Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
Vom Netzwerk:
Bischöfin,
natürlich wird ihr Haus bewacht. Und das sicher nicht nur von
Dingen, die ich sehen kann.
    Ich
blicke mich um und erkenne einige Stühle auf der Terrasse. Langsam
gehe ich auf sie zu und setze mich. Mein Blick richtet sich zu den
Sternen, während ich die Schachfigur aus meiner Tasche nehme und sie
eingehend betrachte. Gregoris Kunst, Elinas Magie und Sophias
Zuneigung. Gedankenverloren vergesse ich die Zeit und genieße die
einsame Stille, um meine Pläne etwas formen und verstehen zu können.
Doch es fällt mir schwer mich zu konzentrieren. Immer wieder sendet
mir mein ‚Es‘
Bilder von Liam und auch Marlene in den Verstand. Es
will von mir für die Taten gelobt werden und ich tue es, indem ich
mich bei diesen Gedanken leicht erregt fühle. Doch dadurch verliere
ich immer wieder die wichtigen Dinge. Ich schließe die Augen, um
mich besser konzentrieren zu können und wiege die Figur in meinen
Fingern. Doch alles was es bewirkt ist, dass ich mich beginne nach
Blut zu sehnen. Ich erinnere mich an den Geschmack von Menschenblut
in meinem Mund. Wie lange ist es her, dass ich draußen auf der Jagd
nach ihnen war? Fünf, vielleicht sechs Nächte? Viel zu lange, eine
Ewigkeit. Ich werde mich damit abfinden müssen, dass ich, solange
ich auf dieser niedrigen Stufe der Menschlichkeit verweile, kaum in
der Lage sein werde rationale Gedanken zu haben oder Entscheidungen
zu treffen. Doch wie Elina schon sagte, solange es so ist, werde ich
keine wichtigen Aufgaben erhalten. Und diese Nutzlosigkeit meinem
Rudel gegenüber lässt mich seufzend ein- und ausatmen.
    „Bedrückt
dich etwas?”, ich schrecke etwas hoch. Sophia steht an die
Terrassentür gelehnt hinter mir und sieht mich etwas besorgt an. Ich
erhebe mich schnell und lasse die Dame wieder in meiner Jacke
verschwinden.
    „Nein,
es ist nur... es ist noch alles so fremd, so neu. Aber das wird
schon.“ und krampfhaft versuche ich ihr zu zulächeln. Doch mein
Tier hält nicht viel von gekünstelter sozialer Interaktion und
dementsprechend schlecht ist mein Versuch.
    „Lügst
du deinen Ductus etwa an, Melville?“, fragt sie sanft lächelnd und
geht auf mich zu.
    „Du
kannst mir ruhig sagen, was dich bedrückt. Du brauchst vor mir keine
Geheimnisse zu haben oder dich zu schämen.”. Ich senke den Blick
und überlege, ob sie Recht haben könnte. Nach einer kurzen Weile,
in der sie auch nach meiner Hand gegriffen hat, flüstere ich leise
    „Ich
habe Angst...”.
    „Wovor
denn, Melville? Bis jetzt sind doch alle freundlich und zuvorkommend,
oder?”.
    „Ja,
das sind sie. Es geht auch nicht um andere, es geht um mich. Ich habe
Angst mich zu verlieren. Ich spüre, wie
‚Es‘ an meinem Verstand kratzt und immer mehr
Aufmerksamkeit fordert. Ich kann kaum einen Gedanken formulieren ohne
dabei an... naja, an Dinge zu denken die mich verführen sollen,
meinen Trieben mehr nachzugeben... das ist so lächerlich!”.
    „Nein,
Melville, das ist es ganz und gar nicht. Ich kann mir nur schwer
vorstellen, was du durch machst. Aber ich glaube dir, dass es sicher
wirklich anstrengend für dich ist. Aber du musst jetzt einfach
standhaft bleiben und dir selbst vertrauen. Ich glaube auch fest
daran, dass du es schaffen wirst. Wir brauchen dich, Melville... ich
brauche dich.“ und mit diesen Worten geht sie näher auf mich zu
und umarmt mich. Vorsichtig lege ich meine Arme auch um sie. Und kaum
rieche ich ihren Duft und spüre ihren schönen Leib, überkommen
mich wieder diese Gedanken. Die Vorstellung sie zu packen und ihr die
Kleider vom Leib zu reißen. Mich an ihr zu vergehen und sie zu
schänden. Aus Verzweiflung über meine eigenen Vorstellungen, umarme
ich sie noch fester und hoffe, dass ich willensstark genug bin, um
bis zu meinem Unterricht mit Alexej keinerlei Taten dieser Art zu
zulassen. Es wäre nicht nur eine Schande, es wäre mein Tod. Soviel
steht fest.
    „Ich...”.
    „Ja,
Melville?”.
    „Ich
wollte dir nur noch etwas sagen, bevor ich vielleicht nicht mehr in
der Lage dazu bin. Und du solltest es aufrichtig aus meinem Mund
hören. Auch wenn du es im Grunde schon weißt.“.
    „Was
gibt es denn, Melville?”, sie stellt sich etwas vor mich und sieht
mir in die Augen.
    „Ich
liebe dich, Sophia. Sicher, Elina hat dir das schon mitgeteilt, aber
ich wollte es dir selber sagen. Ich liebe dich. Und ich erwarte
nicht, dass du mich zurückliebst. Fühle dich nicht unter Druck
gesetzt oder dergleichen. Es ist einfach nur, wie es ist.”.
    Sie
blickt sich

Weitere Kostenlose Bücher