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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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breitschultrig. Über dem einen Auge hatte er eine kleine Narbe. In ihrem Brief beschrieb sie ihn als mittelgroß und von wenig auffälligem Äußeren. Joseph hatte gesagt, er sei in Richtung Norden gegangen, dort sei die nächste sichere Station. »Vermutlich auf der Suche nach einem Schiff nach England«, schrieb sie und bot eine Belohnung von 25 Dollar an, anständig, aber nicht genug, um eine allzu intensive Suche nach ihm in Gang zu setzen.
    Zufrieden mit ihrem Schreiben, faltete Marianne den Bogen zusammen und adressierte ihn an eine Druckerei in New Orleans mit der Aufforderung, sie an die Times Picayune weiterzuleiten. Dann suchte sie nach verstreuten Papieren, Büchern, irgendetwas, was ihrem Zweck dienlich war. Sie fand zwei vergilbte Zeitungen, eine bereits bezahlte Rechnung ihrer Schneiderin und eine Angler-Zeitschrift. All das legte sie auf einer Ecke des großen Schreibtischs übereinander und schob den Brief mit der Suchmeldung dazwischen.
    Wunderbar. Wenn Adam oder ihr Vater sich fragte, warum nirgendwo eine Suchmeldung zu sehen gewesen war, konnte sie ehrlich erklären, sie habe eine geschrieben. Sie lächelte in sich hinein. Zumindest Adam würde keine Probleme damit haben, den Fehler mit ihrem weiblichen Spatzenhirn zu erklären.
    Den ganzen Morgen, während sie ihren anderen Pflichten nachging, war Marianne sehr zufrieden mit sich. Bevor es noch heißer wurde, setzte sie ihre Haube auf und machte eine schnelle Runde durch den Gemüsegarten, wo sie den Gärtner anwies, einige Tomaten zu pflücken und zum Trocknen auszulegen. Die Gurken waren erntereif, und sie ging zur Küche, um Evette mitzuteilen, wie viele Gläser Essiggurken und wie viele Gläser Salzgurken sie brauchte.
    Als Nächstes wies sie die Hausmädchen an, die Bettwäsche aus den Zimmern der Herren zu entfernen, Kopfkissen und Bettdecken zu lüften, und die Zimmer gründlich zu fegen, zu putzen und Staub zu wischen. Der Läufer auf der Treppe zeigte eindeutig zu viele Spuren sorgloser Männerstiefel, hauptsächlich von Adam, und sie überwachte eines der Mädchen, das die Flecken entfernte, damit der teure Teppich keinen dauerhaften Schaden nahm.
    Nachdem Vater und Adam jetzt fort waren, würde sie wieder einmal mit McNaught sprechen müssen. Sie ließ sich von Hannah in ihr strengstes Kleid helfen und setzte sich hinter den Schreibtisch ihres Vaters. Diesmal lud sie den Aufseher nicht ein, sich hinzusetzen. Sie hatte eine Weile darüber nachgedacht, ob es für ihn einen Vorteil bedeutete, zu stehen, während sie saß, oder ob es besser war, wenn sie stand und er saß. Jetzt lauschte sie aufmerksam seinem Bericht über die laufenden Arbeiten und Ereignisse auf den verschiedenen Farmen, aus denen sich die Plantage zusammensetzte. Als er fertig war, bemerkte sie: »Und die Sache mit den Flüchtlingen, Mr McNaught.«
    Sein bisher respektvoller Ton wich einer größeren Aggressivität. »Ihre Sklaven sind verwöhnt, Miss Johnston. Ein neuer Aufseher muss zeigen, dass er Herr der Lage ist. Das führt am Anfang immer zu einer gewissen Unzufriedenheit.«
    Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte ihm direkt in die Augen geblickt, aber sie beschloss, ruhig zu bleiben. Sie legte die Hände auf die Armlehnen des Schreibtischstuhls, als wäre sie vollkommen entspannt, aber in Wirklichkeit hoffte sie nur, das Zittern zu verbergen.
    »Mr McNaught, Magnolias ist seit mehr als dreißig Jahren eine blühende, gut geführte Plantage.« Sie musste das Kinn heben, um ihn anzusehen, aber ihr Blick war bohrend und ohne die Unterwürfigkeit, die er offenbar erwartete. »Wir hatten es hier niemals nötig, brutal vorzugehen. Wir erwarten von unseren Aufsehern, dass sie die Plantage und die Sklaven ohne Rückgriff auf harte Methoden behandeln.«
    McNaught war nicht in der Lage, seine Gefühle zu verbergen. Seine helle Haut errötete, und seine Mundwinkel senkten sich. Aber er hatte begriffen, wo sein Platz war, stellte Marianne fest. Er verbeugte sich steif und ging hinaus.
    Sie lehnte sich zurück. Gott sei Dank, dass McNaught nicht dickköpfiger war. Sie hatte eigentlich keine Ahnung, wie sie die Plantage führen sollte, jedenfalls weniger Ahnung als Vater oder auch nur Adam. Alles was sie wusste, war, sie musste möglichst autoritär auftreten und McNaught in seine Schranken verweisen. Sie wünschte, ihr Vater würde allmählich nach Hause kommen. Ob diese Witwe, Marguerite Sandrine, wohl mit ihm nach Syracuse gegangen war? Wenn sie die Zeichen in der

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