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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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an
mein Klüngel und mit jeder Erkenntnis werden die Gedanken dunkler.
Und schlagartig wird mir bewusst, warum ich überhaupt hier liege.
    Ich
reiße die Augen auf, er erschrickt erst etwas.
    „Wo
ist sie?“, rufe ich laut. Ich beachte den Bauchverband gar nicht
und auch nicht den Blutbeutel, der mit meinem Handgelenk verbunden
ist. Ich verschwende keinen Gedanken daran, warum es mir möglich
ist, solch eine Hilfe zu erhalten.
    Ich
erhebe mich und Andrew weicht zur Seite.
    „Meinst
du Vanessa?”.
    „Natürlich
meine ich sie. Sie hat versucht mich zu töten!”.
    „Wir
haben gehofft, dass es nicht so war. Aber sie ist... weg”.
    „Was
soll das heißen, weg?”, ich reagiere ungehalten und seine
schonende Art mir Informationen zu übermitteln, reizt meine Geduld.
    „Seitdem
ich dich gefunden habe, habe ich sie nicht mehr gesehen, Melville.“
und er greift an meinen Arm, um mich zu beruhigen. Ich schüttele ihn
nur ab, aber mir ist klar, dass ich noch nicht versuchen sollte zu
laufen. Es wird noch ein wenig dauern, aber der Schmerz ist annähernd
verflogen.
    „Ich
muss eine Aussage bei Mr Matherson machen. Wir sind doch im Elysium,
oder Andrew?”.
    „Ja,
das sind wir.”.
    „Wie
lange ist es her, dass diese kleine...”, er lässt mich lieber
nicht ausreden.
    „Drei
Nächte, Melville.”. Ich mache ein verächtliches Geräusch.
    „Drei
Nächte? Verdammt!”. Ich sehe ihm kurz in das Gesicht und sehe
seine Besorgnis, macht er sich etwa Sorgen um die Verräterin.
    „Hol
den Senegal, es muss jetzt schnell gehen! Es hat bereits viel zu
lange gedauert.”. Wortlos lässt er meinen Arm los und dreht sich
herum. Er verlässt den Raum und kurze Zeit darauf tritt Mr
Matherson, mit einem Diktiergerät bewaffnet in mein Zimmer. Sehr
gut.

    Ich
mache meine Aussage, dass sie mich töten wollte und ich Strafe
verlange. Dass ich sie zu möglichen Kontakten zum Sabbat befragen
wollte und sie sich seltsam verhalten hat. Und als ich sie nicht
gehen lassen wollte, obwohl sie mehr als verdächtig war, hat sie
mich angegriffen. Sie muss von der Geißel gejagt werden! Bei dieser
Aufforderung sieht mich der Senegal nur kurz an, nickt dann und nimmt
weiter meine Aussage auf.
    Ich
vertrete deutlich meinen Standpunkt, dass sie ihr Recht in unserer
Domäne verwirkt hat. Öfters verwende ich den Begriff ‘Schädling’.
Nach der Zeugenaussage verabschiedet er sich und betont, dass er sich
umgehend darum kümmern wird. Aber wenn die Geißel sie dann hat,
läge es nicht in meiner Entscheidung, was mit ihr passiert. Sehr
schade, meine Vorstellungen sind da mannigfaltig und nicht minder
grausam als ihre Tat.
    Jetzt,
wo sich die richtigen Leute darum kümmern, kann ich mich etwas
besänftigter wieder zurücklegen. Eigentlich fühle ich mich noch
etwas schwach, aber diese Lage wird sich ändern.

    Andrew
kehrt wieder zurück und schleicht sich in mein Zimmer, als wäre ich
ein wirklicher Patient, der nicht gestört werden darf.
    „Was
schleichst du dich so an, Andrew?”.
    „Du
bist wach?“, fragt er doch etwas überrascht.
    „Warum
sollte ich nicht?”.
    „Ich
dachte, weil du doch so schwer... ach egal. Wie fühlst du dich?”.
Er setzt sich wieder neben mich auf den Besucherstuhl.
    „Hat
niemand von meinem Clan nach mir gefragt?“, frage ich stattdessen.
    „Dein
Primogen hat sein Bedauern durch den Senegal ausdrücken lassen.”.
    „Ist
das alles?”.
    „Naja,
nun... ja.”. Ich blicke nach oben an die Zimmerdecke. Und ich weiß
nicht genau warum, aber ich höre mich sagen
    „So
fühlt es sich also an, wenn man langsam alles verliert...”.
    „Du
lebst. Das ist was zählt!”, sagt er überzeugt.
    „Ist
das so?”.
    „Sag
so etwas nicht, Melville. Das ist albern. Ich hab dich nicht
gerettet, damit du jetzt depressiv sein kannst.”, versucht er
gespielt vorwurfsvoll zu sagen. Ich drehe mein Gesicht wieder zu ihm
und sage
    „Danke,
Andrew. Wirklich.”. In letzter Zeit muss ich mich viel zu häufig
für meine Rettung bei anderen bedanken.
    „Du
brauchst dich dafür nicht bedanken.”.
    „Doch,
das muss ich. Also nimm es an.”.
    „Na
gut. Wenn es sein muss.”. Mein Blick fällt wieder auf den roten
Infusionsbeutel.
    „Wie
hast du mich gerettet? Also, ich meine, du hast doch nicht...? Das
kannst du nicht getan haben, wo du es selber doch so ablehnst.”.
Und sofort versuche ich meine Gefühle ihm gegenüber zu ergründen.
Doch könnte ich eine unnatürliche Bindung zu ihm überhaupt
erkennen?
    „Nein,
Melville, das

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