Tugend noch keinen Schaden zugefügt hätte. Im Übrigen kannte Josephine ihre Tochter, Gabriel hatte nichts genommen, was Simone ihm nicht willig überlassen hatte.
    »Simone, du darfst nicht glauben, hier ginge es nur um Geld.« Josie atmete tief durch. »Euer gemeinsames Leben wird schwierig, vielleicht sogar gefährlich sein. Gabriel, es wird keine heimliche Hochzeit geben, die irgendwo im Dunkeln angebahnt wurde. Ich will alle hier haben, hier in diesem Haus, wenn ihr heiratet. Cleo, Pierre, Nicolette.« Sie zögerte einen Moment. »Und deinen Vater, wenn du das willst.«
    »Ich danke dir, Tante Josie.« Gabriel war zutiefst beschämt darüber, dass seine Tante ihnen ihren Segen gab, und er spürte, Onkel Phanor hätte es auch getan, nachdem sie so lange und intensiv versucht hatten, einen anderen Weg zu finden.
    »Ich habe eine Cousine, die nach New York geheiratet hat«, sagte Josie. »Sie kann sich für euch oben im Norden erkundigen.«
    »Im Norden?«, fragte Simone nach.
    Gabriel drückte ihre Hand. Er wusste, so weit hatte sie nicht gedacht. »Das ist auf jeden Fall sicherer«, sagte er.
    »Es ist weiter weg, als ich mir für euch wünschen würde«, sagte Josie. »Aber wir leben in gefährlichen Zeiten, Kinder. Hier im Süden gibt es keine Toleranz für eure Heirat, nicht solange die Sklavenhalter so aufgewühlt sind von dem Gerede aus Washington. Sie wollen die hiesige Lebensweise nicht ändern, und ihr wärt eine ständige Provokation für sie.«
    Simone blickte Gabriel an, und er sah keine Angst in ihrem Blick.
    »Ich gehe mit dir überall hin«, sagte sie. Dann sah sie ihre Mutter an. »Wenn es der Norden sein muss, dann gehen wir eben in den Norden.«
    Es war kurz vor Sonnenaufgang, der Himmel wurde heller, und ein grauer Schimmer drang durch die Fenster in den Salon. Irgendwo im Haus regten sich die ersten Dienstboten. »Bleib zum Frühstück, Gabriel«, lud Josie ihn ein. »Und dann reite bitte zum See und hol deine Mutter. Ihr beide solltet keinen Augenblick länger gegen die guten Sitten verstoßen.« Sie runzelte die Stirn und bekreuzigte sich. »Und nicht zu vergessen, ihr solltet nicht länger ungehorsam gegen Gott sein. Komm bald mit Cleo zurück, Gabriel, ich sorge für einen Pfarrer.«
    Gabriel küsste seine Tante auf die Wange. »Danke, Tante. Ich liebe dich.«
    »Und ich liebe dich, mein Kleiner.«
    Gabriel zog sich in sein Häuschen zurück, Simone in ihr Zimmer, um sich fürs Frühstück bereit zu machen.
    Josie trat hinaus auf den Balkon und lehnte sich gegen einen Pfosten. Genau unter diesem Balkon hatte sie Phanor DeBlieux zum ersten Mal getroffen. Er hatte Palmherzen gebracht, um sie Grandmère Emmeline zu verkaufen, und sie und Cleo hatten ihm viel zu viel dafür bezahlt.
    Schon damals hatte Phanor einen wahrhaft teuflisch verführerischen Blick und ein unwiderstehliches Lächeln besessen. Sie hatte die Wirkung dieses Lächelns in ihrem ganzen Körper gespürt. Und doch hatten sie so viele Jahre vergehen lassen, bis sie endlich begriffen hatten, dass die Unterschiede zwischen Cajun und Kreolen bedeutungslos für sie waren.
    Aber natürlich war da die Sache mit Bertrand Chamard gewesen. Auch in ihn war sie verliebt gewesen, jedenfalls eine Zeit lang. Josie lächelte in sich hinein. Ich kenne meine Tochter, weil ich mich selbst kenne. Ich hätte mich Bertrand damals hingegeben, wenn er mich gedrängt hätte. Und wie sehr habe ich mir gewünscht, er würde drängen. Die Wochen mit Bertrand waren atemberaubend gewesen, und seine plötzliche Heirat mit Abigail Johnston hatte Josie fast zerstört. Aber er war nicht der Schurke gewesen, zu dem ihn manche gemacht hatten. Es hatte keine förmliche Verlobung gegeben, und ihre Tugend war unangetastet geblieben. Jedenfalls fast, lachte sie innerlich, als sie an den Tag im Garten dachte. Jedenfalls fast.
    Ihre Älteste hatte eine schwierige Zukunft für sich gewählt, aber wer hatte gesagt, das Leben müsse einfach sein? Kein Zweifel, sie ging großen Schwierigkeiten entgegen, aber auch großer Freude und vielleicht sogar großem Glück.
    Der Kaffeeduft wehte zu ihr auf den Balkon, und sie ging hinein, um zu frühstücken. Simone und Gabriel – Gott segne die beiden.

11
    Adam war des ruhigen Lebens auf Magnolias müde und schlug vor, an den Lake Maurepas zurückzukehren – zurück zu den Vergnügungen dort und zurück in die Gegenwart von Nicolette

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