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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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ist das Set
von Sophia für immer unvollständig.”.
    Ich
sehe sie mit großen Augen an.
    „Er
schnitzt Knochen? Er ist doch ein Tzimisce, er kann sie doch formen
wie er möchte, oder nicht?”, da kommt er mit einem großen
dampfenden Topf wieder in den Raum und antwortet für Elina, da er
mich offensichtlich gehört hat.
    „Das
eine ist eine Disziplin, das andere ein Kunsthandwerk. Nur wer beides
mit meisterhaftem Können beherrscht, hat es verdient mit diesen
Materialien zu arbeiten. Und Übung macht den Meister.”. Und mit
diesen Worten geht er mit dem großen Topf wieder in seine Räume.
Ich sehe ihm hinterher und fühle mich ein wenig unbehaglich bei dem
Gedanken, dass er aus seinen Opfern Kunstwerke schnitzt. Und sicher
sind seine Opfer auch bewusst nur für
sein Handwerk ausgewählt.
    Und
es dauert keine zehn Minuten, da nehme ich wieder das dumpfe Hämmern
wahr. Ich stelle mir lieber nicht genauer vor, was er bei der
Erzeugung dieses Geräusches eigentlich tut.
    „Sei
nicht so schockiert, Melville, soweit ich weiß, ist dein Hobby auch
nicht ganz ohne.“, sagt sie leicht mahnend und fährt fort
    „Im
Sabbat darf sich jeder selbst entfalten und niemand darf den anderen
verurteilen oder selbst abgestraft werden, solange die Taten sich
nicht gegen die Gemeinschaft oder die Obrigkeit wenden! Also,
versuche damit vertraut zu werden und verurteile Gregori nicht. Aber
sicher ändert sich das eh bald, wenn Alexej sich um dich gekümmert
hat.”.
    „Alexej?“.
    „Ja,
dein Mentor, damit dein Gesicht nicht ganz zerfällt und du von
deinem Tier getrieben durch die Nacht hetzt.”, sie kichert leise,
nachdem sie das gesagt hat.
    „Alexej.“,
wiederhole ich noch einmal leise. Sie will gerade wieder zum Buch
greifen, als ich nachfrage
    „Wo
ist denn Sophia? Ist sie nicht im Haus?”.
    „Sophia
kümmert sich um die Diözese und spricht im Gemeindehaus mit dem
Prisci. Sergej ist auch bei ihr”. Ich tue einfach mal so, als ob
ich alle Worte verstanden hätte und nicke nur.
    „Wann
kommt sie zurück?”, Elina lächelt mich an und antwortet
    „Es
ist schön zu sehen, dass du trotz deines dämonischen Äußeren
immer noch Gefühle für sie empfindest. Ich habe noch nicht viele
wie dich, jene am Rande des moralischen Wahnsinns, gesehen. Doch ich
weiß, dass diese Wesen normalerweise nicht mehr imstande sind,
sanfte Gefühle zu empfinden.”. Ich falte die Hände zusammen und
denke wirklich über ihre Worte nach. Werde ich beim nächsten
zwangsläufigen Schritt in meine eigene Dunkelheit keinen Wert mehr
auf Sophias Nähe legen? Ich hoffe doch nicht.
    „Sie
wird gegen ein Uhr wieder da sein. Dann können wir endlich das
Rudelritual durchführen. Ach ja, wenn du mich schon daran erinnerst,
ich habe noch einiges vorzubereiten. Mach es dir gemütlich oder sieh
dich um, ganz wie du möchtest. Bis später dann, Melville.“.
    „Auf
dann, Elina.”, sage ich leise und betrachte sie eingehend, während
sie sich eine Etage tiefer in den Keller begibt.
    Das
Hämmern ist immer noch ohne Unterlass zu hören. Ich habe allmählich
das Gefühl, dass es sich wie ein Schmerz in meine Schläfen drängt.
Ich kann nicht genau sagen warum, denn direkten Ekel empfinde ich für
Gregoris Handwerk eigentlich nicht, aber dieses Geräusch macht mich
verrückt.
    Ich
gehe zur Terrassentür und trete in den Garten hinaus. Hier ist das
Geräusch nicht zu hören.
    Eine
sternenklare Herbstnacht. Dichte Nadelbäume begrenzen das
Grundstück, doch es ist sehr weitläufig. Ich erkenne das mir
gegenüberliegende Ende nicht, nur einzelne kunstvoll geformte Büsche
und kleine Wege, die sich durch die Anlage schlängeln.
    Ob
sie nach mir suchen? Sicher bin ich zur Blutjagd freigegeben,
vogelfrei. Und kurz überkommt mich ein gewisses Gefühl
der Scham, bei dem Gedanken, dass ich Benedicts Arbeit, die er in
mich investiert hat, mit diesem Schritt auch zunichte gemacht habe.
Er wäre sicher sehr enttäuscht von mir.
    Ich
atme einmal tief aus, doch kein Hauch bildet sich vor meinem Mund.
Mein Körper ist eben so kalt wie die Luft, die mich umgibt.
    Ich
höre ein leises Geräusch und ducke mich instinktiv ein wenig und
fletsche meine Zähne.
    Ja,
das Tier kontrolliert bereits meine Reflexe.
    In
einiger Entfernung sehe ich eine Art Wachmann über das Gelände
laufen, er sieht mich, nickt mir zu und dreht weiter seine Runden.
Langsam nur entspanne ich mich wieder und nehme eine natürlichere
Haltung an. Was hatte ich erwartet? Sie ist eine

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