Melrose Avenue
wahrscheinlich, dachte Maggie. Das war eben deren Job. Sie wollte raus hier, endlich Ruhe haben von ihrem Fall. Aber das war ja gerade das Schlimme, sie konnte nicht vor ihrem Fall fliehen. Charlie würde seine Geschichte drucken und dann wäre ihr Fall für ihn erledigt. Bis Snider gefasst würde, dann hätte er eine neue Story.
Shane dachte noch lange über das Interview nach. Er war stolz auf Maggie. Sie hatte die Fragen souverän gemeistert. Aber sie hatte auch menschlich gewirkt, sie hatte zugegeben, dass sie Angst hatte. Und dann die Frage nach dem Sockett-Fall. Es ließ ihn jetzt noch angenehm schaudern, mit welcher Leidenschaft sie gesprochen hatte. Inbrünstig hatte sie gesagt, was sie über solche Menschen dachte. Und sie hatte ihm, Shane, aus dem Herzen gesprochen. Er empfand genauso, sie hatte es in weise Worte gekleidet. Sie würde damit auch viele andere Leser erreichen.
Er dachte wieder an ihren gestrigen Albtraum. Sie wirkte so ze rbrechlich in dem Moment. Shane wünschte, er könnte ihr helfen. Aber das ging über seine Fähigkeiten hinaus. Alles, was er tun konnte war, für sie da sein, wenn sie ihn brauchte. Und in dem Moment, in dem vielleicht Snider noch einmal einen Versuch starten würde. Er dachte weiter über sie nach. Mittlerweile hatte er viele Seiten von ihr kennen gelernt. Und er musste gestehen, dass er sie zwischendurch falsch eingeschätzt hatte. Er zweifelte mittlerweile nicht mehr daran, dass sie miteinander klar kommen würden. Das war nicht das Problem. Was ihn eher verwirrte war, dass ihm ihre Attraktivität immer mehr ins Auge fiel. Aber er wischte diese Gedanken schnell wieder weg. Das lag sicher daran, dass er seit über zwei Jahren mit keiner Frau mehr geschlafen hatte. Die Hormone spielten ihm übel mit. Aber das konnte er kontrollieren und es würde seinen Job nicht gefährden.
Am nächsten Morgen fand Maggie den Ausschnitt mit Ihrem Interview aus der LA Times Samstagausgabe bereits in ihrem Faxgerät. Henry war schon fleißig gewesen.
Charlie hatte alles haargenau so gedruckt, wie es abgelaufen war. Nur am Anfang hatte er noch eine Information eingefügt:
Maggie Jenkins erscheint pünktlich mit ihrem Bodyguard Shane Atkins. Sie trägt ein schwarzes knielanges Kleid, das locker ihre perfekte Figur umschmeichelt. Dazu schwarz-weiße Pumps und eine dunkle Sonnenbrille. Atkins tritt als der perfekte Bodyguard neben ihr auf, auch sein dunkelgrauer Anzug mit Krawatte sitzt wie angegossen. Zusammen sehen sie fast aus wie Bonnie und Clyde. Obwohl der Anlass des Interviews für Maggie sicher nicht angenehm ist, sieht sie äußerlich perfekt aus. Lediglich während unseres Interviews merkt man durch ein paar nervöse Gesten, wie sehr sie die Sache mitnimmt. Deshalb sind wir umso dankbarer, dass wir dieses Exklusivinterview führen dürfen.
Maggie musste schmunzeln. Bonnie und Clyde. Wie nett.
Maggie telefonierte mit Samantha, und sie vereinbarten, dass Sam am Sonntagmittag zum Brunch zu ihr kommen würde. Ein Nachmittag am Strand wurde auch eingeplant.
„Hör’ mal, da kannst du dir schon mal fünf neutrale Gesprächsthemen ausdenken. Wenn wir an den Strand gehen, ist Shane mit dabei. Und ich weiß nicht, ob du dein nicht vorhandenes Liebesleben vor ihm ausbreiten möchtest!“
„Ach herrje, daran habe ich gar nicht gedacht. Na ja, vielleicht kann er was lernen.“
Maggie lachte.
„Netter Gedanke, aber so wie er aussieht weiß er schon wie der Hase läuft , denke ich.“
„Stimmt. Ich kenne ihn zwar nur von Fotos, aber wenn er nur halb so gut in echt aussieht, dann hat er sicher keinen Bedarf an Liebe snachhilfe.“
„Ich kann nur sagen, warte ab bis du ihn siehst. Du wirst wieder in dein übliches Sabbern verfallen.“
„Oh…“, schwärmte Sam. Lachend legten sie auf.
Maggie machte vor dem Frühstück noch ein paar Yoga-Übungen.
Shane hatte heute einen Termin mit seinem Geschäftsführer und würde erst am Nachmittag wieder zurück sein. Sie hatten vereinbart, dass wenn Maggie zu Hause war, er seine persönlichen Erledigungen machen konnte. Aber im Endeffekt waren das nur geschäftliche Dinge. Denn seine Sportaktivitäten teilte er mittlerweile mit Maggie. Wenn Ma ggie abends zu Hause war, dann war auch er in seiner Wohnung. Er schien nicht das Bedürfnis zu haben, sich mit Kumpels auf ein Bier zu treffen. Und feste Freundin hatte er laut Mark keine. Aber er schien mit dem Arrangement so zufrieden zu sein.
Als Shane gegen 17 Uhr zurück war, gingen sie
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