Melville
der Domäne…“,
er räuspert sich wieder auffällig,
„und
den Nachbardomänen gegeneinander ausgespielt und versucht, mich an
ihrem Verlust gesundzustoßen. Mein Plan ist aufgeflogen. Ich weiß
nicht wirklich warum, jedenfalls betrachtet mich der Prinz jetzt als
eine Art Schandfleck. Aber nur mich, mein Küken ist außen vor. Und
ich hoffe, wenn Sie, Herr Lancaster, mit Ihrer Reputation, um die
Übernahme meines Kükens bitten würden, würde er es Ihnen sicher
gestatten. Meine Erzeugerin hat es mir verboten, Liam mit in Ihr Haus
zu bringen. Sie mag ihn nicht besonders.“. „ Mit diesem
Verhalten hat der Prinz natürlich vollkommen Recht. Sie sind ein
Schandfleck, nicht nur dieser Domäne, sondern für alle Ventrue.“,
antworte ich ermahnend. Und gleichzeitig scheint er rückratlos zu
sein, denn keine Spur von Zorn oder Missmut war nach meiner Aussage
auf seinem Gesicht zu sehen.
„Welcher
Generation sind Sie, Herr Walters?“, schließlich musste ich
wissen, ob es sich am Ende bei Liam um ein Dünnblut handeln könnte.
Dass man derlei direkte Fragen zur Generation normalerweise
tabuisiert, ist mir bei Herrn Walters egal. Er hat sämtliche
gesellschaftliche Achtung verspielt.
„Ich
bin Vampir der neunten Generation, Herr Lancaster.“. Und damit
endet mein Interesse an Herrn Walters komplett. Ich wende meinen
Blick ganz auf Liam und er nimmt diese Änderung meiner Haltung
anscheinend zufrieden wahr. Doch wirkt er dabei nicht arrogant oder
anmaßend. Er hatte nur das Pech, einen vollkommenen Versager als
Erzeuger zu haben. „ Komm her, Liam!“, befehle ich ihm.
Ohne eine Erlaubnis seines Erzeugers abzuwarten, setzt er sich in
Bewegung. Er geht um meinen Tisch herum und bleibt schweigend neben
mir stehen.
„Knie
dich nieder!“, wenn er alles tut, egalwas, sollte diese
Aufforderung ihn vor keine großen Probleme stellen. Ich nehme meinen
Kugelschreiber wieder in die Hand, während Liam gehorsam auf die
Knie geht. Ich konzentriere mich wieder auf meine Akten und ignoriere
die Anwesenheit von Herrn Walters ganz bewusst. „ Herr
Lancaster…?“, fragt Herr Walters verwirrt.Ich blicke
noch einmal auf.
„Sie
können gehen. Ich werde Ihnen morgen mitteilen, wie ich mich
entschieden habe. Guten Abend noch, Herr Walters.“. Er schaut noch
einmal zu Liam, doch dieser bewegt sich nicht und sieht ihn auch
nicht an. Mit unmotivierten Schritten geht er Richtung Tür und
verlässt schließlich den Raum.Mehrere Stunden
vergehen, ich telefoniere, unterzeichne Papiere und betrachte ihn
gelegentlich grübelnd. Meine neue Firma braucht, besonders Anfangs,
viel Aufmerksamkeit. Alles muss in richtigen Bahnen laufen, doch
dieses ungewöhnliche Angebot lenkt mich ein wenig ab.Liam
bewegt sich währenddessen keinen Zentimeter und gibt auch kein
Geräusch von sich. Wohlgestimmt nehme ich seine Demut zur Kenntnis.
Dennoch behält er etwas Erhabenes in seinem Anblick.„Du
hast ihn dazu gebracht, mich zu fragen, oder Liam?“, Nach Stunden
der Nichtachtung, spreche ich ihn plötzlich an. Er wirkt sehr ruhig,
mein Blick streift nur kurz sein Gesicht.„Was lässt Sie
das glauben, Herr Lancaster? Habe ich etwas falsch gemacht?“.
„Ganz
im Gegenteil, mein junger Ventrue, ganz im Gegenteil.“. Ich lächle
fast unmerklich und sortiere weiter meine Unterlagen, um bald darauf
das Büro verlassen zu können. Irgendetwas an seinem Lächeln vorhin
und auch an seiner Art, wie er sich mir präsentiert, sagt mir, dass
er dieses ganze Schauspiel inszeniert hat und seinen Erzeuger nur als
Vorwand missbraucht. Und wenn dem so sein sollte, hat er wirklich gut
ausgeprägte manipulative Kräfte, die sich für mich als sehr
nützlich, aber gleichzeitig auch als gefährlich erweisen
könnten.„Jagt der Prinz euch beide wirklich?”, ich
blicke ihn an. Sein Blick ist zwar gesenkt, aber ich erkenne deutlich
seinen Mund und wie er sich zu einem Lächeln formt.
„Jedenfalls
ist Herr Walters davon überzeugt. Und er wird wegrennen, wie ein
feiger Hund, und mich freigeben...hoffentlich!”. Selten habe ich
bei einem Ventrue Küken gehört, dass er seinen Erzeuger so
ablehnend betrachtet. Wir wurden alle von jemandem gezeugt und meist
verbindet uns doch eine positive Emotion oder eine andere Macht mit
dieser Person. Und sei er auch nur ein guter Mentor, um die
Kükenphase unbeschadet zu überstehen. Doch Liam scheint
richtiggehend erleichtert bei dem Gedanken an die Verscheuchung
seines Erzeugers. Kurz fühle ich mich an Benedict erinnert
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