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Melville

Melville

Titel: Melville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Elter
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nicht an, sondern versuche es lieber mit
direkter und ehrlicher Gewalt. Ich habe einen immensen Blutvorrat
heute Abend, also lasse ich meine untoten Besonderheiten lieber in
physische Ausprägungen fließen. Ich schlage beide nieder, damit
keiner auf die Idee kommt zu fliehen. Zwinge sie, ihre Gefühle zu
formulieren und sich gegenseitig wieder aufzuhelfen. Ich missbrauche
ihre Menschlichkeit, ihre weiche und vorhersehbare Moral, die sie
dazu zwingt, in so einer Krise schützend zu handeln. Dennoch schlage
ich sie immer wieder zu Boden. Solange, bis sie begriffen haben, wo
sie hingehören. Vor mir kriechend im Staub. Ich vergesse Gregori,
ich vergesse die Feier über mir. Diese Stunde widme ich ganz den
beiden.

    Mit
blutigen Händen greife ich nach meinem Glas und der Flasche an der
Tür und trete hinaus. Die beiden geben keinen Ton mehr von sich. Ich
habe nicht von ihnen getrunken, dazu waren sie nicht da. Ich bedanke
mich auf dem Flur bei der Rothaarigen für den guten Service und
mache mich noch vor ihrer Meldung auf den Weg zurück zu den anderen
Gästen. An der Garderobe zum Treppenaufgang treffe ich Gregori
wieder. Sein Jackett mag vielleicht rein sein, aber der Rest seiner
Kleidung ist es nicht.
    „Na,
Spaß gehabt?”, frage ich lachend in seine Richtung und blicke auf
sein Hemd.
    „Und
du?”, fragt er nur zurück und betrachtet meine Hände. Lachend
nehmen wir beide wieder die Stufen nach oben. Bis jetzt ist die
Silvesterfeier ein einziger rauschender Abend für mich. Und noch ist
nicht einmal Mitternacht vorbei.
    Wir
tummeln uns unter die wartenden Gäste und auch Elina gesellt sich zu
uns. Amüsiert blickt sie uns beide an und stellt wohl mit
Zufriedenheit fest, dass Gregori und ich gut miteinander auskommen.
Ich umarme sie etwas überschwänglich und sage ihr, wie sehr ich
mich freue sie wiederzusehen. Sie tätschelt mir leicht auf den
Rücken und flüstert mir ins Ohr
    „Du
bist betrunken...”.
    „Nur
vor Glück, Elina, nur vor Glück...”. Und während alle auf die
Ansprache warten, reinige ich meine Hände mit einem Stofftuch, dass
ich einem Kellner entwende.

    Drei
Personen betreten die Bühne, auf der zuvor noch der DJ die Musik
aufgelegt hat. Ich erkenne Sophia und die beiden, mit denen sie oben
noch gemeinsam am Tisch saß. Die Feiernden werden ruhig und
sämtlicher Betrieb und alle Gespräche werden eingestellt.
    Der
links von Sophia stehende Mann beginnt die Ansprache.
    „Ich
hoffe, meine Lieben, dass ihr euch alle gut amüsiert?”, ein kurzer
Jubel bestätigt seine Hoffnung, aber die Geräuschkulisse ebbt
schnell wieder ab.
    „Das
Jahr war ein ganz besonderes Jahr für uns. Wir haben es geschafft,
die magische Grenze von fünfhundert Mitgliedern in der Diözese
Frankfurt/ Offenbach zu überschreiten und ihr dürft stolz auf euch
sein. Denn damit sind wir die größte je erfasste Diözese des
Rhein-Main-Gebietes und wir machen noch lange nicht Halt.”. Wieder
tosender Applaus.
    „Auch
wenn es Anfang des Jahres noch nicht danach aussah, haben wir viele
wichtige Firmen und Strukturen der Menschen unter unsere Kontrolle
gebracht. Und ich bin voller Zuversicht, dass wir bereits nächstes
Jahr die Camarilla komplett aus Frankfurt und Offenbach vertreiben
können. Es ist kein Platz für derartige Geschwüre, wenn wir das
Heilmittel sind. Also, feiert euch selbst, feiert laut, sie sollen
ruhig hören, vor wem sie demnächst erzittern werden.”.
    Er
hebt sein Glas in Richtung Menge und wir erheben unsere Gläser
zurück. Dann ergreift Sophia das Wort.
    „Gleich
wird die Uhr Mitternacht schlagen und sie wird uns damit auch
erinnern, dass eine neue Zeit anbricht. Unsere Zeit. Gemeinsam haben
wir uns es selbst ermöglicht stark und unabhängig zu sein. Ich weiß
noch, wie Bischöfe anderer Diözesen uns Drei vor Jahren gewarnt
haben, dass man Frankfurt nicht erobern könne. Zu fest wären die
Wurzeln der Camarilla, zu gierig-kapitalistisch ihre Ventrue, als
dass sie auch nur einen Quadratmeter hergeben würden. Doch ich sage
euch eines: wir fragen nicht, wir nehmen uns was wir wollen. Und
nichts kann sich uns verweigern, denn wir sind die Wahrheit, der
Verstand und die Erkenntnis, die diesen Blinden fehlt! Ich sehe viele
mutige und tapfere Gesichter unter euch, mit denen wir gemeinsam
gerade diese schwierigen Anfänge durchgestanden haben. Die es mit
uns zusammen möglich gemacht haben, nun Neue in einer sicheren
Umgebung willkommen heißen zu können. Ich danke euch für eure
Mühen und das

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