Melville
hübsche Männer hat
diese Gegend auch zu bieten. Meine Augen heften sich an einen blonden
jungen Mann, um die einundzwanzig Jahre alt, knapp einen Meter
siebzig groß, ein Student vielleicht, eine zarte Brille liegt auf
seiner Nase. Eine schwere Seitentasche trägt er bei sich, ich tippe
auf Laptop und Bücher. Mein Finger legt sich an den Knopf für die
Gegensprechanlage.
„Halten
Sie an, Frank, und warten Sie auf mich.“. Der Wagen fährt langsam
rechts ran. Der junge Mann nimmt uns nicht wahr, er trägt Kopfhörer
und scheint ganz vertieft in seine Gedanken. Erst als ich plötzlich
neben ihm laufe und ihn ansehe, blickt er hoch. Er wirkt irritiert.
Wie ich diesen ersten Blick immer genieße, seine zarte, rosige Haut,
sein Duft, ich empfange sämtliche Eigenschaften die ihn ausmachen
und der Wunsch ihn zu kosten wird in mir immer stärker. Instinktiv
nimmt er die Kopfhörer heraus und bleibt stehen. Ich tue es ihm
gleich und lächle ihn schließlich an.
„Einen
schönen guten Abend...?”, ich sehe ihn fragend an.
„Ähm...
Jonas”, antwortet er und räuspert sich nervös.
„Jonas
Maler.“.
„Einen
schönen guten Abend, Jonas. Ich fuhr hier so durch die Gegend, auf
der Suche nach jemand besonderem und da fiel mein geschulter Blick
auf dich Jonas. Woran kann das wohl liegen?“. Er errötet etwas.
„Wie
bitte?... Entschuldigen Sie. Ich… ich muss weiter, verzeihen Sie
bitte“. Er deutet an, weiter laufen zu wollen. Sein auffälliges
Selbstentschuldigen, sein schüchternes Verhalten, alles Köder für
mein Interesse an ihm. Ich hebe meine linke Hand und lege sie ihm auf
die Brust. Meine Augen fixieren die Seinigen und mein Spiel beginnt;
an der Bewegung seines Brustkorbes spüre ich, wie er innerlich
kämpft, kämpft und verliert. Für diesen Augenblick bin ich das
Einzige, was in seiner Welt existiert, sieht nur mich, hört nur
meine Stimme. Ich sehe seine Abwehr fallen, seine Mauern brechen,
sein Blick wird etwas glasiger. Eben noch schlug sein Herz schnell
und sein Atem war ruckartig, jetzt spricht er ruhig, lächelt und
wirkt sehr entspannt.
„Komm
mit mir, Jonas, die Nacht ist noch jung.“.
„Ja...
ich... komme mit.“. Seine Worte fallen noch etwas holprig aus, doch
das wird sich noch geben. Ich nehme seine Hand und führe ihn zum
Wagen. Deutlich erkenne ich Liams leicht verwirrten Gesichtsausdruck.
Ja, ein ‘Mann’, Liam, schockiert dich das? Ich öffne die Tür,
lasse Jonas einsteigen, folge ihm dann umgehend und Frank fährt los.
Jonas
sieht mich erwartungsvoll an.
„Lege
doch deine schwere Tasche beiseite, Jonas.“. Er folgt meiner
Anweisung, sehr eifrig sogar. Als ich ihn anlächle, sehe ich, wie er
etwas erschauert, seine Augen sich kurz länger schließen, er sich
mit seiner Zunge über die Lippen fährt, um sie zu befeuchten. Er
legt die Jacke ab, obwohl ich ihn nicht dazu aufgefordert habe, seine
Stimme zittert etwas.
„Und
wie... wie heißen Sie?“. Ich greife nach seiner Hand, sie ist ganz
warm. Ich ziehe ihn etwas näher an mich heran und flüstere leise in
sein Ohr
„Fürs
Erste reicht es, wenn du mich ‘Sir’ nennst.”. Er sieht mich
leicht erschrocken an, sich der möglichen Bedeutung und Folgen
meiner Worte bewusst werdend küsse ich ihn. Küsse ihn lang und
erforschend. Anfangs ist er noch sehr zurückhaltend, immer wieder
ablehnend, doch je länger der Kuss dauert, umso mehr ich ihm
klarmache, was ich will, desto hingebungsvoller wird er. Ich habe
ihn.
Als
ich von ihm ablasse, sehe ich seine geröteten Wangen, seine Scham.
Seine Unschuld fließt unter meinen Händen davon. Ich führe, er
folgt.
Während
Jonas noch mit leicht geschlossenen Augenlidern meine Gegenwart in
sich aufnimmt, sehe ich Liams neugierigen Blick. Er hat sich auf dem
Vordersitz herum gedreht und beobachtet uns. Sein Blick haftet fest
an meinem Spielzeug. Als Liam endlich merkt, dass auch ich ihn
beobachte und ich seine Neugier vollends entlarvt habe, dreht er sich
schnell wieder nach vorne. Ich lache leise. Was trieb deinen Kopf
eben zu mir, Liam? Zorn, Neid, Intoleranz oder am Ende sogar
Eifersucht? Ich werde es schon herausfinden. Du müsstest eigentlich
wissen, dass ich bei den Geschlechtern nicht wählerisch bin, dein
Erzeuger selbst hat es damals angesprochen. ‚Mein Ruf eilt mir
voraus‘
.
Es sollte dich also nicht verwundern, so müssten
Zorn und Intoleranz entfallen. Was ist es also nun? Der Neid oder die
Eifersucht, vielleicht auch eine Mischung aus beidem? Es wird mir
eine
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