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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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Konsequenzen meine eben
gewonnene Erkenntnis, die Unterlagen der Camarilla betreffend, haben
könnte. Trotzdem spüre ich natürlich deutlich, dass es mir alles
andere als gleichgültig ist, Liam jetzt so gehen lassen zu müssen.
Ich hatte mich an ihn gewöhnt, doch habe ich ihn überschätzt. Er
ist bei Weitem nicht in der Lage, meiner Philosophie zu folgen. Er
lebt seine eigene Interpretation der Menschlichkeit und bedient sich
einfach nur einem gesunden Egoismus, die ihn vor Schlechtem bewahrt.
Doch trotz der Trauer, die ich bestimmt auch empfinde, fühle ich
eine gewisse verspielte Neugier auf die Möglichkeit, seine Karriere
jetzt noch beobachten zu können. Nur um ihn dann tief fallen zu
sehen, tiefer vielleicht als ich es jetzt noch erahnen kann. Und ich
werde mit einem Glas Blut in der Hand am Rand stehen und
applaudieren. So wie ich es jetzt auch tue, nachdem alle ernannt
wurden und der Prinz noch einmal eingehend die Regeln und Statuten
der Camarilla und der Maskerade erörtert. Sicher eine Stunde noch.
Und dann bin ich gespannt, ob Liam sich meinen Glückwünschen
verweigert oder entzieht. Oder ob er es erträgt wie ein Mann und das
Schauspiel meistert.

    Kaum
ist die Ansprache vorbei, erheben sich alle Anwesenden und gesellen
sich zu ihren ehemaligen Küken. Es erinnert ein wenig an den ersten
Schultag als Mensch. Doch viele der älteren Vampire um mich herum,
können sich an ihren ersten Schultag sicher nicht mehr erinnern.
    In
dem Gewühle der Personen, sehe ich nicht wie Liam geht. Finde nur
heraus, dass er nicht mehr unter den Neuen ist. Ich frage aber auch
nicht nach ihm. Das war es also. So beendet er es. Er rennt einfach
davon, dieses Verhalten ist mir jedoch schon bekannt und ich weiß
auch, dass man von Fliehenden immer wieder hört. Ich verlasse früher
als erwartet das Elysium. Etwas alternativlos entschließe ich mich,
in meine Firma zu fahren. Sicher hatte Liam heute etwas Besseres vor
als zu arbeiten. Hier habe ich also meine Ruhe.

    Ich
hänge mein Jackett über einen der Besucherstühle in meinem Büro
und lockere meine Krawatte. Ich überlege, ob ich heute nicht noch
Jagen gehen sollte. Eine willkommene Abwechslung in all der
Tristesse.
    Ich
setze mich an meinen Schreibtisch. Keine Post für mich, keine
Unterlagen. Der Rechner ist ausgeschaltet und die gesamte Etage
meiner Firma ist dunkel. Heute war Sonntag. Jeder menschliche
Mitarbeiter hatte frei und die anderen zu Ehren von Liam einen
Urlaubstag. Ich bin allein.
    Ich
falte meine Hände und stütze mein Gesicht auf ihnen ab. Ich
versinke in Gedanken, schließe meine Augen und genieße die Stille.

Sie

    „Herr
Lancaster?”, ich schrecke zusammen, ich habe niemanden eintreten
gehört. Ich fahre mit meinen Händen an die Krawatte und ziehe sie
zusammen, räuspere mich und da erst realisieren meine Augen, was sie
da eigentlich sehen. Mein Blick legt sich auf das schönste
Frauengesicht, dem ich je begegnet bin, ihre zarte Haut, die
schwarzen Haare, die rauchig blauen Augen. Ihre Lippen, ja, an ihren
Lippen bleiben meine Augen hängen und ich erkenne ein Lächeln.
    „Verzeihen
Sie, ich war nur kurz... wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“.
    „Nein,
dürfen Sie nicht, Herr Lancaster.”, sagt sie mit einer
zartschmelzenden Stimme. Egal was ihre Stimme mir sagen würde, durch
ihren Klang, wird es immer eine Wohltat sein. Ich verpasse mir selbst
eine geistig kräftige Ohrfeige und reiße den Kopf etwas hoch und
blicke ihr schließlich in die Augen, so wie es sich gehört. Sie
nimmt derweil auf dem Stuhl vor mir Platz und sagt
    „Ich
bin Ihr vier Uhr Termin, ich bin mir sicher, dass Sie darüber
informiert sind.“. Der schwarze Balken?
    „Ja,
ich sehe, Sie verstehen, Herr Lancaster.“ und das Weiß ihrer Zähne
konkurriert mit dem Glanz ihres Lippenstiftes.
    Der
rote Lippenstift.
    Ihre
zarten, mit Lederhandschuhen bedeckten Hände, das schwarze Kostüm,
das an entscheidenden Stellen auch mehr verrät als dass es verdeckt.
Ich schlucke kurz und ich spüre unangenehm, wie mein Kehlkopf hüpft
und sie es sieht.
    „Ich
bin hier, um für meine Seite unserer Gesellschaften Ihren
Untersuchungsstand zu ermitteln. Sie sammeln ja fleißig Daten und
sind auch schnell an Ihren Tatorten, nicht wie ihr Vorgänger, da
dauerte es schon mal eine Woche, bis er sich auch dorthin bequemte.”.
Ich sehe sie nur mit dem Gefühl, ich könnte meine Stimme verloren
haben, an. Etwas stümperhaft frage ich zögerlich
    „Sie
kennen meinen

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