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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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ihre schlimmsten Sünden gesehen haben. Während wir gegen die Läden unserer Häuser schlugen wie gefangene Vögel und unsere Köpfe gegen Gefängniswände hämmerten, haben wir sie beobachtet. Wir allein wissen heute, wie sehr sie sich selbst hassten, wie beschämt sie waren, wie schwach, wie selbstsüchtig, wie abscheulich und wie sie diese Gefühle zuerst gegen uns richteten – gegen uns und gegen ihre eigenen Kinder – und schließlich gegen die ganze Welt.« Sie setzt sich wieder auf ihren Stuhl. »Sie ließen uns zum Sterben zurück, und wir tragen heute unsere Kinder mit uns, Kinder, die sich niemals von uns lösen werden, die mit uns verwachsen sind. Unsere Liebe ist unsere Bürde.«
    Im Raum ist es still. Einen Moment fragt sich Pressia, was aus dem oder den Kindern der Guten Mutter geworden sein mag. Sie scheint nicht mit einem Kind verschmolzen, sondern lediglich mit den Glassplittern und dem Kreuz des Fensters. Wurden ihre Kinder auf Scheiterhaufen verbrannt?
    »Wohin bist du gegangen, als du verschwunden bist?«, will die Gute Mutter von Pressia wissen.
    »Die OSR hat mich gefangen und in ein Offizierstraining gesteckt. Zuerst hatte ich keine Ahnung warum. Ich wurde zu einem Außenposten gebracht, einem Farmhaus. Ein Offizier und seine Frau leben dort draußen. Sie arbeiten für das Kapitol. Sie bauen Nahrungsmittel an.«
    »Ungenießbare Nahrungsmittel«, sagt die Gute Mutter. »Wir wissen davon. Wir sind bis dorthin vorgedrungen, aber nicht viel weiter. Wir behalten es im Auge.«
    »Sie haben meinen Großvater entführt. Er ist im Kapitol. Als Geisel, nehme ich an. Ich habe den Auftrag, den Reinen und seine Mutter zu Ingership zu bringen. Dort draußen streifen Spezialkräfte des Kapitols umher, eine Art halb wilder Superspezies, denen wir Partridge und seine Mutter übergeben sollen.«
    »Spezialkräfte?«, fragt Partridge. »Außerhalb des Kapitols?«
    »Meine Befehle lauten, nach allem Ausschau zu halten, was nach Medikamenten oder Drogen aussieht, sobald wir deine Mutter gefunden haben«, sagt Pressia. »Sie glauben, dass sie in einer Art Bunker oder Bau ist.«
    »Wenn das Kapitol glaubt, dass sie dort ist, dann ist das ein gutes Zeichen, oder?«, fragt Partridge.
    »Es bedeutet, dass wir sie finden müssen, bevor das Kapitol sie findet«, sagt Bradwell. »Wir haben Konkurrenz.«
    »Ich kann nicht zurück ins Kapitol, und meine Mutter auch nicht. Wir gehen niemals zurück.«
    »Wir können helfen«, sagt die Gute Mutter. »Normalerweise spreche ich nicht mit Toten, aber es muss sein. Es ist eine Frage der Bezahlung. Verstehst du, wir haben das Mädchen für euch gefunden, und wenn ihr lebend nach draußen in die Meltlands wollt, um deine Mutter zu finden, dann braucht ihr wohl oder übel unseren Schutz.«
    Pressia sieht Bradwell fragend an. Stimmt es, dass sie die Hilfe der Mütter brauchen?
    Er nickt.
    »Ich weiß nicht, ob wir etwas haben, das euch wertvoll genug erscheint«, sagt Pressia.
    Die Gute Mutter betrachtet die Waffen. »Woher habt ihr die?«, fragt sie.
    »Aus einer alten Metzgerei«, sagt Bradwell.
    »Bist du Metzger?«
    »Nein. Ich habe den Laden entdeckt, als ich klein war. Kurz nach den Explosionen.«
    »Willst du Waffen als Bezahlung?«, fragt Pressia.
    Die Gute Mutter lächelt Pressia an. »Ich habe alle Waffen, die eine Frau sich nur wünschen kann.« Sie streckt die Hand aus. »Gib mir eins von diesen.«
    Pressia greift nach unten und hält der Guten Mutter eines der Messer hin, mit gesenktem Kopf und mit dem Griff zuerst.
    »Warst du bei deiner Mutter, als es zu Ende ging?«, fragt die Gute Mutter.
    »Ja.«
    »Verlust ist Verlust ist Verlust«, sagt sie und berührt die Klinge. »Entweder du verstehst es, oder du verstehst es nicht.«
    »Was für eine Bezahlung schwebt dir vor?«, fragt Pressia.
    Die Gute Mutter beugt sich vor und wendet sich an Partridge. »Wir haben dich schon eine Weile beobachtet, bevor meine Mütter eingeschritten sind. Weißt du, wie oft wir euch inzwischen hätten töten können und auf wie viele Arten?«
    Partridge schüttelt den Kopf.
    »Wenn du deine Mutter finden willst, brauchst du unsere Hilfe. Die Frage ist also, bist du bereit, dafür ein Opfer zu bringen oder nicht?«
    Partridge sieht Bradwell und Pressia an.
    »Deine Entscheidung«, sagt Bradwell leise.
    Die Gute Mutter zeigt mit dem Messer auf Partridge. »So jedenfalls sehe ich das. Du bist lange genug hier gewesen, oder nicht?«
    »Lange genug für was?«, fragt Partridge.
    »Um nicht

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