Melville
zu
deiner Hauptbeschäftigung werden, was würde dich dann sonst noch
vom Sabbat unterscheiden?”. Er sieht mich lächelnd an.
„Keine
Sorge, Herr Lancaster, ich habe mich unter Kontrolle.“.
„Gut,
Liam, denn Kontrollverlust geht meist mit Lebensverlust einher.”
und lächle zurück.
Akzeptanz
So
forme ich Liam langsam, aber beständig nach meinen Vorgaben.
Mehrmals bin ich bei Verhandlungen mit seinen Kunden anwesend und
deutlich merke ich seinen rhetorischen Wandel von ‘höflicher
Dienstleister’ hin zu ‘kalt, aber logisch verhandelnder
Geschäftsmann’. In kleinen Dosen lasse ich ihn meinen stolze
Anerkennung spüren, aber auch deutlich meinen Zorn, falls ein Kunde
unerwartet abspringt. Somit versucht er es beim nächsten
Verkaufsgespräch immer besser zu machen. Ich gewähre ihm erste
Kundenkreise, die sonst nur ich persönlich betreuen würde. Meine
Agentur ist mittlerweile auf über zwanzig Mitarbeiter angewachsen,
natürlich nichts im Vergleich zu meinem Londoner Bürokomplex, aber
es ist eigentlich von Vorteil, als Firma klein zu sein und somit agil
agieren zu können. Flexibel kann ich mich so auf dem ständig sich
dynamisch verändernden Markt bewegen und dabei maximale Gewinne
erwirtschaften.
Montags
und donnerstags geht Liam jagen und ich begleite ihn dabei immer.
Dreimal musste er bisher seine Jagd abbrechen, da die Frauen ihn
nicht in ihr Haus lassen wollten. Einbrechen ist nicht unsere,
beziehungsweise seine Art. Aber seine Erfolgsquote ist unter seiner
extremen Beuteeinschränkung enorm und er entwickelt ein natürlich
animalisches Selbstbewusstsein, einzig meine Worte bringen ihn immer
unter Kontrolle. Die mögliche Methode, sich die Frauen als eine Art
mobile Herde zu unterwerfen, lehnt er aber ab. Er empfindet es nicht
als Jagd, denn auch er jagt aufgrund der Lust am Erlegen der Beute,
nicht wegen dem Durst allein. Menschen gegenüber macht er aber
sicher optisch schon einen leicht bedrohlichen Eindruck, doch seine
Künste im charismatischen Ausdruck, gepaart mit seiner schönen
Erscheinung, lassen ihn jede Frau für sich gewinnen. Oft auch ohne,
dass er seine Disziplinen anwenden muss.
Ich
halte Liam permanent im Blutsband mittleren Grades, er ist treu
genug, dass ich ihm alles glauben kann, aber nicht zu abhängig von
mir, als das er eine Belastung für mich werden könnte.
Ich
vertraue ihm soweit, dass ich beginne ihm mit direkten Worten meine
Ideologie näher zu bringen. Ich warte einen ruhigen Abend ab und
bitte ihn, sich zu mir zu setzen.
„Liam,
ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen.“.
„Natürlich,
Herr Lancaster, ich hoffe ich habe Sie nicht verärgert oder
dergleichen?”.
„Nein,
Liam, ganz im Gegenteil, es geht vielmehr um den nächsten Schritt,
den ich dir zutraue.“. Ich beobachte aufmerksam jede seiner
Regungen und Gesichtsausdrücke und ich lasse ihn auch ganz bewusst
merken, dass ich das tue.
„Hast
du deinem Tier in dir, deinem Biest, eigentlich schon einmal genau
zugehört? Hast du diese Stimme in dir jemals so laut werden lassen,
dass sie dich anschreit und deinen Körper fast kontrolliert?”. Wir
sitzen uns dicht gegenüber und er sieht mich etwas erschrocken an.
„Nein,
das habe ich noch nicht. Außer vielleicht... ich glaube, als ich
nach meiner Erschaffung in diesem dunklen Raum erwachte und dieser
Mensch plötzlich bei mir war. Da habe ich es gehört, aber ich habe
es nicht wirklich verstanden. Ich habe meinen Erzeuger einmal danach
gefragt, was das genau war, aber er meinte nur, dass es das Tier in
uns allen ist und dass es eine Sünde wäre, es zu sehr zuzulassen.
Er meinte, selbst als Vampir müssen wir uns ja nicht benehmen, wie
die Monster aus den Geschichten.”.
„Verstehe
mich nicht falsch Liam, ich möchte auch auf keinen Fall, dass du
dich diesem Tier komplett hingibst, ich tue das schließlich auch
nicht. Aber es kann hilfreich sein, ihm immer mal wieder zu lauschen
und sich etwas von ihm treiben zu lassen. Denn es wird dir klar und
ohne Umwege direkt sagen, was du bist und was du willst. Der
Deckmantel deiner menschlichen Erziehung würde momentan eh
verhindern, dass du verstehen könntest, was es zu sagen hat. Du
würdest es verabscheuen.“. Er nickt bedächtig, fast als könnte
er jetzt schon verstehen, was ich ihm genau sagen möchte.
„Ich
habe meine ersten Kontakte mit diesem inneren Monster bereits als
Ghul gemacht. Es kam hin und wieder vor, dass mein Domitor und
späterer Erzeuger mir viel oder auch
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