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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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kurz um und überprüft sicher, ob uns jemand sehen kann.
Dann beugt sie sich vor und küsst mich. Nur kurz, aber liebevoll.
    „Danke,
Melville. Das bedeutet mir sehr viel.”. Ihr Lächeln lässt mich
fast dahinschmelzen und für einen kurzen Augenblick vergesse ich
meine Sorgen.
    „Wir
sollten jetzt reingehen. Es wird Zeit, dass wir unser Rudel mit einem
Ritual festigen. Bist du bereit?”. Ich atme kurz ein und sage
    „Ja,
das bin ich.”. Dann geht sie vor und ich folge ihr. Und mich
beschleicht das hoffnungsvolle Gefühl, dass ich ihr immer folgen
werde.

Blutrausch

    Sie
führt mich die Kellertreppe hinunter und im Gegensatz zu dem, was
ich erwartet habe, ist hier unten eine Art Tempel untergebracht. Wir
durchqueren mehrere Räume mit Schriften und Fresken von dämonischen
Szenen und schmerzverzerrten Gesichtern. Ähnlich wie in Kirchen, nur
mit den Bildnissen der Untoten Gemeinschaft. Immer wieder erkenne ich
das Symbol der Zwillingslilien. Eindeutig ist das Elinas Reich.
    Im
hintersten Raum dieser unterirdischen Kirche soll dieses Ereignis
stattfinden. Schwere samtene Stoffe bedecken die Wände, der Boden
ist mit Sitzkissen ausgestattet und Elina steht nur in einem Hauch
aus roter Seide gekleidet an einem Altar und begrüßt uns. Gregori
und Sergej sitzen bereits auf ihren Plätzen und ich bin dankbar
dafür, dass Gregori normale Kleidung und keine Handwerkssachen mehr
trägt. Sophia führt mich zu einem freien Platz und deutet mir mich
auch hinzusetzen. Sie setzt sich dann mir gegenüber und blickt stumm
zu Elina.
    „Dies
ist ein ganz besonderer Augenblick, wie wir ihn nur selten
zelebrieren dürfen. Es ist das erste Mal in diesen Räumen, dass wir
ein neues Mitglied in unser Rudelblut aufnehmen. Schließt die Augen
und sprecht mit mir die heiligen Worte Lilith, um uns ihrer Gnade
würdig zu erweisen.”. Schwer liegen mir Elinas Worte in den Ohren.
Ich sehe wie die anderen die Hände falten und mit geschlossenen
Augen ihr Haupt senken. Ich tue es ihnen gleich.
    „Sprecht
mir nach. Wir dienen dir, um dein zu sein.“, leise murmelnd
wiederholen wir ihre Worte. Ich bin nervös, diese Art des Umgangs
miteinander ist mir vollkommen neu.
    „Nur
gemeinsam können wir bestehen und das Wort verbreiten. Wir vertrauen
und achten uns, unsere Schwester, unser Bruder. Vereint im Blute sind
wir einander vertraut. Wir schützen uns, wir helfen uns. Niemand,
der darüber steht. Ewig für die Herrschenden, ewig für den Ductus.
Ihr könnt die Augen wieder öffnen.”. Ich bin von den
beudetungsschwangeren Worten etwas benommen und erkenne nicht gleich
was Elina vorhat. Sie lässt die Träger ihres Seidenkleides
herunterrutschen und steht kurz darauf nackt vor uns. Es ist mir
etwas unangenehm, aber es scheint Teil dieses Rituals zu sein. Sie
hockt sich zu uns und nimmt das spitze dünne Messer und den Kelch
zur Hand, die vor uns in der Mitte liegen.
    „Dieses
Blut ist für euch, so wie euer Blut für mich ist.”, sagt sie und
sticht sich selbst ganz langsam das Messer in den Brustkorb. Ich
erschrecke erst etwas, doch die anderen bleiben ruhig. Unbeirrt
treibt sie die Klinge voran und kein Schmerz ist in ihrem Verhalten
zu erkennen. Tiefdunkles Blut tritt aus der Wunde hervor, direkt aus
ihrem Herzen. Sie führt den Kelch an die Brust und lässt etwas
davon hineinfließen, bis sie ihre Wunde wieder schließt.
    Dann
hebt sie den Blick und steht auf. Sie setzt sich vor ihren Ductus.
Sophia öffnet bereits ihre Bluse ein wenig, schließt die Augen und
wiederholt die Worte von Elina.
    „Dieses
Blut ist für euch, so wie euer Blut für mich ist.”.
    Ich
kann kaum hinsehen, schließlich ist dieses Ritual nicht gerade
ungefährlich. So tut sie es mit jedem, jeder gibt sein Herzblut für
das Rudel, bis sie bei mir ankommt. Zögerlich öffne ich mein Hemd,
ich fürchte mich vor dem Schmerz, den das Messer hervorrufen wird.
Sie lächelt nicht, wirkt sehr ernst, als sie die Klinge ansetzt. Und
dann spüre ich das kalte Metall, wie es langsam in mich gleitet.
Vorbei an meinen Rippen, mitten hinein in mein Herz, fast schon
betäubend schmerzhaft. Ein leichtes Ächzen entfährt meinen Lippen
und dann fühle ich auch schon mein Blut hervorquellen. Ich sage die
verlangten Worte, obwohl ich sie fast schon vergessen habe. Elina
nickt mir zu und führt den Kelch an die Wunde. Einige Sekunden
sammelt sie mein Lebenselixier, dann darf ich das offene Fleisch
wieder verschließen.
    „Begebt
euch nun auf demütige Knie und empfangt unser

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