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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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reden und die Beleidigungen und Anmaßungen von damals drängen sich in meinen Verstand. Ich hebe die Hand und setze die Nadel an. Stich um Stich durchbohre ich ihr Fleisch, das Blut strömt ihren Hals entlang. Ich nähe ihr den Mund zu, so wie sie es verdient hat.
    Das hat sie nicht verdient,
quengelt es im Hintergrund meiner Gedanken leise.
    „Doch! Das hat sie!”.
    Und mit einem Ruck ziehe ich den Faden stramm und reiße die Wunden damit auch noch weiter ein. Wieder dieses manische Lachen von mir selbst.
    „Und jetzt, bring es zu Ende!”. Die Nadel baumelt von ihrem Mund, während ich in der anderen Hand das Messer fühle.
    „Lass sie ausbluten, wie sie es mit dir vorhatte, Melville!”. Und ich zögere nicht lange, keine Gegenwehr in meinem Kopf, keine Zweifel mehr. Langsam gleitet die Klinge tief durch ihren Hals, der weiße Kehlkopf scheint hervor, bis sie schließlich zur Seite fällt. Eine große rote Pfütze bildet sich zu meinen Füßen und ich werfe das Messer zur Seite. Barfuß lasse ich ihre Vitae meine Füße benetzen. Es fühlt sich gut an.
    Und als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, tauche ich wieder in die Finsternis.
    Es scheint eine Ewigkeit zu sein, körperlos harre ich aus.
    Ein erneutes Licht zeigt mir meinen nächsten Gegner und kaum erkenne ich diese Fratze, bohren sich meine wieder vorhandenen Fingernägel in meine Handinnenflächen. Alfred!
    Er steht seitlich zu mir und hält einen Golfschläger in der Hand. Immer wieder betrachtet er etwas, anscheinend einen Golfball am Boden, aber ich sehe keinen. Ich gehe etwas seitlich an ihm vorbei und erkenne sein verhasstes Grinsen wieder. Und ich spüre wie Zorn und Hass mich durchströmen. Andrew, er hat mir Andrew genommen und mich damals der emotionalen Hölle ausgesetzt. Hat uns gefoltert, Andrew körperlich und mich geistig. Er hat mich verachtet, meine Not missbraucht und sich dann an meiner Verzweiflung ergötzt.
    „Du...”, raune ich wütend.
    „Du... Abschaum...”. Um ihn zu töten und zu hassen brauche ich kein Tier in mir, das mich anfeuert. Alfred scheint mich nicht zu hören, konzentriert steht er auf seinem Flecken Wiese und wartet auf den Moment des Abschlags.
    „Du hast ihn mir weggenommen! Du allein bist schuld an allem!”. Ich gehe Schritt um Schritt auf ihn zu.
    „Du konntest es nicht ertragen, dass ich dir nicht folgen wollte!“
    Ja, so ist es richtig... flüstert es leise in mir und kichert.
    Mit einem kräftigen Stoß werfe ich Alfred zur Seite. Er scheint irritiert und nicht zu verstehen. Er sieht mich einfach nicht! Der Schläger fällt ohrenbetäubend laut zu Boden, ich werfe mich auf ihn und nach seinem Ausdruck zu urteilen muss ich eine Tonne wiegen. Ich fixiere ihn so am Boden und habe plötzlich einen Pflock in meiner Hand. Und eine rasche Bewegung später treibe ich das Holz durch sein Herz, so wie er es damals Andrew antun ließ. Er erstarrt, mit offenen Augen, angsterfüllt.
    „Du hast ihn dazu gebracht, mich zu verlassen! Ich hasse dich! Ich hasse dich!“ und mit diesen Worten beginne ich sein Gesicht zu zerkratzen. Unfähig sich zu wehren, reißen ihm die Hautfetzen vom Gesicht. Ich fühle das kalte Gewebe unter meinen Fingernägeln, doch ich höre nicht auf. Niemals! Und mit meinen ungnädigen Hieben beginnen die Blutspritzer das Gras zu bedecken. Laut klatschen die Tropfen auf, ich fühle die Raserei, doch bevor sie unkontrollierbar wird, verschwindet die Szene wieder plötzlich.
    Ich bin nur noch Gefühl, nichts weiter außer Hass, Wut und Zorn. Und diese grausame Welt, in der ich versuche durch mein Handeln ein neues Leben zu erschließen, lässt mir kaum Zeit mich zu beruhigen.
     
    Da steht sie vor mir. Ich fühle noch das Blut an mir kleben und die innere Anspannung in mir pulsieren, während ich ihre sanften Gesichtszüge erkenne und ihre liebliche Stimme sagt
    „Mein kleiner Melville, ich hab dich so vermisst... komm, nimm deine Mama in die Arme.”.
    Und das ist der Moment, in dem ich breche, auf die Knie sinke und flehe
    „Ich kann nicht... nicht sie... nicht sie!”. Tränen der Verzweiflung schießen mir in die Augen. Ich spüre ihre warme Hand an meinem Rücken.
    „Nicht traurig sein, mein Schatz. Es wird ja alles wieder gut.”.
    „Wenn du sie endlich los bist, kannst du frei sein. Endlich frei von all den Ängsten, die dich plagen, die dich innerlich auffressen!“ und kaum habe ich diese Worte mit meinem eigenen Mund zu mir gesprochen, hebt sich mein Blick. Sie sieht mich

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