Melville
nicht. Zu köstlich, zu belebenden ist sein Geschmack.
Es
ist genau eine dieser Nächte, in denen Benedict unerwartet freizügig
mit seinem Gut ist und er sich immer wieder an meinen Reaktionen auf
sein geschenktes Glück erfreut. Ein, für mich berauschender und
fataler Umstand.
Er
findet mich kurz vor Sonnenaufgang. Ich sitze auf dem unteren Absatz
der Kellertreppe. Meine Hände blutig, mein Oberkörper und mein
Gesicht zerkratzt. Er setzt sich zu mir und blickt auf den
Kellerboden, der mit meinem Blut befleckt ist. Ich höre ein
unterschwelliges Atmen von ihm und es muss ihn sicherlich
Willenskraft kosten, so beherrscht neben mir sitzen zu können.
„Es
wollte raus.“, sage ich leise.
„Was
wollte raus?“, seine Stimme klingt ungewöhnlich dünn.
‚Das
Monster in meinem Kopf, das Tier in mir will raus. Das Wesen, das du
in mir heranzüchtest, bis du es endlich freilassen kannst. Es will
diese lächerliche Hülle abstreifen und frei sein!‘,
würde
ich ihm am liebsten antworten, stattdessen kommt nur ein
„Ach,
nichts…“, über meine Lippen.
„Versorge
deine Wunden, kehre vorher nicht zurück!“, sagt er mit scharfem
Ton. Ich stehe bereits auf, schäme mich für mein selbstverletzendes
Verhalten in Grund und Boden.
„Und,
Melville… ich möchte, dass so etwas niemals wieder in meinem Haus
passiert. Hast du mich verstanden? Reiß dich zusammen! Ich ziehe
keinen Irren groß!“, er klingt wirklich wütend. Tief lasse ich
Kopf und Schultern hängen, spüre den eigentlichen Schmerz meiner
Verletzungen kaum. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle, ein Zeichen
von Schwäche. Ich habe ihn enttäuscht!
„Es
wird nicht wieder vorkommen, Benedict. Das verspreche ich.“. Er
nickt nicht einmal zur Antwort, sondern blickt nur stur geradeaus.
Ich drehe mich um und gehe die Treppen hinauf. Die Gäste sind
bereits gegangen und ich gehe in das Bad, um herauszufinden, ob es
auch ohne einen Arzt gehen wird. Nicht ganz sicher, beginne ich mich
zu versorgen und meine Gewebereste unter den Fingernägeln zu
entfernen.
Um
ihm keine Schande mit meinem Äußeren zu machen, meide ich fast zwei
Monate den Kontakt zu ihm. Ich bin ein Schatten meiner selbst;
unfähig mich zu konzentrieren, denke ich nur an ihn. Und täglich
beginnt der Kampf erneut, dem Drang zu ihm zu gehen zu widerstehen.
Erst nach dieser für mich ewigen Zeit, kann ich ihm mein Gesicht
ohne Verletzungen präsentieren. Obwohl es sicher mit Hilfe seines
Blutes einfacher gewesen wäre, will er doch, dass ich meine Lehren
daraus ziehe.
Casino
Nach
längerer Suche in der tabuisierten, aber sehr frivolen Umgebung der
Fetischisten, Sadisten und sonstigen gemeinhin als Perverse
bezeichneten Welt, entdecke ich einen kleinen erlesenen Club, der
ausgesprochen reizvoll für mich ist. Nur einmal die Woche öffnet er
seine Tore für die elitäre Auswahl an Privatmitgliedern. Und mit
dem entsprechend großzügig ausgestellten Scheck, erhalte auch ich
dort Einlass. Ich nutze ihn, um mich inspirieren und unterhalten zu
lassen. Ich habe einen festen Platz, kein Servicepersonal stört mich
bei meinem Genuss, denn mit einer regelmäßigen Spende am Eingang,
sorge ich für meinen absoluten Freiraum, und dazu gehört es, nicht
angesprochen zu werden.
Öffentlich
werden hier Abstrafungen von Sklaven und Masochisten aufgeführt,
ebenso wie die Belohnung dieser. Meine Augen wandern von einer
ekstatischen Misshandlung zur nächsten, über sexuelle
Kreativausbrüche bis hin zur Inanspruchnahme von Hilfsmaschinen zur
Penetration, durch physische Fixierung gefügig gemachter und
gleichzeitig williger Opfer. Ich genieße stumm, doch mein Verstand
jubelt, jubelt und applaudiert.
Ich
sitze nun schon mehrere Wochen hintereinander in meiner mir
vertrauten Ecke, als ich sie bemerke. Ohne Begleitung durchstreift
sie mein Blickfeld und ich denke erst, dass sie auf mich zugeht, doch
sie nimmt an dem Tisch neben mir Platz. Sie würdigt mich nur mit
einem kurzen Blick und auch mir reicht ein kleiner Moment, um ihre
Erscheinung komplett zu erfassen. Die enge weiße Bluse, der knappe
Rock und die braunen Haare, etwas kürzer aber stilsicher
präsentierend ist ihr äußeres Erscheinungsbild wohlgefällig für
meine Augen. Seit ich mich an Benedicts Blut stärke, ist meine
Auffassungsgabe deutlich gesteigert. Und obwohl die Show in der Mitte
des Raumes gerade einen Höhepunkt erreicht, ist sie es, die mich
bannt. Ich lasse es mir nicht anmerken, doch nehme ich ihre Präsenz
mit all
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