Melrose Avenue
Garantie für sanfte Stimmungsmusik. Aber was sie auch tat, um an Chris zu denken, und sein „Umwerben“ zu genießen, ihre Gedanken kehrten immer wieder zu einem Mann zurück. Zu dem Mann, der im Appartement neben ihr war.
Frustriert ging sie zu Bett. Abschalten, nicht mehr denken, war a lles was sie wollte.
Shane warf frustriert sein T-Shirt in die Ecke.
Es machte ihn verrückt. Es machte ihn richtiggehend verrückt. Maggie flirtete mit diesem Chris, der sie ganz offensichtlich für sich gewinnen wollte. Und das würde er, das sah er kommen. Und er konnte nur daneben stehen und zusehen. Denn er, Shane, hatte kein Recht auf sie. Sicher würde sie nächstes Wochenende mit Chris verbringen. Und er konnte nichts dagegen tun. Er würde zu seinen Eltern fahren und sie würde sich hier mit ihm amüsieren. Tolle Aussicht. Shane ballte die Hände zu Fäusten. Lange hatte er sich nicht mehr so schlecht gefühlt. Seine Felle schwammen davon. Sein Ehrenkodex hielt ihn davon ab, einen weiteren Schritt zu tun. Neulich auf der Couch, als sie ihn so offensichtlich gefragt hatte, hatte er seine Gefühlsregungen ignoriert. Nein, ignoriert nicht direkt. Er hatte sie wahrgenommen, aber war dabei stark geblieben. Stark… er lächelte grimmig. Immer hatte er stark sein müssen. Sein ganzes Leben lang. Niemand hatte ihm je etwas geschenkt. Er war es leid, den Starken zu spielen. Wenn dieser Job vorbei war, würde er nie wieder selbst so einen Job annehmen, das schwor er sich. Er würde, wie es eigentlich sein sollte, andere für sich arbeiten lassen. Es verlangte ihm zu viel ab. Hatte es immer schon, aber er hatte sich durchgebissen, weil er diesen Weg gewählt hatte. Aber nun war sein Limit erreicht. Er wollte endlich seine Ruhe.
Und eigentlich wollte er diese Ruhe mit einer tollen, lieben Frau genießen. Bis vor kurzem hatte er noch geglaubt, dass es unmöglich sei, in LA so jemanden zu finden. Nun hatte er sie gefunden und konnte sie nicht haben. Ironie des Schicksals.
Shane trat auf den Balkon und schaute in den klaren Nachthimmel hinauf. Er atmete tief ein und aus. Gott, wie sehr er sich nach ihr sehnte. Es war ein Ziehen in seinem Bauch, das er so intensiv spürte, dass es fast schmerzte. Er hoffte inständig, dass Snider bald gefasst wurde, damit er endlich hier weg konnte. Weg von Maggies wunderschönem Gesicht, Ihrem einnehmendem Lachen und ihrem wundervollen Wesen.
Nach einer unruhigen Nacht musste Maggie das Schminken in der Maske in der Garderobe eines Trailers über sich ergehen lassen. Sie war wieder für Werbeaufnahmen gebucht worden. Ihr Jahresvertrag mit einem Shampoohersteller beinhaltete, dass sie jederzeit unterm Jahr für Shootings zur Verfügung stand. Das war in der Regel alle paar Monate. Heute war es wieder so weit. Sie waren hinaufgefahren zum Mullholland Drive. Dort würden die Werbeaufnahmen stattfinden. An einigen Passagen des Mullholland Drives hatte man eine spektakuläre Aussicht über Los Angeles. Diese Views waren berühmt. So wurden sie auch oft für Filme, aber auch für Werbeaufnahmen benutzt. Nicht zuletzt war diese Straße sehr bekannt geworden durch den gleichnamigen Mysteryfilm von David Lynch.
In diesem Spot machte sie Werbung für das Lockenshampoo der Marke. Dazu wurden ihre Haare speziell eingedreht und sie sollte dann sp äter als Engel auf die Stadt hinabblicken. Der Gedanke gefiel Maggie. Vor allem auch, da sie gehört hatte, dass im Werbefilm dann im Hintergrund die mystische Musik von Enya eingespielt werden sollte. Maggie hatte gleich mit ihrem Manager gesprochen, und verlangt, dass diese Musik bereits während der Dreharbeiten lief. Das würde ihr helfen, sich in die ganz eigene Stimmung hineinzuversetzen.
Sie würde wie aus dem Nichts auftauchen, in einem wallenden , weißen Gewand auf die Anhöhe schreiten, ein leichter Wind würde mit ihrem Kleid und ihrem Haar spielen. Von dort aus würde sie langsam über die Stadt blicken. Dann würde eine sanfte Frauenstimme sagen: „Locken wie ein Engel“ und die Abbildung des Shampoos würde neben Maggie eingeblendet.
Die eigentlichen Aufnahmen würden bei Sonnenuntergang stattfinden, um die Atmosphäre zu verstärken. Alles vorher war Probe.
Shane war mit im Wohnwagen und beobachtete amüsiert den Kampf des Friseurs mit Maggies störrischem Haar. Sie hatte dickes Haar, das sehr kräftig, und sehr glatt war. Es war eine wirkliche Herausforderung, kleine Locken, welche über Stunden halten mussten, zu fixieren. So liefen die
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