Melville
ihr gekommen seid, als der Sabbat euch brauchte. Als
Frankfurt euch brauchte. Diese Zeiten voller Entbehrungen sind nun
vorüber und gemeinsam blicken wir einer goldenen Zukunft entgegen.
Wir sind Sabbat. Ich beuge mein Haupt vor euch.”. Sie macht eine
Verbeugung, ergriffen und teils voller Inbrunst erwidert die
versammelte Kainitenmeute diese Verbeugung. Und ich natürlich mit
ihr.
Der
letzte im Bunde hebt eine Art Bulle empor und beginnt zu verlesen.
„Der
Sabbat soll wie ein Mann hinter dem Regenten der Sekte stehen. Wenn
nötig, soll ein neuer Regent gewählt werden. Der Regent soll Hilfe
gegen Unterdrückung gewähren und allen Sabbatmitgliedern ihre
Freiheit lassen. Alle Sabbatmitglieder sollen ihr Bestes tun, um
Ihren Führern zu dienen, solange besagte Führer den Willen des
Regenten umsetzen. Alle Sabbatmitglieder sollen sich gegenseitig vor
den Feinden der Sekte schützen. Persönliche Feindschaften sollen
persönliche Angelegenheiten bleiben, sofern sie nicht die Sicherheit
der Sekte gefährden. Alle Sabbatmitglieder sollen das Territorium
des Sabbats vor allen anderen Mächten beschützen. Der Geist der
Freiheit soll das Grundprinzip der Sekte sein. Alle Sabbatmitglieder
sollen Freiheit von ihren Führern erwarten und verlangen.”. Dann
rollt er die Schriftrolle wieder zusammen, hebt die Faust und ruft
„Wir
sind eine Familie... also lasst uns feiern.”. Ich weiß, dass er
einige der Prinzipien des Mailänder Kodex vorgetragen hat. Eine Art
Leitfaden für Sabbatmitglieder, ähnlich den Traditionen der
Camarilla.
Allgemeiner
Jubel bricht aus, die Musik beginnt erneut dröhnend den Saal zu
füllen und die Masse verstreut sich wieder ein wenig. Unsere drei
Bischöfe verlassen die Bühne und mischen sich sozusagen unter das
Volk. Sophia und Sergej gesellen sich nun endlich auch zu uns.
Gregori gratuliert Sophia zu ihren klugen Worten und Elina umarmt
sie. Ich bin mir etwas unschlüssig, wie ich mich ihr gegenüber
verhalten soll, ich befürchte der Alkohol könnte mich ihr gegenüber
zu zutraulich werden lassen. Also bleibe ich lieber still und nicke
ihr nur zu. ‚Gierige
kapitalistische Ventrue‘. Viele Kellner mit Gläsern
mischen sich jetzt unter die Gäste, sicher ist es gleich
Mitternacht. Und wirklich, etwa fünf Minuten später beginnt der DJ
mit einer elektronisch verzerrten Stimme von zehn rückwärts zu
zählen. Es gibt Dinge, die ändern sich einfach nicht, egal zu
welcher Gruppierung man gehört.
Um
Punkt Mitternacht zünden diverse Konfetti-Bomben und die Menge liegt
sich euphorisch in den Armen. Und jetzt endlich schaffe auch ich es,
Sophia etwas näher zu sein. Sie flüstert leise in mein Ohr
„In
zehn Minuten an der Bar im ersten Stock. Ich hole dich ab.”, dann
drückt sie mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange, ebenso
wie Sergej, Gregori und Elina. Ich denke, ich konnte kein besseres
Rudel erwischen. Sophia verschwindet dann schließlich mit Sergej
wieder in der Menge.
Ich
stelle mein Glas und die fast leere Flasche achtlos auf das Tablett
eines Kellners und sage zu Gregori und Elina
„Entschuldigt
mich kurz...”, doch die beiden sind selbst so abgelenkt, dass es
nicht wirklich wichtig ist. Gregori wird anscheinend etwas
zutraulicher seinen Ghulinnen gegenüber und Elina ist in ein
spontanes, sehr religiöses Gespräch mit einer anderen Frau
vertieft. Sie werden meine Abwesenheit sicher nicht mal wirklich
bemerken. Ich setze mich in Bewegung Richtung erstes Stockwerk. Ich
bin gespannt, was sie mit mir vorhat.
Ich
stelle mich an die Bar, kaum jemand ist hier oben. Viele genießen
die Aussicht von den Balkonen auf das städtische Feuerwerk oder
tummeln sich im Erdgeschoss. Und ich kann mich nicht einmal an der
Bar anlehnen, als ich auch schon ihre rauchig verführerische Stimme
höre „Komm. Folge mir.”. Sie zieht mich an der Bar vorbei in die
hinteren, für Gäste nicht einsehbaren Bereiche. Vorbei an Kisten
mit leeren Gläsern und Ersatzdekoration für die Tische. Sergej
steht an einer Tür und wartet auf uns.
„Pass
auf. Wir sind gleich wieder zurück.”, er nickt ihr pflichtbewusst
zu und ich bin mir nicht mal sicher, ob er versteht, was hier gerade
passiert. Sie zieht mich in das kleine Büro hinein, in dem sonst
sicher Planungen vorgenommen werden.
Kaum
hat sich die Tür geschlossen, drängt sie mich energisch auf den
Bürostuhl. Ich lächle ihr wohlwissend zu und versuche sie zu
küssen. Doch sie lässt es nicht zu.
„Ich
denke, heute wirst du
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