Melville
Freude sein, dich solange zu reizen, bis ich mir deiner schlecht
unterdrückten Emotion gewiss sein kann.
„Jonas?”,
frage ich hauchend.
„Ja...
ja, was kann ich für Sie tun,... Sir?“. Ich lächle ihn belohnend
an, dafür, dass er seine Anrede für mich bereits richtig gewählt
hat.
„Jonas,
bist du schwul?”. Eine kurze Zeit des Schweigens, ich blicke
weiterhin zu Liam. Als Jonas immer noch nicht antwortet, greife ich
mit festem Griff in seinen Nacken und ziehe sein Gesicht ganz nah an
meine Lippen. Mit bedrohlich leiser Stimme zische ich in sein Ohr
„Ich
habe dir eine Frage gestellt, ich erwarte eine Antwort, Jonas.“.
Ich würdige ihn dabei keines Blickes. Schnell und krampfig antwortet
er
„Ich
weiß es nicht.. ich glaube schon.“.
„Du
glaubst?”, ich lache kurz verachtend auf.
„Das
solltest du für heute Nacht besser wissen, mein lieber Jonas.“. Er
lässt etwas gedemütigt seinen Blick zu Boden fallen. Ich lockere
meinen festen Griff, er zieht sich zurück. Dann erlaube ich es mir,
den Blick von Liam zu lösen, er würde vor Scheu eh nicht noch
einmal nach hinten blicken, aber ich sehe fast förmlich, wie
gespitzt seine Ohren uns versuchen zu lauschen. Doch es wird ihm
nicht gelingen, die Scheibe zwischen Fahrer und der hinteren
Sitzreihe ist zu undurchlässig. Ich sehe Jonas an, ein Häufchen
Elend, nur ein schlechtes Wort von mir und er möchte sich am
Liebsten nie wieder dem Tageslicht zeigen. Ein Lob und er ist der
König seiner eigenen kleinen, beschränkten Welt. Ich lege mein
harmlosestes Lächeln auf, beuge mich über ihn und er empfängt
mich, es war auch nicht anders zu erwarten. Unfreiwillige Hingabe ist
meine Spezialität. Lust empfunden, dort wo keine sein sollte. Ich
küsse ihn wieder, fordernder diesmal, nicht abwartend, ob er es
möchte oder nicht. Seine Gefühle sind mir egal, für meinen
Geschmack könnte er sich auch ruhig etwas wehren, doch das kommt
gewiss noch. Das Kribbeln in mir wird immer schwerer auszuhalten,
doch ich lege keine Hand an ihn. Küsse und schmecke nur seine süße
Unschuld, seine Schüchternheit. Ich lasse meinen Oberkörper langsam
sinken, lasse ihn mein Gewicht spüren, meine Kälte. Er schlingt
seine Hände um mich, hält mich fest bei sich. Er hat sich
anscheinend entschieden; was er glaubt zu sein, scheint heute feste
Wahrheit für ihn zu werden. Ich gebe nicht nach. Nur die erregte
Vorfreude treibe ich damit weiter in die Höhe, solange bis es sich
in einem Exzess der Gefühle in mir ergießen wird. Bis ich
explodiere und ihn mit mir reiße, in ein dunkles Nichts, welches ihn
ausgebrannt zurücklassen wird, hilflos, verzweifelt und
begehrenswert. Ich werde mich an seinem Untergang ergötzen. Ob ich
Liam gestatte zu erfahren, was aus dem jungen Mann wird? Hat er ein
Recht darauf, es zu wissen, oder besser, hat er ein Recht darauf
reinen Gewissens weiter meinen Vorgaben zu folgen?
Nein,
er sollte es erfahren, sollte alles wissen. Wissen, dass seine Wahl,
mich zum Erzeuger haben zu wollen, nicht gänzlich ohne Folgen für
seine heile Weltanschauung bleiben wird. Fast schon freue ich mich
auch auf seinen schockierten Gesichtsausdruck, während das Leben aus
dem einen Manne kriecht, wird das beobachtende Tier geweckt. Was wird
stärker sein, seine tierische Akzeptanz oder seine menschliche
Betroffenheit? Alles Fragen, die mir durch den Kopf schießen, in
diesem doch eigentlich kurzen Moment der Hingabe. Jonas Lippen
zittern, Tränen hängen in seinen Augenwinkeln, ein leises
„Danke”,
haucht er mir entgegen, ich setze mich zurück auf meinen Sitz. Ich
ziehe ihn mit mir, drücke ihn sanft mit seinem Oberkörper auf
meinen Schoß. Sein Kopf kommt auf meinen Knien zur Ruhe, mit einem
fast hypnotischen Gefühl berühre ich langsam sein Haar. Ich weiß
genau, an was mich diese Situation erinnert und dieser schmerzhafte
Gedanke lässt mich kurz zögern. Doch nur kurz. Ich greife in sein
volles Haar, kraule sanft und fast verliebt seinen Kopf. Nehme seine
Brille ganz vorsichtig von seiner Nase, falte sie zusammen und lege
sie in meine Hemd-Brusttasche. Ich bin zufrieden. Ohne ein weiteres
Wort zu wechseln, fahren Jonas und ich so durch die Nacht. Er als
mein Schoßtier, ich als sein Herr. Doch er wird mir natürlich
niemals so viel bedeuten, wie damals ich Benedict. Es ist zwar eine
ähnliche Szenerie, aber die Intentionen sind ganz andere. Immer
wieder fällt das Straßenlaternenlicht auf Jonas Gesicht, ich
betrachte ihn eingehend. Er ist
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