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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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als ich erwartet habe, dafür fühlt es sich richtig an. Die
Erinnerung an die vergangenen Gefühle, dieses Baden in
Allmächtigkeit, als ich dem Caitiff sein Leben raubte. Natasha...
    Meine
Hände über mich gleitend muss ich an ihr Gesicht denken, an unser
erstes Treffen. Wie ich erst zu schwach war, mich ihrer wirklich
anzunehmen und sie mich dann eroberte. Mich verwöhnte. Meine
Gedanken schweifen weiter, begierlicher.
    Ihr
schmerzerfülltes Gesicht, ihr Leid. Die vier, fünf schönen
Begegnungen, die wir hatten, bevor alles zerbrach. Ihr Stöhnen...
und ich höre wie sich mein eigenes Stöhnen unter der Dusche
hineinmischt. Ich verschaffe mir Erleichterung.
    Ich
muss es einfach.

Zweifelhaftigkeit

    „Wo
ist Daniel?“, frage ich, als ich im Wohnzimmer stehe und mich
umsehe. Nur die Beiden sitzen auf den Sofas, Andrew vornübergebeugt,
die Hände zusammengelegt und Vanessa liegt, gottseidank ohne Schuhe,
auf der Sitzfläche.
    „Setz
dich doch erst einmal, Melville. Wir müssen reden”, sagt Andrew.
    „Der
is bei seiner Primogenin.“, antwortet mir Vanessa aber dennoch. Ich
setze mich ihnen gegenüber hin, ein zu naher Kontakt erscheint mir
unangebracht.
    „Erst
einmal, schön, dass du wieder da bist, Melville. Wir haben uns große
Sorgen gemacht.“ und endlich erhebt er sein Gesicht, er wirkt
bemüht freundlich.
    „Danke,
Andrew... und Vanessa.”. Sie sagt dazu kein Wort, blickt mich nur
stumpf an.
    „Wo
warst du denn die letzten Nächte?”, stellt Andrew die
entscheidende Frage. Und mit aalglatter Stimme und vollkommener Ruhe
sage ich
    „Ich
brauchte etwas Abstand, ich war außerhalb in einer meiner
Ferienhäuser und musste über vieles nachdenken.“ und dann
beschließe ich die Mitleids-Karte zu ziehen und sage weiter
    „Der
Verlust meines Erzeugers hat mich sehr schwer getroffen und
unverhältnismäßig aus der Bahn geworfen. Ich hoffe, ihr könnt mir
diesen kleinen emotionalen Zusammenbruch verzeihen?”. Zur Betonung
meiner Worte, senke ich mein Haupt und versuche möglichst betroffen
zu wirken. Ein Schauspiel erster Güte.
    Es
dauert lange bis Andrew antwortet.
    „Es
tut mir wirklich sehr Leid für deinen Verlust, Melville. Ich kann
mir gut vorstellen, wie es sich anfühlt, jemand geliebten
verabschieden zu müssen.”. Ich hebe meinen Kopf und sehe ihm in
die Augen. Ich überlege, ob es unangebracht ist nach seinem Verlust
zu fragen. Und allein diese Tatsache macht mir klar, dass ich drohe
die nötige Distanz zu brechen, meinen Anstand zu verlieren. Vor
einigen Nächten hätte ich über diese Nachfrage nicht einmal
nachgedacht. Also sage ich nichts. Er scheint meinem Blick nicht
lange standhalten zu können. Er wendet den Kopf und blickt leicht
seitlich von mir zu Boden.
    „Du
hättest anrufen können, dann hätten wir hier nicht so am Rad
gedreht!“, sagt Vanessa plötzlich vorwurfsvoll laut.
    „Es
tut mir leid, dazu war ich nicht in der Lage.”.
    „Wieso,
warste gefesselt?“, fragt sie pampig zurück. Und kurz überlege
ich, dass es im Grunde so war.
    „Ich
war psychisch zu abgelenkt, um den Kontakt zu suchen. Es tut mir
leid.”, doch ich klinge sicher weniger mild dabei.
    „Hast
du dann auch eine Erklärung für deinen Zustand, Melville?”,
meinen Namen betont sie dabei überdeutlich und zieht ihre
Augenbrauen hoch.
    Und
um nicht wirklich zu Lügen und sie dennoch zu besänftigen, antworte
ich
    „Ich
habe mir Dinge angetan, die ich so schnell nicht vergessen werde. In
mir ist durch das Erlebte etwas zerbrochen und ich versuche wirklich
eine Verbesserung meines Zustandes anzustreben.”. Das ich mit den
‚Dingen‘ keine selbstverletzenden Tätigkeiten meine, mit dem
‚Erlebten‘ nicht Benedict und mit einer ‚Verbesserung‘, die
mögliche Flucht in einen Pfad, ebenso wie Alfred, wissen sie ja
nicht.
    „Ist
schon gut, Melville. Wir verstehen.”. Ich kann hören, dass ich
Andrew mit meinen Worten überzeugt habe, aber Vanessa sieht mich
finster an. Ich werde sicher noch einmal unter vier Augen mit ihr
reden müssen.
    „Danke,
Andrew.“, sage ich dementsprechend. Kurz nehme ich meine
abschweifende Vorstellung wahr, Vanessa einfach vor mir knien zu
lassen. Meine Disziplinen auf sie anzuwenden und sie zu unterwerfen.
Doch ich umgreife lieber fester die Armlehnen, um nicht unbeherrscht
zu reagieren.
    „Also,
wo ist Daniel genau?“, frage ich ablenkend.
    „Seine
Primogenin ist seit gestern von ihrer Reise zurück und er trifft
sich gerade mit ihr.“, sagt

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