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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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es furchtbar verwirrend. Aber
ich wage nicht, nach seinem Clan und seinen Besonderheiten zu fragen,
denn er scheint mir vollkommen unbekannt. Und Sabbat-spezifisches
Wissen versuche ich zu meiden, um nicht in Probleme zu geraten.
    „Du
weißt schon, dass du damit nicht leben müsstest, oder? Mit deiner
Fratze.”.
    „Wie
meinst du das?”.
    „Nun
ja, wie würde ich wohl aussehen, wenn ich deinem Verständnis von
Sünde und Moral unterworfen wäre?”. Ja, er hat Recht, warum sieht
er nicht so aus?
    „Ich
fühle mich keinem besonderen Kodex oder dergleichen verpflichtet,
falls du das meinst?“, antworte ich.
    „Es
ist wohl eher eine Lebensphilosophie. Eine Frage der eigenen
Akzeptanz. Wenn du dich auf einen Pfad einlässt, der es dir erlaubt
auf andere Dinge als Menschlichkeit und Selbstaufgabe fokussiert zu
sein, dann kannst du dem entsagen.“ und deutet auf mein Gesicht.
    „Folgst
du so einem Pfad?”.
    „Ja,
das tue ich. Und das seit Jahrzehnten sehr erfolgreich.”, er wirkt
stolz, als er das sagt.
    „Wenn
wir uns wiedersehen, und das werden wir sicherlich, kann ich dir ja
mehr davon erzählen. Aber jetzt solltest du dich auf den Weg machen.
Du bist später als erwartet aufgestanden und ich will meinen Fahrer
ja auch wiederhaben.”. Ich drehe mich zu ihm und reiche ihm die
Hand. Er nimmt sie zufrieden an.
    „Dann
gute Fahrt, Melville.”.
    „Danke,
Alfred. Auch dafür, dass du mir geholfen hast.”.
    „Was
tut man nicht alles für den Feind.“ und schmunzelt noch einmal
erfreut.
    Dann
mache ich mich auf den Weg. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt und
ich habe ein wenig Angst davor, was mich zuhause erwartet. Sicher war
Alfreds Lachen für lange Zeit das einzige Lachen, das ich hören
werde.
    An
der nördlichen Stadtgrenze hält der Fahrer an, ich danke ihm und er
nickt mir stumm zu. Ich steige aus, er wendet den Wagen und macht
sich auf den Rückweg. Es ist schon nach Mitternacht. Durch diese
ganze Entwicklung sind mir, seit meiner Zeugung, schon gut zwei
Stunden Wachzeit entfallen. Mein Arbeitspensum und meine
Freizeitaktivitäten werden somit noch schwieriger zu bewältigen
sein. Aber trotz meines Aussehens, fühle ich mich wirklich gut.
Irgendwie erhaben... und selbst wenn ich jetzt an Benedict denke, tut
es weniger weh als vor zwei Nächten noch. Als hätte sich ein
Schutzmantel um mein Herz, um meine Emotionen gelegt. Ich bin weniger
verwundbar, es kann also nur besser werden.
    Ich
halte ein Taxi an, das gerade durch die Straße fährt. Der indische
Fahrer sieht mich erst etwas besorgt an, wahrscheinlich, ob ich krank
bin und ihm im Auto zusammenbrechen könnte. Doch mir wäre eher
danach, ihn zum Zusammenbrechen zu bringen. Aber er hat Glück, er
passt nicht in meine Beutevorstellung. Trotzdem freut sich mein
inneres Tier bei dem Gedanken, ihn für seinen anmaßenden Blick zu
bestrafen. Ja, ich höre es leise kichern.

    Nun
stehe ich hier, vor meiner eigenen Haustür. Das letzte Mal habe ich
Daniel hinausgezerrt, doch nun wage ich mich kaum hinein. Das Haus
ist erleuchtet und ich kann sie ganz leise durch die Tür hören. Ich
verstehe ihre Worte nicht, aber es scheint eine etwas lautere
Diskussion zu sein. Meine Schlüssel sind leider im Aktenkoffer. Ich
seufze einmal laut und hebe dann die Hand über die Klingel. Aber es
kostet mich zusätzlich Überwindung, sie auch zu betätigen. Ich bin
zurück.

Willkommen zu Hause

    Nachdem
die Klingel laut durch das Haus getönt hat, verstummen sie. Ich höre
Schritte auf die Tür zugehen und fast schon verhalten wird die Tür
geöffnet.
    Ich
sehe Vanessa und im Hintergrund Andrew.
    „Melville!”,
ruft Andrew laut aus, Vanessa sieht mich nur an und kurz habe ich den
Eindruck, ihre Augen würden rot leuchten, doch das muss ich mir
eingebildet haben.
    „Ja,
ich bin es.”, sage ich und trete demonstrativ an Vanessa vorbei, da
sie nicht den Anschein macht, beiseitetreten zu wollen.
    Und
als ich im Flur stehe, das fahle Licht der kalten Lampe über mir,
sieht Andrew mich. Er hält in seiner Bewegung inne, seine
Gesichtszüge wandeln sich von erfreut zu erschüttert.
    „Melville,
was...“, sagt er nur.
    „Ich
erkläre euch gleich alles, ich möchte nur gerne duschen und mich
umziehen.“ und ich gehe auch an Andrew vorbei, warte ihre Antworten
im Grunde nicht ab, sondern nehme die ersten Treppenstufen in das
obere Stockwerk. Seinen Blick eben ertragen zu müssen, hat mir doch
einen kleinen Stich versetzt.
    James
tritt, freudig überrascht, aus seinem

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