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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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vor und lässt sich wieder zurückfallen gegen die harte Wand des Wasserturms. Der Aufprall raubt Helmud für einen Moment die Luft, dann beginnt er leise zu stöhnen und zu wimmern, bis El Capitán ihn anraunzt, endlich still zu sein.
    Wie lange ist Pressia Belze schon weg? El Capitán weiß es nicht. Seine Uhr ist stehen geblieben. Das Funkgerät ist tot, er hat keine Verbindung zu seinem Hauptquartier.
    Als El Capitán endlich die schwarze Limousine entdeckt, die sich mit einer großen Staubfahne im Schlepptau nähert, ist er mehr wütend als erleichtert. Der Wagen schlängelt sich mit geringer Geschwindigkeit durch die Deadlands. Der Kurs muss eine Ursache haben – fährt der Fahrer so eigenartig, weil er fürchtet, dass ein Dust aus dem Boden kommt und ihm den Weg versperrt? Schwer zu sagen.
    Schließlich hält die Limousine beim Wasserturm. Sie ist staubbedeckt, und an den Reifen klebt Erde. Sie waren in einer fruchtbaren Gegend? El Capitán richtet sich auf, und aus irgendeinem Grund fängt Helmud erneut an zu wimmern. »Halt die Klappe, Helmud!«, befiehlt El Capitán und schüttelt sich und damit Helmud auf seinem Rücken. Helmuds Nacken macht knackende Geräusche, doch er ist nicht tot. Das macht er manchmal.
    Der Fahrer bleibt im Wagen sitzen, ohne die Scheibe herunterzulassen. El Capitán geht zur hinteren Tür und öffnet sie. Ingership ist nicht zu sehen, was nicht weiter überraschend ist. Seine Besuche sind immer kurz. Pressia lehnt auf der anderen Seite an der Scheibe, die Beine übereinandergeschlagen, eine Hand vor den Augen. Im schwachen Licht der Innenraumbeleuchtung wirkt sie mitgenommen und geschrumpft. El Capitán steigt ein und zieht die Tür hinter sich ins Schloss, dass es kracht. Auf dem Sitz zwischen ihnen liegt ein brauner Umschlag mit dem Namen Pressia Belze darauf. Der Umschlag ist aufgerissen. Er sieht zerknittert aus, als hätte jemand ihn weggeworfen und wieder aufgehoben.
    »Wir fahren zurück zur Basis, richtig?«, fragt El Capitán den Fahrer.
    »Kommt darauf an«, antwortet der. »Ich befolge jetzt die Befehle von Belze.«
    »Was? Belze?«
    »Das ist richtig. Ingerships Anordnung.«
    El Capitán ist so lange bei der OSR, und dann kommt Pressia Belze und übernimmt das Kommando? Nach einem Essen mit Ingership? »Ingership hat angeordnet, dass Belze mir übergeordnet ist? Shit.«
    »Shit«, echot Helmud.
    »Das ist richtig, Sir.«
    El Capitán rutscht nach vorne auf den Beifahrersitz und senkt die Stimme. »Sie sieht übel zugerichtet aus.«
    »Sie ist nicht tot, falls du das meinst«, sagt der Fahrer.
    El Capitán kehrt in den Fond zurück. »Pressia«, sagt er leise.
    Sie hebt den Kopf und blinzelt. Ihre Augen sind rotgerändert und trübe.
    »Alles okay?«, fragt El Capitán.
    Pressia nickt. »Ingership wohnt in einem Zelt, wie die alten Araber.«
    »Tatsächlich?«, fragt El Capitán.
    »Tatsächlich?«, wiederholt Helmud.
    Pressia blickt durch die Scheibe nach draußen. Sie hebt ihre Puppenkopffaust und bewegt sie leicht hin und her, wie ein Kopfschütteln. Spricht sie jetzt durch die Puppe zu ihm? Sie sieht El Capitán an, als wollte sie ihn fragen, ob er die Geste verstanden hat. Vermutlich traut sie dem Fahrer nicht über den Weg, möchte nicht, dass er irgendetwas von ihrer Unterhaltung hört.
    El Capitán nickt und beschließt, seine Vermutung zu überprüfen. »War es schön? So weit oben, meine ich?«
    »Wunderschön«, sagt Pressia und schüttelt erneut den Puppenkopf. El Capitán begreift. Irgendetwas ist passiert. Etwas Schlimmes. Sie kann nicht reden. »Sind das die Befehle?«, fragt er und deutet auf den Umschlag.
    »Ja.«
    »Spiele ich eine Rolle?«
    »Sie wollen, dass du mich unterstützt.«
    »Ich warte auf Befehle, Belze«, sagt der Fahrer. »Wohin soll ich dich bringen?«
    »Der Ton gefällt mir nicht«, sagt El Capitán. Er überlegt, ob er dem Fahrer eine Kopfnuss geben soll, doch dann lässt er es. Er will Pressia nicht verärgern.
    »Mein Ton muss dir nicht gefallen«, sagt der Fahrer.
    Pressia hebt den Umschlag und schüttet den Inhalt aus: Ein einzelnes Blatt mit einer Liste von Befehlen, ein Foto von einem alten Mann, der friedlich in einem Krankenhausbett liegt, und ein kleines Gerät, wie El Capitán es seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hat, höchstens kaputt: schwarze Bildschirme, geschmolzenes Plastik, ein paar Tastaturen, Teile, die mit menschlichen Körpern verschmolzen sind. »Der Blip«, sagt sie zu El Capitán. »Wir müssen den Blip

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